SUCHE NACH DEM BRANDSTIFTER GEHT WEITER

Landgasthof Im Holland: Nach über zwei Jahren fallen vereinzelt verkohlte Dachbalken in die Ruine. (Foto: Höffken)

Essen/Sprockhövel – Der Brand des Sprockhöveler Landgasthofes Im Holland am 18. Oktober 2022, dessen Objekt sich seit dem 18. Jahrhundert im Besitz der Eigentümer-Familie befindet, beschäftigt seit Anfang April 2025 die Richterinnen und Richter der VII. Große Strafkammer des Landgerichtes in Essen. Die Suche nach dem Verursacher des Großbrandes gestaltet sich aufwendig, nachdem eine Zeugin dem angeklagten Geschäftsführer des Landgasthofes für die Tatnacht ein entsprechendes Alibi gegeben hat. Der angeklagte 47-jährige Geschäftsführer des früheren Gastronomiebetriebes in Sprockhövel bestreitet, wie sein Anwalt gegenüber ruhrkanalNEWS schon am ersten Verhandlungstag erklärte, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe vollumfänglich.

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Am sechsten der vom Gericht angesetzten neun Verhandlungstage vor der VII. Großen Strafkammer des Landgerichtes in Essen wurden am heutigen Dienstag (29. April 2025) zwei Beamte der Kriminalpolizei befragt.

Landgasthof Im Holland: Der Großbrand war ein herausragender Feuerwehr-Einsatz im Jahre 2022. (Foto: Privat)

Landgasthof Im Holland: Maßnahmen zur Eigentumssicherung auf Anforderung der Polizei: Auch für das THW Hattingen gab es Alarm. (Archiv-Foto: Höffken)

Ein 31-jähriger Brandermittler des KK1 aus Ennepetal, der nach eigenen Angaben am Morgen nach der Tat am Brandobjekt eintraf, schilderte, dass das durch Löschschaum versehene Gebäude bei Beendigung des Feuerwehreinsatzes durch die Polizei beschlagnahmt wurde. Zwei Tage nach dem Brand erfolgte dann am 20. Oktober 2022 eine erste Brandursachenermittlung, bei der sich laut Aussage des Polizeibeamten schon Hinweise auf Brandstiftung ergaben. Neben dem Auffinden verschiedener Brandherde konnten gleichzeitig im Gebäude diverse mit Kraftstoff getränkte Lunten und auch ein Benzinkanister sichergestellt werden.

Hinter einer im ersten OG des Gebäudes verschlossenen Tür fand die Polizei weitere „getränkte“ Lunten, die als Folge daraus einen Tatverdacht gegen Schlüsselberechtigte initiierten. Als Folge wurde bei der Kriminalpolizei eine Ermittlungsgruppe gebildet und als weitere Folge gab es Mitte November 2022 den Einsatz eines Brandmittelspürhundes, nachdem die Polizei Kontakt mit dem THW aufgenommen und sich vorgenommen hatte, im ersten OG des Brandobjektes alles „auf Links“ zu drehen.

Dabei wurden mit Kraftstoff getränkte Tischläufer und Stuhlauflagen sichergestellt und auch Palmöl wurde gefunden. „Bei uns gab es nichts, was auf andere Gründe als auf Brandstiftung hindeuten würde“, so der Kriminalbeamte bei seiner Aussage.

Landgasthof Im Holland:Hier wird ein Giebel von THW-Kräften eingerissen. (Foto: Höffken)
Landgasthof Im Holland: Die Öffnungen des Gebäudes wurden vom THW verschlossen. (Foto: Höffken)

Nach Aussage des Beamten scheint es realistisch, dass in der Zeit zwischen dem Tattag am 18. Oktober und der Objektdurchsuchung Ende Oktober bisher noch Unbekannte sich bereits Zutritt zu dem Gebäude verschafft hatten, da plötzlich Schranktüren im Gebäude offenstanden und ein Fernsehgerät fehlte.

Im Flur im ersten OG des Objektes fand die Polizei auf dem Boden ein halb abgebranntes Teelicht. Eine Packung ähnlicher Teelichter, aus der dann ein Teelicht fehlte, fanden Kräfte der Polizei im Lagerraum des Brandobjektes. Die Frage der Vorsitzenden Richterin, ob die Polizei Rauchmelder überhaupt oder vielleicht demontierte oder manipulierte Melder im Gebäude gefunden hatte, konnte der Brandermittler der Polizei nicht beantworten.

Zum zeitlichen Entstehen des Brandgeschehens wurde geschildert, dass ein Zeitungszusteller in der Nacht des Brandes kurz vor 4 Uhr noch nichts Auffälliges entdeckt hatte. Kurz nach fünf Uhr brannte dann das Gebäude.

Dass die Kriminalpolizei zwei Gutachterbüros mit der Brandursachenermittlung beauftragt hatte, erstaunte die Vorsitzende Richterin, da ihr aufgrund der Aktenlage dieses nicht bekannt war. Die Richterin war auch erstaunt, dass es durch die Polizei keinen öffentlichen Zeugenaufruf gab. Ebenfalls gab es durch die Polizei keine Funkzellenabfrage im benachbarten Herdecke, wo sich der Angeklagte laut Aussage einer Zeugin in der Tatnacht aufgehalten haben soll.

Keine finanziellen Probleme – Konten hatten Guthaben

„Jetzt bin ich doch ein wenig verärgert über die Dokumentationslücken“, sagte die Vorsitzende Richterin der Großen Strafkammer, als der Kriminalbeamte schilderte, dass sich retrograde Daten (= Standortdaten) auf einem Datenspeicher befinden müssten, die allerdings dem Gericht nicht vorlagen.

Nachdem es bereits im Vorfeld von den polizeilichen Ermittlern Hinweise auf etwaige „geschäftliche Probleme“ des Landgasthofes nach der Corona-Phase gab, erstaunte dann die Aussage des polizeilichen Finanzermittlers, der die gesamten Vermögensverhältnisse des Geschäftsführers des Landgasthofes und des Eigentümers untersucht hatte und als geordnet und unauffällig schilderte. „Die Kontostände waren deutlich im „Plus“, sagte der Kriminalbeamte und ergänzte, dass es auch keine besonders Bar-Transaktionen auf den Konten gegeben habe.

Den Richtern der Strafkammer war auch nicht bekannt, dass parallel zu den alarmierten Kräften der Feuerwehr in der Brandnacht auch die Besatzung eines Rettungswagens mit als Erste am Einsatzort war. Der Bericht der beauftragten Baufachberaterin des THW-Ortsverbandes Hattingen, die ebenfalls mit den THW-Ortsverbänden Hattingen und Witten mehrere Tage am Brand-Objekt im Rahmen der polizeilichen Amtshilfe eingesetzt waren, schien auch nicht bekannt zu sein.

Brand im Landgasthof „Im Holland“: Rechtsanwalt Kürschner mit seinem Mandanten im Landgericht Essen. (Foto: Höffken)

Rechtsanwalt Kürschner kritisierte, dass von den Kriminalbeamten zwar Vertreter der Versicherung am Brandobjekt eingebunden wurden, er als Rechtsanwalt des beschuldigten Angeklagten jedoch nicht. Auch vermisste der Strafverteidiger von den Ermittlern festgestellte Hinweise, die seinen Mandanten entlasten würden.

Am Dienstag, 06. Mai 2025, wird die öffentliche Hauptverhandlung im Landgericht Essen fortgesetzt. Dann wird der von der Polizei beauftragte externe Brandsachverständige sein Gutachten erläutern und das Gericht will anschließend eine Zwischenbewertung vornehmen.

1 Kommentar zu "SUCHE NACH DEM BRANDSTIFTER GEHT WEITER"

  1. Thomas Marx | 30. April 2025 um 8:11 |

    Die Zusammenarbeit der Polizei, Gutachter und dem Gericht ist schon Beispielhaft.
    Auf der Basis kann man das Verfahren gleich einstellen.

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