Hattingen – In Hattingen gibt es – wie überall – einen gewaltigen Sanierungsstau an öffentlichen Gebäuden. ruhrkanalNEWS war in diesem Jahr auf Baustellentour unterwegs und hat gesehen: Es tut sich etwas. Doch klar ist auch: Selbst eine engagierte Architektin wie Susanne Rosenberg von der Technischen Gebäudewirtschaft kann ohne zusätzliches Personal keine Wunder vollbringen – schon gar nicht gleichzeitig an allen Schulen, Sporthallen und Kitas der Stadt.
An diesem Wochenende zeigt Welper, was Bürgerengagement leisten kann. Fünf Sportvereine haben sich zusammengetan, um ihre Sportstätte an der Marxstraße selbst anzupacken. Mit dabei sind TuS Blankenstein, SG Welper, DLK Welper, HSC Welper, der Förderverein der Gesamtschule sowie Michael Heise vom Stadtsportverband. Schon im Frühjahr 2024 suchten sie das Gespräch im Rathaus – mit einer klaren Botschaft: Wir wollen nicht nur warten, wir wollen machen.
Waschbeton bekommt ein „Hoffnungs-Blau“
Am Samstag ging es los: In Eigenregie rückten die Ehrenamtlichen der grauen Waschbeton-Fassade zu Leibe. Erst wurde mit dem Hochdruckreiniger gereinigt, dann grundiert. Am Sonntag soll gestrichen werden – in einem hoffnungsvollen Blau, das der Halle von außen ein freundlicheres Gesicht geben soll. Auch das Kassenhäuschen steht auf der Liste.
Wie das bei Renovierungen so ist, lief natürlich nicht alles nach Plan. Das Wetter spielte nur bedingt mit, die Grundierung war schneller alle als gedacht und manches dauerte einfach länger. Das Material stellt die Stadt, den Rest tragen die Vereine mit ihrer eigenen Zeit, Lust und Muskelkraft.
Tausende Nutzer – und eine verschimmelte Dusche
Die Motivation ist hoch – und der Frust über den Ist-Zustand ebenfalls. Die Sporthalle wird im Jahr von hunderten Vereinen und Sportgruppen genutzt, dazu täglich von den Schülern der Gesamtschule. Zählt man alle Nutzerinnen und Nutzer zusammen, kommen schnell mehrere tausend Menschen pro Jahr auf die Anlage.
Trotzdem ist der Zustand vor allem innen alles andere als vorzeigbar. Ein Beispiel, die norwegische Rugby-Nationalmannschaft war zu Gast – geduscht wurde in Räumen mit Schimmel an den Wänden. Für eine Stadt, die sich als sportfreundlich versteht, ist das schlicht peinlich. Die Vereine wollen das nicht länger hinnehmen. Ihr Ziel: Eine Halle, die Gästen und Einheimischen ein gutes Zuhause bietet – von der Fassade bis zur Umkleide.
Grünflächen, Mähroboter und eigene Pflege
Zum Blick auf die Halle gehört für die Ehrenamtlichen auch das Gelände drumherum. Seit Jahren werden die Bodendecker rund um die Anlage zwar zurechtgestutzt, wirklich einladend wirkt es trotzdem nicht. Warum also nicht mehr selbst in die Hand nehmen?
Eine Idee: Statt dass ein Aufsitzrasenmäher zwei Mal pro Woche stundenlang seine Runden dreht, könnten Mähroboter die Arbeit nachts erledigen – ohne zusätzlichen Personaleinsatz. Gleichzeitig denken die Vereine darüber nach, die Grünflächen rund um die Halle in eigener Regie zu gestalten und zu pflegen. Mehr Aufenthaltsqualität vor der Halle, weniger Aufwand für den städtischen Betriebshof – auch das wäre ein Beitrag, um knappe Ressourcen sinnvoll einzusetzen.
333 Millionen vom Bund – Hattingen bewirbt sich
Der Zeitpunkt für dieses Engagement ist kein Zufall. Der Bund hat ein neues Programm zur „Sanierung kommunaler Sportstätten“ aufgelegt. Für den Projektaufruf 2025/2026 stehen 333 Millionen Euro zur Verfügung, pro Projekt sind bis zu acht Millionen Euro Förderung möglich.
Hattingen will mit dabei sein – und sich für den Maximalbetrag von acht Millionen Euro bewerben. Die Anlage an der Marxstraße gehört zu den Standorten, die eine realistische Chance haben sollen. Ein sichtbares Signal, dass Stadt, Vereine, Schule und Initiativen gemeinsam Verantwortung übernehmen, kommt da genau richtig.
Was am Wochenende in Welper passiert, ist deshalb mehr als „nur“ ein neuer Anstrich: Es ist ein deutliches Zeichen, dass sich Menschen vor Ort nicht damit abfinden, dass ihre Sportstätten langsam verfallen. Und dass Ehrenamt mehr kann, als nur den Ball ins Tor zu schießen.






























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