Hattingen– Die Macher des Schauraum-Wachszinshaus, Annette Schulze Lohoff und Peter Nymann kündigen nach einer kleinen Pause wieder neue Ausstellungen an. Start ist am Sonntag (6. April 2025) mit einer beeindruckenden Präsentation von Johannes Buchholz. Danach ist ein gemeinsames Projekt mit der St. Georgs-Kirche in Planung, und als dritte Ausstellung des laufenden Jahres, kommt der Essener Künstler Dietmar Jäckel voraussichtlich Mitte August/September zum Kirchplatz.
Buchholz zeichnerische Arbeiten sind spannend, am Puls der Zeit und stark beeinflusst von der kreativ pulsierenden Berliner Luft. Auch im Ruhrgebiet hat er bereits Akzente gesetzt – so stellte er im letzten Jahr im Glaspavillon in der Gruga aus. Zudem war Johannes Buchholz viele Jahre Mitglied im Bochumer Künstlerbund und hat sich damit eine solide Basis in der regionalen Kunstszene erarbeitet.
„Wir freuen uns sehr, Johannes Buchholz mit seinen faszinierenden Werken als Teil unserer Ausstellung in Hattingen präsentieren zu können“, so Annette Schulze Lohoff.
Skizzen (Johannes Buchholz)
Johannes Buchholz „also zeichne ich“
Zeichnen ist im wahrsten Sinne des Wortes für Johannes Buchholz existenziell, ich zeichne, also bin ich. Ausgestattet mit einem Rucksack, darin Zeichenblock, Bleistifte, Wasserflasche und Regenschirm, durchstreift der in Essen geborene Künstler sein Berliner Viertel und die umliegende Natur, wie einst van Gogh auch draußen mit seinen Leinwänden unterwegs war. Vor Ort auf den Straßen und Plätzen in seiner neuen Heimat Berlin und in der Natur lässt er die Umwelt auf sich wirken, nimmt sie sensibel wahr und sammelt innerlich seine Eindrücke. Er ist weit davon entfernt, die Realität exakt wiederzugeben, schließlich ist er kein Fotograf. Es entsteht auf seinen Blättern eher eine Poesie der Flüchtigkeit. Möglicherweise sieht der Künstler Johannes Buchholz die Natur und alles um sich herum genau wie andere Menschen auch, die Zeichnungen aber, in spontanem Gestus entstanden, sehen ganz anders aus, sie haben eine andere Wirklichkeit. Die Augen können zwar alles ringsherum erfassen, die schier unendliche Bewegtheit und die Vielfalt der Eindrücke, die ständigen Veränderungen der Blickwinkel, die Augen registrieren das genau, aber die Hand des Zeichners ist langsamer. Johannes Buchholz hat eine Lösung gefunden mit diesem Widerspruch umzugehen, er benutzt Kürzel und Zeichen, mit denen er komponiert und eine Partitur erstellt wie in der Musik. Er zeichnet schnell und spontan auf, was sich seinem Auge bietet und so lesen sich seine Zeichnungen eher wie free Jazz statt Bach, eher Windhauch in den Bäumen statt monotoner Geräusche des Autoverkehrs. Die Zeichnungen haben Rhythmus und Bewegtheit aber auch Freiflächen zum Entspannen, wie Pausen in der Musik. In der Gesamtheit sind sie eher lyrisch poetisch, als laut und dramatisch.
Künstler Johannes Buchholz (Foto: privat)
Die Blätter lassen vieles offen beim Betrachter, vieles bleibt in der Schwebe. Aber auch Wohlbekanntes springt uns ins Auge: Straßenzüge, Wohnblocks, Plätze, Gärten und Natur, Linien die den Himmel über Berlin andeuten. Wer schon einmal abseits der touristischen Zentren durch Berlin gestreift ist, findet diese Atmosphäre in den Zeichnungen wieder. So frei und großzügig die Darstellung auch ist, manch einer meint sich an einen Ort oder eine bestimmte Stelle erinnern zu können, schon einmal dagewesen zu sein.
Der 1961 in Essen geborener Künstler ist im Ruhrgebiet aufgewachsen. Von 1986 – 1992 studierte er an der Hochschule der Künste in Berlin und ab 1996 Kunstgeschichte an der FU Berlin und in Freiburg. Seit 2004 lebt er wieder in Berlin und hat dort sein Atelier in den BLO-Ateliers in B-Lichtenberg. In seine alte Heimat Ruhrgebiet kehrt er aber regelmäßig zurück, denn er unterrichtet auch als künstlerischer Mitarbeiter an der Uni Essen-Duisburg in Essen in der Kunstlehrer-Ausbildung.
Johannes Buchholz erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien und stellt seit Jahren regelmäßig seine Arbeiten aus.
Ausstellungseröffnung
Vernissage am Sonntag, 6. April 2025 um 11 Uhr, Schauraum Wachszinshaus, 45525 Hattingen, Kirchplatz 14, Eintritt frei. Einführung: Matthias Plenkmann. Finissage zum Altstadtfest: Sonntag, 1. Juni 2025, 14 – 18 Uhr.