Hattingen – Am Montag, 25. August 2025, lud das Forum für die Belange von Menschen mit Behinderung und Beeinträchtigung (FmBB) die drei Bürgermeisterkandidaten zu einer Gesprächsrunde ins Bürgercafé im Holschentor ein. Am großen runden Tisch saßen neben den Kandidaten auch Andreas Gehrke und Ursula Zimmer, Sprecherin des Forums und Vorsitzende der Lebenshilfe Hattingen.
Gekommen waren:
- Nils Brüggemann (parteilos), unterstützt von CDU und FDP,
- Melanie Witte-Lonsing (SPD), unterstützt von SPD und den Grünen,
- Nico Schwarz, (Die Partei)
Barrieren im Alltag – von E-Scootern bis zum Wohnungsmarkt
Die Diskussion war bewusst fokussiert: Nicht das große Rundum-Paket, sondern gezielt Fragen, die Menschen mit Behinderungen betreffen. Natürlich driftete die Runde auch in angrenzende Themenfelder ab, doch die Moderation führte immer wieder zurück.
Ein Dauerbrenner: E-Scooter in der Fußgängerzone und Altstadt. Alle drei stellten klar: Rechtlich gesehen sind die Fahrzeuge Kraftfahrzeuge und gehören auf die Straße. Mehr Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt wurden gefordert. Melanie Witte-Lonsing sprach sich für ein „System der Nadelstiche“ durch regelmäßige, gezielte Einsätze aus. Auch das Thema Fahrradverkehr in der Altstadt wurde aufgegriffen – mit dem Vorschlag einer klareren Beschilderung.
Bürgermeisterkandidaten stellen sich den Fragen im Bürgercafé (Fotos: Holger Grosz)
Noch dringlicher: barrierefreier Wohnraum. Zwar gibt es in Hattingen Wohnungen, die barrierearm oder -frei gestaltet sind, doch werden sie kaum auf dem Markt angeboten. Alle Kandidaten machten deutlich, dass die Stadt selbst nicht wieder in den großflächigen Wohnungsbau einsteigen könne. Aber über Beteiligungen an der hwg und der Gartenstadt Hüttenau gebe es Einflussmöglichkeiten. Dort entstehen bei Neubauten künftig neben 25 Prozent Sozialwohnungen auch barrierefreie Einheiten.
Konkrete Probleme wurden benannt: Der geplante Neubau auf dem Gelände der Alten Feuerwache zieht sich bereits über drei Jahre hin – Angehörige der Lebenshilfe, die dort Wohnungen zugesagt bekamen, haben diese inzwischen wieder abgegeben. Hintergrund ist unter anderem eine aufwendige Bauprüfung, da Holz als Baustoff vorgesehen ist.
Kritik an den langen Verfahren
Eine Zuschauerfrage sorgte für kurze Stille: „Wenn Sie alle wissen, wie es besser geht – warum wusste das Herr Glaser nicht?“ Beim Thema Bauamt waren sich die Kandidaten einig: Vier Architektenstellen sind seit über einem Jahr unbesetzt. Höhere Gehälter allein lösen das Problem nicht. „Viele Architekten wollen repräsentative Bauwerke schaffen, aber keine Schultoiletten sanieren“, hieß es.
Nils Brüggemann will mit mehr Digitalisierung und KI-gestützten Abläufen gegensteuern. Alle drei Kandidaten sprachen sich zudem für eine Fehlerkultur aus: „Nicht alles muss zu 150 Prozent abgesichert sein. Aus Fehlern lernt man – wichtig ist nur, sie nicht zu wiederholen.
Fazit
Das Gespräch war keine klassische Wahlkampf-Arena, sondern eine inhaltlich dichte Runde mit Tiefgang. Durch das gezielt abgesteckte Themenfeld ging es weniger um Schlagabtausche, sondern um konkrete Lösungen. Für viele Anwesende war es „die bisher beste Kandidatenrunde“.
Die aktuelle Situation rund um Rad- und E-Scooter-Verkehr in der Altstadt und Fußgängerzone ist für viele Bürgerinnen und Bürger unübersichtlich und führt immer wieder zu Konflikten. Ein wesentlicher Punkt ist das Durcheinander der Beschilderung: Während z.B. in der oberen Heggerstraße das Befahren entgegen Einbahnstraße mit dem Fahrrad erlaubt ist, gilt dies in der unteren Heggerstraße nicht. Diese Uneinheitlichkeit sorgt für Verwirrung und ist für Radfahrende kaum nachvollziehbar.
Hinzu kommt, dass es keinen plausiblen Grund gibt, das Radfahren in der Fußgängerzone zuzulassen. Alternativen wie die Talstraße sind attraktiver, zumal dort keine Schrittgeschwindigkeit vorgeschrieben ist.
Fußgängerzonen sind für den Fußverkehr gedacht. Radfahrende haben hier eine Sonderstellung, die nicht selten zu gefährlichen Situationen führt, da sie sich oft nicht an Schrittgeschwindigkeit halten und nicht nur ältere Menschen verunsichert.
Ein weiteres Problem ergibt sich durch die E-Scooter, viele Fahrerinnen und Fahrer nehmen sich das Recht heraus, dort zu fahren, wo auch Radverkehr erlaubt ist. Geschwindigkeiten bis zu 20 kmh sind keine Seltenheit. Das führt zu einer weiteren Belastung für die Sicherheit und Ordnung in der Altstadt.
Aus diesen Gründen ist es dringend notwendig, mindestens die Beschilderung klarer und einheitlicher zu gestalten und das Radfahren in der Fußgängerzone grundsätzlich zu überdenken. Nur durch klare Regeln und deren konsequente Kontrolle durch Polizei und Ordnungsamt (?) kann die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere für Fußgängerinnen und Fußgänger gewährleistet werden.
>Während z.B. in der oberen Heggerstraße das Befahren entgegen Einbahnstraße
>mit dem Fahrrad erlaubt ist, gilt dies in der unteren Heggerstraße nicht.
>Diese Uneinheitlichkeit sorgt für Verwirrung und ist für Radfahrende kaum nachvollziehbar.
Stimmt ist nicht einheitlich … aber ganz einfach und dann doch logisch!
Unten darf man NICHT fahren und schieben entgegen der Einbahnstrasse willst Du jetzt nicht extra erlauben.
Volle Zustimmung!
Es ist eine dumme Entscheidung gewesen, Fußgänger durch Radfahrer zu gefährden und die SPD war in meiner Erinnerung auch begeistert! Aber da lasse ich mich gerne belehren!
Nach meinen Beobachtungen missachten selbst Hattinger Radfahrende die unterschiedlichen Regelungen, in der unteren Heggerstraße wird nicht selten entgegen der Einbahnstraße Fahrrad gefahren. Die touristischen Radfahrenden stehen an der Augustastraße vor der Frage, wie geht es weiter wenn man nicht schieben will.
Im Rahmen einer Neubeschilderung war einige Tage unter dem Einbahnstraßenschild ein Verbotsschild Fahrrad verboten angebracht. Rechtlich eine doppelte Beschilderung, in der Praxis dennoch sinnvoll.