Hattingen- Die Kirche Heilig Geist in Hattingen-Winz-Baak wird am Sonntag, 12. Januar 2025, außer Dienst gestellt. Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck feiert an diesem Tag um 11.30 Uhr die letzte Heilige Messe an der Denkmalstraße. In einer Prozession zieht die katholische Gemeinde danach zur evangelischen Kirche in Winz-Baak, ihrer neuen Heimat in Form eines „ökumenischen Zentrums“. Für das gesamte Gelände um das katholische Kirchgebäude, das ehemalige Pfarrhaus, das Gemeindeheim und die ehemalige Kindertagesstätte gibt es Pläne eines Investors. Der Investor plant den Rückbau der Gebäude und möchte auf dem Areal seniorengerechten Wohnraum entstehen lassen.
„Es wird für uns alle ein schmerzlicher Abschied, über viele Generationen war hier für die Menschen ein wichtiger Teil ihres Glaubens und ihres Lebens beheimatet“, sagt Andreas Lamm, Leitender Pfarrer der Pfarrei St. Peter und Paul, zu der Heilig Geist gehört, „aber den äußeren Zwängen müssen auch wir uns beugen. Umso glücklicher sind wir, in Winz-Baak eine wundervolle ökumenische Lösung gefunden zu haben und danken der evangelischen Gemeinde herzlich für ihre offenen Arme und die immer guten Gespräche.“ Dadurch ende das geistliche Leben der katholischen Gemeinde nicht mit der Außerdienststellung ihrer Kirche. „Die evangelische Kirchengemeinde Winz-Baak empfängt uns mit offenen Armen. Zukünftig wollen wir ökumenisch am Ort der evangelischen Kirche Winz-Baak christliches Leben miteinander gestalten.“
Und so werden schon bei der Heiligen Messe zur Außerdienststellung auch evangelische Geistliche aus Winz-Baak mitfeiern. Im Verlauf der Messe werden beispielsweise auch die Fürbitten von Christinnen und Christen beider Konfessionen vorgetragen. Nachdem zum Ende der Messe die Altarkerzen gelöscht werden, sind alle zur gemeinsamen Prozession zur evangelischen Kirche an der Schützstraße eingeladen. Dabei wird das Allerheiligste (die in der Eucharistiefeier zum Leib Christi gewandelte Hostie) in das neue „ökumenische Zentrum“ getragen. Das Allerheiligste findet dort seinen Platz im neuen Tabernakel, der in der Abtei Meschede für den evangelischen Kirchraum angepasst worden ist. Das Ewige Licht wird aufgestellt und der Abschluss der Messe gefeiert – musikalisch begleitet vom ökumenischen Gospelchor. Im Anschluss gibt es Gelegenheit zu Begegnung und Kaffee.
Bereits vorab „umziehen“ wird die Marienfigur aus Heilig Geist, die einen besonderen Platz im Eingangsbereich des Gotteshauses an der Schützstraße finden wird. Auch noch im alten Jahr werden die Jugend-/Pfadfindergruppen neue Räume an der Schützstraße beziehen.
Einen Zeitplan, wie es am bisherigen Standort der katholischen Gemeinde weitergeht, gibt es aktuell noch nicht. Derzeit liegt die schriftliche Absichtserklärung des Investors zum Kauf des Geländes an der Denkmalstraße zur Prüfung beim Generalvikariat des Bistums Essen. Die „Untere Denkmalbehörde“ in Hattingen hatte der Pfarrei St. Peter und Paul nach einer Prüfung im Spätsommer verbindlich mitgeteilt, dass die Kirche Heilig Geist (Baujahr 1973) keinen Denkmalschutz genießt. Das Kirchportal, gestaltet vom Hattinger Künstler Egon Stratmann, besitzt nach Auskunft der Behörde „Denkmalwert“. „Ein passender Umgang und eine mögliche weitere Verwendung werden aktuell geprüft“, sagt Pfarrer Andreas Lamm, „allerdings sind bei ersten Kostenvoranschlägen sechsstellige Summen allein für den Ausbau genannt worden. Das übersteigt bei Weitem unsere Möglichkeiten. Wir sind mit dem Kirchenvorstand deshalb weiter in Beratungen.“
Heilig Geist ist die dritte katholische Kirche in Hattingen, von der sich die Pfarrei St. Peter und Paul verabschieden muss. Hintergrund ist der sogenannte Pfarreientwicklungsprozesses (PEP). Im PEP hatte die Pfarrei, wie alle Pfarreien im Bistum Essen, Standorte, Angebote, Strukturen und Prioritäten auch von Kirchengebäuden geprüft, mit den Gemeindemitgliedern diskutiert und per Votum über Sparmaßnahmen entschieden, zu denen auch Schließungen und Verkauf von Gebäuden gehören. Hintergrund für den PEP sind der Rückgang von Kirchenmitgliedern/-steuern und die damit geringeren finanziellen Möglichkeiten vor Ort.