Wenn eine Kirche zur Rockbühne wird.
Sprockhövel – Kirchen haben in den letzten Jahren neue Formate entwickelt, um Menschen wieder neugierig zu machen – auf Gemeinschaft, Musik und auf einen Moment, der mehr ist als Routine. In der Zwiebelturmkirche in Sprockhövel gelingt das seit vier Jahren mit einem besonderen Gottesdienst: „Rockin’ Around the Christmas Tree“ – ein schmissiger, rockiger Start in Weihnachten hinein.
Am 23. Dezember war es wieder so weit. Schon vor dem Einlass zeigte sich: Hier geht es nicht um „mal gucken“, hier kommen viele, die wissen, was sie erwartet. Ab 21:30 Uhr war draußen die Glühweinbude geöffnet – als Wärmespender für die Wartenden und später als Treffpunkt für alle, die den Gottesdienst draußen verfolgten. Denn: Erstmals wurde bei großem Andrang eine Außenübertragung eingeplant. Die Zwiebelturmkirche fasst rund 500 Personen – und die Plätze waren bis auf den letzten Zentimeter belegt.
Drinnen hieß es: näher rücken. Nicht aus Unhöflichkeit, sondern weil wirklich jeder noch rein sollte. Man bat freundlich, ein Stück zusammenzurücken, damit „noch eine mehr auf die Bank passt“. „Drücker wie in der japanischen U-Bahn“ brauchte es zum Glück nicht – sonst wäre am Ende noch jemand von der Bank geschoben worden.
Rockin’ Around the Christmas Tree. © ruhrkanalNEWS (Fotos: Holger Grosz)



Pünktlich um 23:30 Uhr legte Blue House & Friends los – eine lokale Band, verstärkt durch Gastmusiker. Und ab der ersten Note war klar: Das Publikum ist nicht nur dabei, es ist Teil des Abends. Rhythmisches Klatschen, Mitschwingen, gute Laune – ein Gottesdienst, der eher nach Rockclub klingt, ohne seine Botschaft zu verlieren. Gegen 0:30 Uhr klang die Veranstaltung aus – und die Glühweinbude blieb auch danach noch geöffnet.
Draußen hielten es einige „Eisenharte“ tatsächlich durch. Bei 2 Grad und gefühlten -4 Grad hatten Sofa und warmes Wohnzimmer zwar die überzeugenderen Argumente – aber die, die blieben, bekamen dafür sogar ein paar Schneeflocken als Zugabe.
Was man an diesem Abend nicht übersehen konnte: Hinter dem Erfolg steht nicht irgendeine Agentur, sondern Engagement aus der Gemeinde. Rund 55 ehrenamtliche Jugendliche und junge Erwachsene trugen den Abend – vom Ordnerdienst bis zur Organisation. Und sie hatten alle Hände voll zu tun, um den Besucherandrang souverän zu managen.
Die Zahlen erzählen die Entwicklung: Angefangen mit rund 180 Gästen, dann 400, dann 600 – und auch dieses Mal weiter wachsend. „Rockin’ Around the Christmas Tree“ ist längst mehr als ein Experiment. Es ist ein regionales Highlight geworden – weil es zeigt, dass Kirche auch anders kann: offen, lebendig, musikalisch und nah dran an den Menschen.




























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