Hattingen – Mit dem Beginn des Oktobers müssen einige Bürger feststellen, dass das Ordnungsamt aktiv Knöllchen verteilt – in diesem Jahr insbesondere für abgelaufene Anwohnerparkausweise. Zumindest erweckt es diesen Anschein. Da freut man sich doch gleich doppelt auf die Ankündigung der zukünftigen Bürgermeisterin Melanie Witte-Lonsing, die mit ihrem Slogan „Zeit zum Anpacken“ für eine verstärkte Bürgernähe wirbt.
Parken in der Stadt
Die Umstellung von Papier-Anwohnerparkausweisen auf ein elektronisches System mag Vorteile für die Stadt haben, insbesondere in Form der Kosteneinsparungen bei Druck und Material. Für viele Bürger bedeutet dies jedoch eine gewisse Verwirrung. Das frühere, handfeste Dokument, das im Fahrzeug ausgelegt werden konnte, um das Ablaufdatum klar ersichtlich zu machen, entfällt. Viele Autofahrer, die sich auf die elektronische Registrierung verlassen, verlieren schnell den Überblick über Gültigkeit und Ablauf ihrer Parkerlaubnis.
Umso bedauerlicher ist es, dass die Bürger in diesen Fällen keinerlei Erinnerung oder hilfreichen Hinweis seitens des Ordnungsamtes erhalten, wenn sich ihr Ausweis dem Ende neigt. Stattdessen kommt es im Falle eines abgelaufenen Anwohnerparkausweises direkt zu einem Verwarnungsgeld von 25 Euro. Dies sorgt nicht nur für Frustration, sondern wirft auch die Frage auf, ob nicht ein freundlicher Hinweis oder eine mildere Strafe in Form eines Erinnerungs-Verwarngeldes sinnvoller und bürgerfreundlicher wäre.
Beispiel aus der Praxis
Aufgrund des Herbstmarktes musste ein Bürger sein Fahrzeug vom Kirchplatz auf den Parkplatz Johannisstraße verlegen. Eine Woche lang ohne Probleme. Aber als sein Anwohnerparkausweis am 30. September abgelaufen war wurde pünktlich zum 2. Oktober ein „Knöllchen“ – ganz ohne vorherige Erinnerung oder Hilfestellung, fällig. Eine Strafe kann in solch einem Fall schnell zur ärgerlichen Realität werden, während die Möglichkeit für eine respektvolle Kommunikation und Unterstützung der Bürger ungenutzt bleibt.
Die Bürgernähe des Ordnungsamtes ist in diesem Fall eindeutig verbesserungswürdig. Es wäre wünschenswert, dass die neue Bürgermeisterin die Initiative ergreift und sich für eine bürgerfreundliche Lösung stark macht. Gerade in der heutigen Zeit, in der ein solidarisches Miteinander mehr denn je gefragt ist, sollten solche Themen nicht auf der Strecke bleiben. Denn „Zeit zum Anpacken“ sollte auch zwischen Stadtverwaltung und ihren Bürgern kommuniziert werden.
Wenn auch Eigenverantwortung nicht zu vernachlässigen sein sollte, aber das Bürger ohne jeden Hinweis direkt zur Kasse gebeten werden, ist nicht nur unfreundlich, sondern auch unklug: Es erzeugt Misstrauen gegenüber der Verwaltung und untergräbt das Gefühl, dass Stadt und Bürger auf derselben Seite stehen.
Es liegt in der Verantwortung eines mündigen Bürgers seine Ding im Blick und im Griff zu haben. Bspw. kann der Bürger vielfältigen Möglichkeiten eines Kalenders nutzen. Und auf welche Ablaufdaten soll der Staat ihn denn individuell hinweisen, damit er so vor sich hinleben?