Hattingen – Ein Abend voller Licht, Düfte und Gemeinschaft. Es gibt Feste, die sind mehr als ein Anlass zum Feiern. Sie sind eine Einladung – zu Begegnung, Verständnis und Respekt. Diwali, das hinduistische Lichterfest, ist so eines. Und in Hattingen wurde es jetzt zum ersten Mal öffentlich gefeiert. Kein großes Event mit Bühne, Buden und Programm. Sondern eine kleine, herzliche Feier im Holschentor, mit rund 30 Menschen, Teelichtern auf den Fensterbänken – und ganz viel Seele.
Ich bin einfach reingestolpert, ohne große Erwartungen, und fand mich plötzlich mitten in Little India wieder. Guriqbal Ghotra, den viele aus dem „Willkommenscafé“ im Holschentor kennen, hatte eingeladen. Er ist jemand, der verbindet – Kulturen, Menschen, Generationen. Und heute hat er gekocht. Oder besser: dirigiert. Mit dem Kochlöffel als Taktstock und einem Lächeln, das alles zusammenhielt.
In der Küche herrschte ein liebevolles Durcheinander. Geschnippelt, gerührt, frittiert, gelacht. Es roch nach Kardamom, Kreuzkümmel und warmer Butter. In Dortmund hatte man alles besorgt, was man für ein echtes indisches Fest braucht – sogar Mehl aus schwarzen Kichererbsen, um daraus Pakode zu formen: kleine, knusprige Häppchen aus Spinat, Zwiebeln und Kartoffeln. Kinder tauchten sie in Hela-Curryketchup – eine herrliche Mischung aus Indien und Holland. Die Welt ist klein, und an diesem Abend war sie im Holschentor zuhause.
Wer in die Küche kam, lernte Neues: dass Ghee Butterschmalz ist, aber heilig wie Olivenöl; dass Jaggery Pesi aus Zuckerrohr gemacht wird, das man trocknen lässt, bis es in goldenen Brocken bricht – und dass Tee mit Milch und Kardamom am besten schmeckt, wenn man ihn langsam trinkt. Je länger, desto intensiver der Geschmack, desto ruhiger der Moment.
Ein Fest wie Weihnachten – nur anders
Was ist eigentlich Diwali? Für viele Hindus ist es das wichtigste Fest des Jahres – ein Symbol des Neubeginns, des Lichts über der Dunkelheit, des Guten über das Böse. Familien kommen zusammen, die Häuser werden gereinigt, oft sogar neu gestrichen. Geschäftsleute schließen ihre alten Bücher und beginnen ein neues Kapitel. In Indien funkeln in dieser Nacht Millionen kleiner Öllampen – Diyas –, und der Himmel wird von Feuerwerk erleuchtet.
Es erinnert an Weihnachten, an das Zuckerfest oder an Neujahr. Denn überall auf der Welt feiern Menschen Hoffnung. Die Namen sind verschieden, die Sehnsucht ist dieselbe: dass das Gute siegt, dass Licht bleibt, dass wir nicht aufhören, an Menschlichkeit zu glauben.
Hattingen feiert Vielfalt
Dass dieses Fest in Hattingen gefeiert wurde, ist mehr als ein schöner Zufall. Es ist ein leises, aber wichtiges Zeichen – in einer Zeit, in der die Töne draußen oft härter werden. Während in den sozialen Medien Hasskommentare zunehmen und Menschen mit dunkler Hautfarbe, anderer Religion oder Sprache angefeindet werden, leuchten hier Kerzen gegen die Dunkelheit.
Ein Anfang – und ein Versprechen
Noch ist das Lichterfest klein. Drei Familien, später sechs, Kinder auf dem Boden, Eltern am Herd. Aber wer dabei war, spürte: Das wächst. Im nächsten Jahr soll es draußen gefeiert werden – mit Lichtern, Musik und offenem Himmel. Damit Hattingen leuchtet.
Und vielleicht wird dieses kleine Fest dann nicht nur ein Termin im Kalender, sondern ein Symbol für das, was diese Stadt ausmacht: dass hier Menschen unterschiedlicher Herkunft ein Zuhause finden, dass Licht stärker ist als Dunkelheit – und dass Hoffnung ansteckend sein kann.
Fazit:
Diwali in Hattingen war kein großes Feuerwerk, kein exotisches Spektakel. Es war warm, ehrlich, menschlich. Ein Fest, das Mut macht – gerade jetzt. Denn wenn das Gute über das Böse siegt, dann beginnt es nicht in Indien. Es beginnt hier. Bei uns. Mit einem Teller Pakode, einer Tasse Kardamomtee – und einem offenen Herzen.
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