Hattingen – Ein Mehrgenerationenhaus als Leuchtturm der Nachbarschaft. Es begann mit einer Idee – und ist heute ein Stück gelebte Realität: Das Mehrgenerationenhaus am Südring feierte am Wochenende sein 15-jähriges Bestehen. „WiWoZu – wir wohnen zusammen“ heißt der Verein, der hier 14 Wohnungen von der hwg angemietet und an seine Mitglieder weitervermietet. Was 2007 als Vision in einem VHS-Kurs begann, ist seit 2010 Alltag – und zwar ein besonders lebendiger.
Gemeinschaft, die trägt
Im Haus leben 19 Menschen, darunter vier Kinder. Das jüngste Mitglied zog mitten in der Corona-Zeit ein. „In meiner alten Wohnung fiel mir die Decke auf den Kopf. Hier spürt man Gemeinschaft – trotz Abstand. Es war sofort ein Zuhause und nicht nur ein Dach über dem Kopf“, erzählt eine Bewohnerin.
Dass Gemeinschaft im Alltag oft in kleinen Gesten sichtbar wird, zeigte sich erst kürzlich, als Bernds vierjähriger Enkel zu Besuch war. Helga bot ihm ein Stück Schokoladenkuchen an – und versprach, beim nächsten Mal gemeinsam zu backen. Als dann die Eier fehlten, schickte Bernd seinen Enkel kurzerhand zu Helga. Der Knirps fuhr mit dem Aufzug hoch, klingelte – und kam wenig später stolz mit zwei Eiern zurück. Eine kleine Szene, die viel über den Geist von „WiWoZu“ erzählt.
Zum 15 Jährigen hat jeder Bewohner ein Bild gemacht. Es zeigt auch die Vielfalt und Gemeinschaft. © RuhrkanalNEWS (Foto: Holger Grosz)
Ein Zuhause, das weiterdenkt
Die 14 Wohnungen sind zwischen 50 und 110 Quadratmeter groß, barrierearm und individuell gestaltet. Herzstück ist der Gemeinschaftsraum, in dem man sich zu Kaffeerunden, Filmabenden oder kreativen Projekten trifft. Der Garten mit Hochbeeten wird gemeinsam gepflegt. „Wir wohnen nebeneinander, aber auch miteinander. Es gibt 14 verschiedene Weltanschauungen, aber keine ‚Leck mich am Arsch‘-Stimmung“, sagt ein Bewohner mit einem Schmunzeln.
Partner von Anfang an: die hwg
Ohne die Hattinger Wohnungsgenossenschaft hwg eG wäre das Projekt nie entstanden. Von Beginn an stand die hwg mit Rat, Tat und Mut zu innovativen Ideen zur Seite. „Das Projekt zeigt, wie wichtig das Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner für ein funktionierendes Miteinander ist. Wir freuen uns, dass wir es von Anfang an begleiten durften“, sagt hwg-Vorstand David Wilde.
Für die hwg ist „WiWoZu“ ein Vorzeigeprojekt: Es verbindet soziale Verantwortung mit sicherer Vermietung – und strahlt weit über Hattingen hinaus.
Eine Idee macht Schule
Dass es sich lohnt, alte Muster aufzubrechen, hat sich in 15 Jahren gezeigt. Niemand im Haus möchte wegziehen – und alle fühlen sich wohl. „Am Anfang war es nur eine Idee, dann ein Projekt. Heute ist es ein Vorbild für die Zukunft“, fasst Vereinsvorstand Bernd Lauenroth zusammen.
In einer Zeit, in der viele von Anonymität und Vereinsamung in Mietshäusern berichten, ist „WiWoZu“ ein Gegenentwurf – einer, der zeigt, dass Gemeinschaft, Nachbarschaft und Verantwortung auch im Kleinen Großes bewirken können.
Was für ein tolles Projekt,
Ich wünschte, es gäbe mehr davon in Hattingen!