Hattingen – ein neues Kapitel im Stadtumbau beginnt: „Blankenstein blüht“ – so lautet das Motto, das weit mehr meint als ein paar frische Blumenbeete. Es geht um Geschichte, Gegenwart und Zukunft eines Stadtteils, der manchmal fast zu bescheiden auf seine Qualitäten schaut.
Seit 2025 ist Blankenstein offiziell Projektgebiet der Städtebauförderung im Programm Lebendige Zentren. Ziel ist, den Stadtteil fit für die Internationale Gartenausstellung (IGA 2027) zu machen – und dabei das baukulturelle Erbe zu bewahren, ohne die Wurzeln zu kappen.
Förderung mit Tücken und Wirkung
Wie schon in Welper fließt auch in Blankenstein viel Geld aus Förderprogrammen. Da Hattingen aber nicht zu den strukturschwächsten Regionen gehört, sinkt der Fördersatz von 80 auf 70 Prozent. Das klingt nach Zahlen, bedeutet aber in der Praxis, dass die Stadt genauer hinsehen muss, welche Projekte wirklich zukunftsweisend sind.
Im Fokus stehen dabei der Gethmannsche Garten und seine Zugänge. Wer ihn kennt, liebt ihn – wer ihn nicht kennt, findet ihn kaum. Noch wirken manche Wege so, als führten sie „ins Nirgendwo“. Das soll sich ändern. Rund 900.000 Euro sind allein für die Gestaltung der Zugänge und den Spielplatz eingeplant.
Auch im Inneren des Gartens passiert viel. Teile des Geländes mussten wegen Hangrutschgefahr mit Mauern gesichert werden – etwa am Belvedere. Diese Stützmauern werden nun saniert, weitere 1,4 Millionen Euro stehen dafür bereit.
Großes Interesse bei den Gästen sorgte auch Diskussionsbedarf © RuhrkanalNEWS (Foto: Holger Grosz)
Zwischen Denkmalschutz, Fledermäusen und Förderlogik
Manche erinnern sich noch: Nach der ersten Umbauphase wirkte der Park vernachlässigt. Er war vom Garten- und Friedhofsamt auf „Pflegestandard Wald“ gesetzt worden – also kaum Pflege. Das hat sich geändert. Der Pflegeaufwand ist hoch gestuft worden und wird mit der bestehenden Mannschaft geschultert.
Doch wer Fördergelder bekommt, muss sich auch an strenge Vorgaben halten – und die sind nicht immer praxisnah. Beim letzten Umbau sorgte eine Mischung aus Denkmalschutz, Naturschutz und Bürokratie für so manche Anekdote:
Im Bunker am Königsplatz leben 13 von 22 in NRW gefährdeten Fledermausarten – das verlangte spezielles Saatgut, das nicht mehr erhältlich war. Erst nach vielen Telefonaten mit anderen Städten konnte die Lieferung gesichert werden. Ohne das Saatgut keine Abnahme, ohne Abnahme kein Geld.
Auch der Heimatverein fragte sich, wann endlich wieder Osterblumen gepflanzt werden dürfen – doch die Antwort lautete: gar nicht. Narzissen passen nicht in den denkmalgeschützten Garten. Und als in einem Winter drohte das Gas knapp zu werden, verschwanden sogar die liebevoll angelegten Totholzhaufen – als Brennmaterial. Mehr Symbolik geht kaum.
Stadtteilbüro als Herz und Sprachrohr
Besonders wichtig ist jetzt das neu eingerichtete Stadtteilbüro, betreut von Lena Römer (Planungsgruppe Stadtbüro). Es soll die Brücke zwischen Verwaltung und Bürgerschaft schlagen – ein Ort, an dem man Fragen stellen, Ideen einbringen und Projekte anschieben kann.
Hier steht auch ein Verfügungsfonds bereit: Geld für kleine, aber sichtbare Projekte, die von engagierten Bürgerinnen und Bürgern umgesetzt werden können. Lena Römer ist ab sofort dienstags von 13 bis 15.30 Uhr auf der Empore des Museumscafés am Marktplatz 1–3 anzutreffen – und freut sich auf Austausch und kreative Köpfe.
Auftakt mit Bürgermeister und Baudezernent
Zur Eröffnung am Dienstag, 7. Oktober 2025, um 17 Uhr im Café des Stadtmuseums begrüßte Bürgermeister Dirk Glaser die Gäste, Baudezernent Jens Hendrix erläutert die anstehenden Projekte – und lässt keinen Zweifel daran, dass jede noch so kleine Anmerkung aus der Bürgerschaft ernst genommen wird.
„Manchmal denkt man erst: Muss das jetzt auch noch sein?“, sagte Hendrix schmunzelnd bei der Vorstellung der Pläne. „Aber wenn man später draufschaut, merkt man: Genau das hat gefehlt.“
Mehr als Fördergeld
Blankenstein soll aufblühen – für die IGA 2027 und weit darüber hinaus. Dafür braucht es nicht nur Millionenbeträge, sondern auch Menschen, die sich kümmern.
„Blankenstein blüht“ ist deshalb mehr als ein Projektname – es ist ein Versprechen.
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