Hattingen/Ennepe-Ruhr-Kreis- In zwei schafhaltenden Betrieben in Hattingen sind insgesamt drei Tiere positiv auf die Blauzungenkrankheit getestet worden. Darüber hinaus gibt es in Gevelsberg, Hattingen, Herdecke und Sprockhövel sieben weitere Verdachtsfälle. Hier wartet das Veterinäramt des Ennepe-Ruhr-Kreises noch auf die Untersuchungsergebnisse der Blutproben, die dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Westfalen übermittelt werden.
Die Blauzungenkrankheit ist eine Viruserkrankung, die für Menschen ungefährlich ist. Sie wird von infizierten Stechmücken auf Wiederkäuer – Rinder, Schafe, Ziegen – übertragen. Während der Krankheitsverlauf bei Schafen und Ziegen tödlich sein kann, stellt sich bei Rindern in der Regel nach einiger Zeit Linderung ein.
Klinische Symptome sind Teilnahmslosigkeit, hohes Fieber, vermehrtes Speicheln, Rötung und Schwellung der Kopfschleimhäute sowie die Schwellung und Blaufärbung der Zunge. Die Seuche ist anzeigepflichtig. Verdachtsmomente sind dem Veterinäramt des Ennepe-Ruhr-Kreises unverzüglich anzuzeigen. Zudem sollte der Hoftierarzt zwecks Blutprobenentnahme und Untersuchung durch das CVUA kontaktiert werden.
Anders als bei anderen Tierseuchen werden betroffene Bestände nicht getötet. Die Tierhalter müssen bei Transporten in andere Bundesländer allerdings Vorgaben beachten. Diese finden sich auf der Internetseite des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.
Bereits seit einiger Zeit ist die Blauzungenkrankheit (BTV-3) in Deutschland wieder auf dem Vormarsch. Dies war für das Veterinäramt des Ennepe-Ruhr-Kreises bereits in der letzten Woche Anlass für einen Impfaufruf an die Tierhalter.
“Die Impfung bietet den einzigen sicheren Schutz der Tiere vor einem schweren Verlauf und sollte bis zum Beginn der Hauptflugzeit der übertragenden Stechmücken im Sommer abgeschlossen sein”, wiederholt die stellvertretende Amtsveterinärin Barbara Paß die Empfehlung. Ihren Appell richtet sie an rund 250 Landwirte mit insgesamt 12.000 Rindern sowie an rund 600 Betriebe, in denen gut 4.200 Schafe und Ziegen gehalten werden. Informationen darüber, ob sie mit einer Impfstoffkostenbeihilfe rechnen können, finden sie auf der Internetseite der Tierseuchenkasse NRW.
Blauzungenkrankheit
In Mitteleuropa wurde die Blauzungenkrankheit erstmals im August 2006 im Dreiländereck bei Aachen auf niederländischer Seite diagnostiziert. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Tierseuche in Europa nur in den warmen südlichen Regionen aufgetreten.
Im September 2006 verzeichnete das Veterinäramt des Ennepe-Ruhr-Kreises “seinen” ersten Fall in Breckerfeld. Anschließend folgten weitere Ausbrüche in Beständen in anderen Städten des Kreises.
Ab 2007 breitete sich das Virus rasant aus. Vorübergehend zog sich die Krankheit später auch unter dem günstigen Einfluss von Impfungen zurück. Zuletzt galt Deutschland als frei von der Blauzungenkrankheit. Seit dem Spätsommer 2023 hat sich die Tierseuche von den Niederlanden kommend über Teile Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens, Bremens und Rheinland-Pfalz erneut ausgebreitet.