Nordrhein-Westfalen / Ennepe-Ruhr-Kreis – Seit einigen Wochen wird bei den Lokalradios um einen neuen Tarifvertrag gerungen. Seit Anfang August zwingen die Beschäftigten tageweise einzelne Sender zu einem abgespeckten Programm. Sie treten jeweils in einen eintägigen Warnstreik. Unter anderem war auch Radio-Ennepe-Ruhr bereits betroffen. „Der Wille zu Warnstreiks ist bei den Lokalfunker:innen weiterhin ungebrochen und die Protestwelle läuft weiter durchs Land“, kommentiert Volkmar Kah, DJV-Verhandlungsführer. „Mit diesen unangenehmen Nadelstichen signalisieren die Redakteur:innen sehr klar, was sie von der bisherigen Verhandlungsführung der Arbeitgeberseite halten. Sie warten auf ein Zeichen, dass ihnen und ihrer Arbeit endlich mehr Wertschätzung entgegengebracht wird.“.
Die Warnstreiks sorgen dafür, dass die Lokalnachrichten (größtenteils) ausfallen und die jeweiligen Sender ausschließlich das landesweite Rahmenprogramm senden können. Grund für die Warnstreiks ist das Angebot, das die Arbeitgeber vorgelegt haben. „1,5 Prozent Tarifsteigerung ab dem 1. Juli 2024 und weitere 1,5 Prozent lineare Erhöhung zum 1. Juli 2025 bei einer Laufzeit von drei Jahren war alles, was die Arbeitgebervertreter der Tarifgemeinschaft Lokaler Rundfunk (TGL) ihren Beschäftigten nach sechs Jahren extremer Lohnzurückhaltung bei explodierenden Kosten zugestehen wollen. Für Beschäftigte an Sendern, die mindestens 200.000 Euro Gewinn machen, soll es zudem zwei Einmalzahlungen von 500 Euro geben“, so ein DJV-Sprecher.
WDR will Honorare freier Mitarbeitender um 30 Prozent kürzen
Gestern (15. August 2024) streiken vor der nächsten Verhandlungsrunde auch zahlreiche Mitarbeitende des Westdeutschen Rundfunks. Die Auswirkungen waren im Morgenmagazin (MoMa) spürbar. Dort wurde eine aufgezeichnete, alte Sendung wiederholt. Auch die Lokalzeiten auf WDR 2, in denen die Nachrichten aus den Regionen des gesendet werden, fielen aus. Im TV fielen einige Lokalzeiten ebenfalls aus, andere sendeten ein Notprogramm, größtenteils ohne tagesaktuelle Berichte.
Grund für den Warnstreik ist das nach Einschätzung der Gewerkschaften ver.di, djv und vrff „unzureichende Angebot“ der WDR-Geschäftsleitung, das eine Gehaltserhöhung von lediglich 2,25 Prozent ab dem 1. Januar 2024 bei einer Laufzeit von 30 Monaten vorsieht. Unter der Bedingung einer Gebührenerhöhung bot der WDR zusätzlich 2,46 Prozent ab dem 1. Januar 2025 an. Bei der zurückliegenden Tarifrunde hatte der WDR am Ende einer Tarifsteigerung von gut 2 Prozent zugestimmt, während die Inflation deutlich über 10 Prozent lag. Mit der aktuellen Forderung nach einer Tarifsteigerung von 10,5 Prozent soll dieses Defizit nun ausgeglichen werden. „Besonders ärgerlich ist, dass der WDR gleichzeitig einen neuen Honorarrahmenvertrag für die vielen freien Mitarbeitenden verhandelt und dort Kürzungen von 30 Prozent vorgeschlagen hat“, sagen Sprecher der Gewerkschaften ver.di und djv.
Die WDR-Geschäftsleitung hat zusätzlich die Tarifverhandlungen von einem Abschluss des Honorarrahmens abhängig gemacht. „Beim SWR hat die Einigung auf den neuen Honorarrahmen sieben Jahre mit intensiven Verhandlungen gedauert. Der WDR möchte das innerhalb eines Jahres durchdrücken“, so die Gewerkschaften. Die neuen Rahmenverträge sollen die Vereinbarungen ersetzen die auf Einigungen aus den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts beruhen. Digitalprodukte, beispielsweise für wdr.de oder die Facebook und Instagram Auftritte des WDR, wurden zuletzt gesondert bei den Tarifverhandlungen vereinbart. Mit dem neuen Werk soll das angepasst werden.
[Disclaimer: RuhrkanalNEWS-Redakteur Frank Strohdiek arbeitet unter anderem auch als freier Mitarbeiter für öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten.]
Redakteure “…warten auf ein Zeichen, dass ihnen und ihrer Arbeit endlich mehr Wertschätzung entgegengebracht wird.“ Da kann man meist ewig und vergebens drauf warten, dass geistige Arbeit Wertschätzung erfährt. Abschätziges Verhalten überwiegt.