Hattingen- Samstagmorgen (2. November 2024), um 9:00 Uhr ist es soweit: 19 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 15 Jahren treffen in der Feuerwache Welper zum Dienst ein. Doch diesmal steht keine gewöhnliche Übung an – es ist eine realitätsnahe 24-Stunden-Übung, bei der die Mädchen und Jungen der Jugendfeuerwehr erfahren sollen, wie der Alltag eines Feuerwehrmanns aussieht.
Die 24-Stunden-Übung der Jugendfeuerwehr
Unterstützt von acht engagierten Betreuern, die alle selbst aus der Jugendfeuerwehr stammen, wartet ein aufregender Tag mit vielen Einsätzen und neuen Herausforderungen auf die Nachwuchsfeuerwehrleute. Schon zu Beginn gibt es spannende Wetten: Wer wird wohl mehr Einsätze fahren, die Jugendfeuerwehr oder die „Großen“?
Fotos der 24-Stundenübung © RuhrkanalNEWS Holger Grosz
Ein Tag voller Einsätze
Nachdem sich alle eingerichtet haben und einsatzbereit sind, ertönt um 10:30 Uhr das erste Mal das Signal: Baum auf Fahrzeug. Gruppe eins macht sich sofort mit den Betreuern auf den Weg, nur wenige Minuten später gibt es einen Notruf von der DLRG – ein First-Responder-Einsatz an der Ruhr. Es bleibt keine Zeit zum Verschnaufen, denn bereits um 12:15 Uhr wird die Mannschaft nach Blankenstein gerufen: Ein Rauchmelder hat Alarm geschlagen. Die Ursache? Eine Pizza im Ofen, die in einem unachtsamen Moment vergessen wurde – ein Klassiker, der jedoch eindrucksvoll zeigt, wie schnell Alltagssituationen gefährlich werden können.
Praxisnah und einsatzbereit
Am Nachmittag, um 15:50 Uhr, fordert der nächste Einsatz den vollen Einsatz beider Teams: Auf einem Bauernhof brennt ein Strohballenstapel. In der Nähe des Kneibelhofs erwartet die Jugendlichen eine realistisch gestaltete Brandstelle: Strohballen und Äste, sorgfältig aufgebaut und präpariert, sollen ein authentisches Einsatzszenario bieten. Das erste Team trifft am Ort des Geschehens ein und verschafft sich sofort einen Überblick. Wie es echte Feuerwehrleute tun würden, prüfen sie die Gefahrenlage und sichern den Brandort. Schnell ist klar: Es wird eine Wasserquelle gebraucht. Team 1 beginnt die Wasserversorgung über die Tanks der Löschfahrzeuge, während Team 2 eine zusätzliche Leitung über einen nahegelegenen Hydranten aufbaut. So sind die Nachwuchsretter bestens vorbereitet, falls der Tank einmal leer wird – ein wichtiges Übungselement, das sie auf zukünftige Einsätze vorbereitet.
Fotos der 24-Stundenübung © RuhrkanalNEWS Holger Grosz
Die Betreuer beobachten das Szenario aufmerksam, sind aber beeindruckt von der Selbstständigkeit und dem Wissen der Jugendfeuerwehr. Mit Löschschaum wird die Brandstelle zum Abschluss abgedeckt, und mit speziellen Gabeln ziehen die Teams das Stroh auseinander, um versteckte Glutnester zu finden – für einen echten Feuerwehrmann ein wichtiger Schritt, der in der Ausbildung früh eingeübt wird.
Jens Herkströter – Das Herz der Jugendfeuerwehr
Mit großem Engagement leitet Jens Herkstrröter, der selbst seine Laufbahn bei der Jugendfeuerwehr begann, seit vielen Jahren die Nachwuchsabteilung. „Die Jugendfeuerwehr ist unsere Zukunft,“ sagt Herkströter. „Und Hattingen kann stolz sein auf so eine engagierte Truppe.“ Auch die acht Betreuer, die die jungen Leute begleiten, haben alle bei der Jugendfeuerwehr angefangen und teilen ihre Erfahrungen gern weiter.
Dank Peter Oberdellmann konnte die Übung auf dem Gelände des Kneibelhofs stattfinden. „Man kann ein Feuer theoretisch im Kopf löschen, aber vor echten Flammen zu stehen, wenn der Wind dreht und einem Rauch ins Gesicht schlägt – das bringt nur die Praxis,“ betont Oberdellmann. Zusätzlich lernen die jungen Feuerwehrleute so ihre Stadt kennen und wissen, wo sich die Hydranten befinden – wertvolle Minuten im Ernstfall.
Ein gut organisierter Übungstag
Eine solche 24-Stunden-Übung erfordert eine akribische Planung und Vorbereitungszeit. Über 30 Stunden Arbeit flossen in die Organisation. Schon die Übernachtung in der Feuerwache bringt Herausforderungen mit sich: Im Schlafraum musste eigens ein Rauchmelder installiert werden. Natürlich gehört zu einem Tag wie diesem auch die richtige Verpflegung, und statt fertigem Essen stand das gemeinsame Kochen auf dem Plan – schließlich wollen die „Kleinen“ auch in der Küche den „Großen“ in nichts nachstehen. Es gab Nudelauflauf, mit Eiern direkt vom Kneibelhof.
Neben der Verpflegung wurden die Einsätze entsprechend dem Ausbildungsstand der Jugendfeuerwehr geplant. Partner wie die DLRG unterstützten tatkräftig, und auch die Notrufzentrale war eingeweiht, falls aufmerksame Anwohner einen Brand melden sollten. Für die nötige Sicherheit sorgte ein erfahrenes Feuerwehrteam vor Ort, das bereitstand, falls die Übungssituation zu gefährlich werden sollte.
24 Stunden Übung für den Nachwuchs der Feuerwehr (Foto: Holger Grosz)
Ein Erlebnis, das zusammenschweißt
Mit dieser 24-Stunden-Übung bietet die Hattinger Feuerwehr ihrem Nachwuchs nicht nur praktische Erfahrung, sondern auch ein tiefes Gemeinschaftsgefühl und den Einblick in die Verantwortung, die dieser ehrenvolle Beruf mit sich bringt.
Ein Tag, der in Erinnerung bleiben wird und jungen Feuerwehrfrauen und -männern den Mut und die Entschlossenheit gibt, auch im Ernstfall sicher zu handeln. Bleibt zu hoffen das viele der kleinen Feuerwehrleute dem Beruf treu bleiben und somit der Nachwuchs bei den Ehrenamtlern gesichert ist, zum Wohle aller unserer Stadt.