Hattingen- Die letzte Sitzung des Stadtrats und die letzten mit Bürgermeister Dirk Glaser (parteilos) in der aktuellen Legislatur (9. Oktober 2025) wird ungewohnt emotional. Zunächst beim Tagesordnungspunkt zur Baumsatzung. Hier prallen die unterschiedlichen Meinungen in unerwarteter Härte und Vehemenz aufeinander. Die Befürworter der Satzung sind darüber nach eigenem Vernehmen vor allem deshalb erstaunt, weil die Gegner der neuen Vorschrift demnach ihre Bedenken in den verschiedenen Ausschusssitzungen nicht geäußert haben. Ein Vorwurf, den die andere Seite nicht akzeptiert. In der Folge entspannt sich eine hart geführte Diskussion, die manchmal knapp an der Grenze zur Beschimpfung entlang schrappte. Letztlich blieb sie aber im Rahmen dessen, was als Argumentation unter Demokraten einzuordnen ist.
Verkürzt lassen sich die Positionen so zusammen fassen: Die Gegner der Baumschutzsatzung befürchten „ein Bürokratiemonster“, das keinerlei nennenswerten Baumschutz bringt. Außerdem sehen sie einen Eingriff in die Eigentumsrechte der Hausbesitzerinnen und Besitzer Hattingens. Außerdem müsse zur Kontrolle der Satzung eine neue Stelle geschaffen werden, die sich Hattingen nicht leisten könne.
Die Befürworter halten die Baumschutzsatzung für zwingend erforderlich, um in Zeiten des Klimawandels innerstädtische Bäume ab einem gewissen Stammumfang zu schützen. Sie verweisen auf die mit großem Aufwand gepflanzten Klimabäume, deren Effekt durch unbedachte Fällungen an anderer Stelle nicht zunichtegemachtird werden dürfe. Außerdem könne die Kontrolle möglicherweise auch mit vorhandenem Personal durchgeführt werden. Am Ende wurde die Satzung mit 22 zu 17 Stimmen angenommen.
Bürgermeister ist sichtlich angefasst

Erneut emotional wird es, als Dirk Glaser gegen Ende der öffentlichen Sitzung ans Rednerpult tritt. In einer Rede zieht er Bilanz über seine zehnjährige Amtszeit. Er erinnert an die Herausforderungen aus dem Jahr 2015, als plötzlich Flüchtlinge in großer Zahl in der Stadt untergebracht werden müssen. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Schwierigkeiten während der Corona-Pandemie. In einem Gespräch nach der Stadtverordnetenversammlung, mit allen Ratsmitgliedern sagte Glaser: „Wir haben natürlich aus heutiger Sicht nicht immer alles richtig gemacht, aber den größten Teil gut gelöst.“ In seiner Rede richtet Glaser außerdem einen Appell an die anwesende Politik und die Stadtgesellschaft. Er ruft dazu auf, unsere Demokratie gegen extremistische Kräfte zu schützen. Während seiner Rede im Ratssaal ist Dirk Glaser sichtlich angefasst. Man merkt ihm an, mit wie viel Herzblut er in den zurückliegenden zehn Jahre er Bürgermeister war.
Als er anschließend die Ratsmitglieder verabschiedet, die in der neuen Stadtverordnetenversammlung nicht mehr vertreten sind, wird es vor allem bei den langjährigen Mitgliedern emotional. Sie scheiden größtenteils freiwillig aus, da sie nicht mehr angetreten sind. Sie wollen nach eigenem Vernehmen jüngeren Menschen Platz machen. Andere werden verabschiedet, da sie bei der Kommunalwahl ihren Platz im Stadtparlament verloren haben.
Die gesamte Stadtverordnetenversammlung ist bis zum 6. November 2025 bei Ruhrkanal.news zu sehen. Dann tagen die neuen Verordneten zum ersten Mal und die Aufzeichnung der jeweils vorangegangenen Sitzung muss vom Netz genommen werden.
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