Hattingen – 25 Jahre Museum Henrichshütte – das klingt nach Rückblick, nach Nostalgie, nach dem Geruch von Rost und Geschichte. Aber wer dieser Tage durchs Foyer geht, merkt schnell: Hier wird nicht die Vergangenheit konserviert, hier wird Zukunft gebaut.
Von der Hütte zum Erlebnisraum
Als die Henrichshütte 1999 zum Museum wurde, kamen vor allem die Ehemaligen: Männer, die hier geschuftet, geschwitzt und gegossen hatten. Sie erzählten ihre Geschichten, und das Museum wurde ihr Gedächtnis.
Heute ist das Publikum ein anderes. Viele der Besucherinnen und Besucher haben nie erlebt, wie ein Hochofen feuert, wie Stahl riecht oder wie laut ein Abstich ist.
Und genau hier setzt das Museum an:
In der neuen Ausstellung soll die Hütte wieder lebendig werden – mit digitalen Modellen, Filmen, Tönen und natürlich mit Andi, dem neuen Avatar, der Wissen teilt, ohne mit Jahreszahlen zu erschlagen.
Kurator Dr. Olaf Schmidt-Rutsch bringt es auf den Punkt: „Wir wollen zeigen, wie die Prozesse wirklich funktionierten – vom Erz über den Hochofen bis zum fertigen Eisen.“
Das gelingt mit einem digitalen Hüttenmodell, das sich über einen großen Bildschirm zieht. Ein Klick, ein Handgriff – und schon leuchten Transportwege, Rohstoffflüsse und Feuerzungen auf, begleitet von Erklärungen in mehreren Sprachen.
Digitales Hüttenmodell, Andi und die Themenwürfel © RuhrkanalNEWS (Fotos: Holger Grosz)
Themen der Zukunft
Doch die Ausstellung bleibt nicht in der Vergangenheit stehen.
Sie fragt weiter:
Wie verändern sich Städte, wenn die Industrie geht?
Was bleibt vom Stolz der Arbeiter?
Und wie passen Nachhaltigkeit, Globalisierung und Strukturwandel in eine Geschichte, die mit Kohle und Eisen begann?
Vier große Themenwürfel auf dem Außengelände zeigen, wohin die Reise geht:
Neue Energieformen, Wiederverwertung, internationale Lieferketten – die Hütte wird zum Denkraum über die Zukunft der Arbeit.
Mitmachen erwünscht
„Wir möchten wissen, was die Menschen bewegt“, sagt Museumsdirektorin Dr. Kirsten Baumann.
Deshalb bleibt die neue Ausstellung nicht hinter Glas: In Werkstattbereichen dürfen Besucher selbst aktiv werden – schreiben, zeichnen, ihre Gedanken dalassen.
Alles, was hier entsteht, fließt später in die große Dauerausstellung ein, die 2027 eröffnet werden soll.
Bis dahin gilt: „Ans Werk!“ – wortwörtlich.
Denn die Hütte lebt davon, dass Menschen sie mitgestalten – so wie früher, nur eben heute digital.
Ein Vierteljahrhundert im Wandel
Vom rauchenden Industriekomplex zum modernen Wissensraum – die Henrichshütte hat in 25 Jahren viel geschafft.
Doch der Geist der alten Tage bleibt. Man spürt ihn im Wind, im Hall der Stahlträger, im Schimmer des Roheisens, das als Exponat im Foyer liegt.
Es ist, als flüstere die Hütte selbst: „Ich bin noch da – aber ich entwickle mich weiter.“
Und genau das ist das Erfolgsrezept dieser neuen Phase:
Tradition bewahren, Zukunft gestalten.
Damit Hattingens größter Touristenmagnet kein Ort des Rückblicks wird, sondern einer der Neugier.
Die offizielle Eröffnung der Ausstellung „Ans Werk!“ findet am Donnerstag, 16. Oktober, um 19 Uhr im LWL-Museum Henrichshütte, Werkstraße 31-33, 45527 Hattingen, statt.
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