Deutschland- Vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 werden viele Dinge heiß diskutiert. Je nach politischer Lage geraten dabei Themen in den Fokus der Parteien, die in der Wahrnehmung unter Umständen in ihrer Bedeutung verzerrt sind. Um die Möglichkeit zu geben, die eigene Entscheidung für das Kreuz auf dem Wahlzettel auf valide Zahlen zu stützen, hat die RuhrkanalNEWS-Redaktion in einer Kurzserie Daten zusammengetragen. Sie erhebt dabei keinen Anspruch darauf, sämtliche Themenfelder abzudecken. Die hier präsentierten Fakten sollen ausdrücklich nur ein Baustein für die individuelle Entscheidung der Wählerinnen und Wähler sein.
Geplante Themen:
–Migration
–Kriminalität
– Sozialsysteme/Bildung
– Energie
Wenn im Wahlkampf das Thema Wirtschaft oder Mobilität angesprochen wird, geraten schnell erneuerbare Energien und die Infrastruktur für E-Mobilität in den Fokus. Zu ineffizient, zu teuer, lautet ein Vorwurf in Richtung nicht fossiler Energieerzeugung. Diese Vorbehalte werden in Bezug auf regenerative Quellen ebenso geäußert wie beim Atomstrom. Dagegen geht der Ausbau der Ladeinfrastruktur den einen zu langsam, was sie bedauern, den anderen kann es gar nicht langsam genug gehen, da sie befürchten Stromnetze könnten überlastet werden und nach erfolgtem Ausbau ein „Verbrennerverbot“ verhängt werden.
Ähnlich kompliziert ist es beim Thema Heizen. Die einen hoffen auf wieder dauerhaft günstiges Gas oder Öl, während die anderen die Lösung unserer Probleme bei Wärmepumpen sehen. Hier stellen wir Zahlen und Fakten gegenüber.
Eins vorweg, ein großer Schritt in Richtung Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen hat Deutschland bereits hinter sich gebracht. Der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtmix steigt stetig.

Nettostromerzeugung in Deutschland (Grafik: Statistisches Bundesamt)
Zwei Dinge fallen in der Grafik des Statistischen Bundesamtes auf: Zum einen nimmt die Nettostromerzeugung seit 2019 tendenziell ab, zum anderen steigt der Anteil an erneuerbaren Energien am Strommix. Die größten Anteile bei den regenerativen Energien haben Wind- und Solarenergie. Wobei vor allem die Energieerzeugung mithilfe der Sonne im Jahresverlauf starken Schwankungen unterliegt.
Neben einer stockenden Genehmigung bei Windkraftanlagen (WKA) entwickelt sich vor allem der Ausbau des Stromnetzes zu einem Flaschenhals. Die Industrie beklagt langwierige Verfahren und die Tatsache, dass praktisch in jedem Teilabschnitt gegen die Ausbaupläne geklagt wird, was die Modernisierung der Stromtrassen weiter verzögert. Wenn alles gut geht, sind Ende 2025 etwa 25 % des Stromnetzes ertüchtigt und fit für die Energiewende. Das ist jedenfalls die Prognose der Bundesnetzagentur.
Ein weiterer Kritikpunkt an der Energiewende ist die sogenannte Dunkelflaute. Das bedeutet, es scheint keine Sonne und gleichzeitig herrscht Windstille. In der Realität läuft es wahrscheinlich auf wenig Wind bei Nacht hinaus, sodass die WKA nicht betrieben werden können. Diese Situation tritt tatsächlich vor allem in der dunklen Jahreszeit zwischen Anfang November und Ende Januar auf. Die Firma Eco-Store hat in mehreren Grafiken seit 2020 die Zeiten von Dunkelflauten dargestellt. Sie hält diese Phasen für überbrückbar, wenn genügend (Batterie-)Speicher installiert werden. Das ist nicht ganz unerwartet, das Unternehmen vertreibt derartige Speicherlösungen.
Die Stromkosten durch erneuerbare Energien liegen in Deutschland unter denen für Strom aus konventionellen Kraftwerken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Fraunhofer Instituts. Demnach erzeugt selbst die als wenig wirtschaftlich geltende Solardachanlage mit Batteriespeicher den Strom günstiger als alle konventionellen Kraftwerke. Der oft als sicher und preiswert gepriesene Atomstrom ist nach Erkenntnissen der Forschenden die teuerste Art der Energieerzeugung. Sie haben die Bau- und Abrisskosten sowie die Entsorgungskosten für den Atommüll mit in die Berechnungen einfließen lassen. Selbst die Betreiber der inzwischen stillgelegten Atomkraftwerke in Deutschland raten von einer Wiederinbetriebnahme oder von Neubauten ab.
Gesundheitsgefahren durch Windkraftanlagen
Immer wieder tragen Kritiker:innen der WKA vor, dass die Anlagen gesundheitsgefährdend sind. Meistens wird der Infraschall als krankmachende Emission genannt. Unbestritten ist, dass die Rotorblätter, wenn sie vom Wind angeströmt werden, diese tieffrequenten Töne erzeugen. Allerdings lässt sich die Belastung schon wenige hundert Meter im Grundrauschen des natürlichen Infraschalls schon nicht mehr nachweisen. In sechshundert Meter Entfernung konnten Forschende unter Laborbedingungen und „günstigen“ Bedingungen, mit empfindlichen Messgeräten den Einfluss durch eine WKA noch erkennen. Wenn Wind über Wälder oder Maisfelder streicht, wird mehr Infraschall emittiert, als es Windräder machen. Der größten Infraschallbelastung, wenn man es so bezeichnen will, sind Menschen in Deutschland im Innenraum eines fahrenden Autos ausgesetzt. Den möglichen Gefahren für Gesundheit und Umwelt (z. B. getötete Vögel und Flächenverbrauch) durch WKA sind die Science Cops in ihrem Podcast nachgegangen. Die zwei Journalisten des WDR gehören der Quarks-Redaktion an.
E-Mobilität
Weltweit steigen die Absatzzahlen für Elektroautos. Sie sind im Gesamtbestand weiterhin trotzdem noch eine Randerscheinung. Dennoch nimmt der Marktanteil zu. Die wichtigsten Märkte für E-Autos waren 2023 die USA und China. Zu diesem Ergebnis kommt statista. Die Beratungsfirma IW-Consult lieferte bei einem Automotive Kongress in Hagen beeindruckende Zahlen. Während die deutschen Autobauer im Jahr 2023 aufgerundet um die 250.000 E-Autos in China verkauften, schaffte der chinesische Platzhirsch BYD alleine im gleichen Zeitraum 2,5 Millionen Verkäufe. Tesla bewegt sich in den gleichen Sphären. BYD verkaufte in China mehr E-Fahrzeuge als die deutschen Unternehmen mit Verbrennern und Elektro insgesamt. Diese Entwicklung haben die deutschen Automobilkonzerne verschlafen und das kostet in den kommenden Jahren jede Menge Arbeitsplätze, so das Ergebnis des IW-Consult Vortrags beim Automotive Kongress.
In Deutschland gab es nach Angaben der Bundesnetzagentur Ende 2024 etwa 155.000 Ladepunkt für E-Autos. Das gilt unter Fachleuten als zu wenig. Hier kommen zwei Probleme zusammen. Zum einen muss das Stromnetz modernisiert werden, zum anderen die Zahl der Ladestationen erhöht werden, damit E-Mobilität attraktiver wird (die Preise für E-Autos werden hier nicht betrachtet). Sinnvoll sind elektrisch betriebene Fahrzeug nur, wenn sie mit regenerativer Energie geladen werden. Die Kapazität müsste dazu weiterhin und schneller ausgebaut werden. Sogenannte E-Fuels gelten unter Fachleuten als ineffizient (zu viel Strom für zu wenig Kraftstoff) und zu teuer. Das gleiche gilt aktuell für die Erzeugung von grünem Wasserstoff. Dessen Bilanz ist nicht ganz so schlecht wie die der E-Fuels, aber weitaus ungünstiger als Batteriespeicher oder Pumpspeicherkraftwerke. Zu diesem Ergebnis kommt der VCD in einer Studie. Mit diesem Ergebnis stellt der VCD die vorherrschende Meinung in der Wissenschaft dar. Zu einem anderen Ergebnis kommt die e-fuels-alliance. Sie hält, ziemlich einsam in der Wissenschaftswelt, elektrisch erzeuge Kraftstoffe für Verbrenner in einigen Konstellationen für vorteilhaft. Das ist jedenfalls das Ergebnis ihrer Studie.
Heizen
Kaum etwas hat die deutsche Gesellschaft in Umweltfragen kurzfristig so bewegt, wie das Heizungsgesetz. Schnell setzte sich die Falschinformation durch, dass in naher Zukunft alle ihre bestehenden Heizungen ersetzen müssen. Befeuert durch interessierte Boulevardmedien wurde diese Geschichte so weit getrieben, dass zahlreiche Hausbesitzer und -besitzerinnen mit einer gewissen Panik neue Gasheizungen kauften und ihre bestehenden, noch völlig intakten Anlagen austauschten. Dabei gab es nie die Vorschrift ab einem gewissen Zeitpunkt bei Neuanlagen(!) nur noch Wärmepumpen zu erlauben. Die Idee war und ist, dass neue Heizungsanlagen ihre Wärme aus mindesten 65 % regenerativer Energie erzeugen müssen. Eine Wärmepumpe in Kombination mit einer PV-Anlage auf dem eigenen Dach ist mittel- und langfristig für Hausbesitzerinnen und -besitzer die wahrscheinlich günstigste Art zu heizen. Mit steigenden CO2-Abgaben und langfristig höheren Öl- und Gaspreisen wird sich dieser Vorteil noch vergrößern. Der Informationsdienst Wissenschaft hat dazu zahlreiche Studien und Informationen zusammengetragen.

Energiepreisveränderung bei Öl und Gas (Grafik: Statistisches Bundesamt)
Bei fossilen Brennstoffen ist die Preisentwicklung sehr variabel. Der Ukrainekrieg hat die Kurse kurzfristig in ungeahnte Höhen gebracht. Inzwischen sind die Preise wieder auf Vorkriegsniveau. Experten erwarten allerdings einhellig langfristig steigende Preise für fossile Brennstoffe.





























