Hattingen – Es wurde ein neuer Rekord aufgestellt: 38 Hochzeiten und Segnungen an nur einem einzigen Tag. Das PopUp-Hochzeitsfestival „Liebesbande“ der evangelischen Kirche Hattingen-Witten verwandelte den Kirchplatz und seine Umgebung am Samstag, 27. September 2025, in ein Meer aus roten Teppichen, Luftballons, Glücksmomenten – und unzähligen strahlenden Gesichtern.
Die Ruhe vor dem Sturm
Schon am Morgen lag Spannung in der Luft. Während Kabeltaschen über den Kirchplatz getragen wurden, Keyboards ihren Platz suchten und rote Teppiche millimetergenau ausgerichtet wurden, herrschte diese berühmte „Ruhe vor dem Sturm“. Niemand wusste, wie sich der Tag entwickeln würde – sicher war nur: es würde etwas Besonderes.
Wolke 7 und rote Schleifen
Um Punkt 12 Uhr fiel der Startschuss. Vier von fünf vorbereiteten Trau-Orten waren belegt. Der spektakulärste: „Wolke 7“ – ein langer roter Teppich führte über die Wiese hinter dem CVJM und endete am „stairway to heaven“, der auf den Dachbalkon empor führte. Rote Luftballons wehten im Wind an der dekorierte Treppe. Mehr als ein „Wow“ blieb vielen Gästen nicht auf den Lippen.
An der großen Kastanie am Haus der Diakonie prangte eine gigantische rote Schleife. Erst skeptisch beäugt („Soll der Baum gefällt werden?“), später bewundert („Einfach großartig!“). Am Wachszinshaus musste spontan umgeplant werden, weil eine große Hochzeitsgesellschaft nicht in die Galerie passte – kurzerhand wurde die Gasse neben der Kirche zum Trauort. Genau das war der Spirit dieses Tages: spontan, kreativ, voller Herz.
„stairway to heaven“, „Wolke7“ und ein gut organisiertes Eventmanagement © RuhrkanalNEWS (Fotos: Holger Grosz)



23 Anmeldungen – 15 Überraschungen
Eigentlich hatten sich 23 Paare im Vorfeld angemeldet. Doch dann kam alles anders: Immer wieder traten Paare spontan hinzu – jung, alt, frisch verliebt oder seit Jahrzehnten verbunden. Am Ende zählten die Organisatoren 38 Segnungen und Trauungen. „Eine Premiere, die funktioniert hat – und das mitten in Hattingen“, resümierte einer der Beteiligten glücklich.
Aufregung bei Brautpaaren – und Pfarrern
Nicht nur die Paare waren nervös, auch die Geistlichen. Keine langen Vorgespräche, kein monatelanges Kennenlernen, nur wenige Minuten Vorbereitung – dann begann der große Moment. „Auch für uns war das spannend“, gestand ein Pfarrer. „Normalerweise weiß man schon viel über das Paar. Heute haben wir uns einfach auf den Augenblick eingelassen.“
Ein Fest der Liebe
Rund um die Kirche luden geschmückte Tische zum Verweilen ein. In einem Zelt gab es Sekt zum Anstoßen, in einem anderen wurden Anmeldung und Organisation koordiniert. Es war eine Hochzeit ohne Pomp und Protokoll – und gerade deshalb so besonders.
38 Mal wurde an diesem Tag in Hattingen „Ja“ gesagt. Mit Gottes Segen. Mit Herzklopfen. Mit Freude, die ansteckend war.
Und wer auf dem Kirchplatz unterwegs war, spürte: Hier hat eine ganze Stadt die Liebe gefeiert.






























Die christlichen Kirchen beklagen die immer weiter anschwellende Zahl der Kirchenaustritte. In Essen wurde unlängst in einer Nacht- und Nebel-Aktion die Statue des verstorbenen Bischofs Hengsbach weggetragen. Es waren Streitigkeiten seiner Nachkommen ans Licht gekommen. Aber die Sexualität von Geistlichen oder die Höhe der monatlichen Kirchensteuerzahlungen sind sicherlich nicht der einzige Grund für die Schrumpfung der Gemeinden. Altertümliche Wortwahl oder Gesänge jenseits der Gegenwart tragen sicherlich auch dazu bei. Eine Gegenbewegung bemüht sich um Umstrukturierung versteinerter Organisationsabläufe. So fand in Hattingens St. Georgskirchengemeinde im mittelalterlichen Fachwerkzentrum der Stadt zu Beginn des Jahres eine „Vesperwoche“ mit kostenloser Speisung statt. Wie im jetzigen Beitrag zu lesen, überraschte man nun mit dem Konzept von 32 Spontanhochzeiten an einem einzigen Tag für Kurzentschlossene ohne steifes Brimbamborium.
Auch moderneren Musikstilen öffnete man die Türen. So durfte sogar ich mit meinem Gypsy-Gitarren-Repertoire dort einige Male spielen. Musizieren fühlt sich aber fast wie das feige Umgehen der wirklich brennenden, akuten Probleme unserer Stadtgesellschafte an. Zwar gab es in Hattingen eine politische Diskussion zum Thema Wohnungsnot (während der Vesperwoche) aber der katholische Pastor Bernd Steinrötter in der Gemeinde St. Hippolytus in Gelsenkirchen riskierte deutlich mehr: Er griff ein in die Debatte, ob Gelsenkirchen einen Bürgermeister der AfD bekommen sollte. Der AfD-Kandidat Norbert Emmerich scheiterte. In Hattingen war das Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Stichwahl noch knapper: Melanie Witte-Lonsing (SPD) gewann mit nur 51%. Sie hatte sich klar gegen die AfD ausgesprochen. Der Gegenkandidat Nils Brüggemann hatte dies stets vermieden. Die Hattinger Kirchen hätten an diesem Punkt noch an Klarheit zuzulegen.Vielleicht würde das ihre Situation noch nachhaltiger verbessern?