Bei minus zwei Grad: Hattingens Ehrenamt macht den Wald klimafit

Baumpflanzaktion © ruhrkanalNEWS (Foto: Holger Grosz)

Hattingen – ADFC, Ökozelle, hwg & Co. pflanzen klimaresistente Bäume im Schulenberger Wald. Es war alles vorbereitet am 22 Nowvember: Mitglieder angeschrieben, Verbündete informiert, die Fläche im Schulenberger Wald markiert. Und dann der Blick auf die Wetter-App: –2 Grad. Der Moment, in dem man sich fragt, ob am Ende vielleicht nur fünf oder zehn Menschen kommen. Aber in Hattingen gilt: Aufs Ehrenamt ist Verlass.

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Mit E-Bikes, Spaten und warmen Jacken

Der ADFC rollte mit E-Bikes an, der Hänger voll mit Werkzeug. Die Aktiven, die sich sonst um die Grünanlage an der Südstadt, dem Mehrgenerationenhaus und im ADFC-Umfeld kümmern, brachten ihre Routine gleich mit in den Wald. Aus Holthausen kam die Ökozelle mit Spaten bewaffnet dazu.

Spätestens auf den teilweise vereisten Waldwegen hinauf zur Pflanzfläche zeigte sich: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung. Dick eingepackt, aber gut gelaunt, machten sich die Helferinnen und Helfer auf den Weg zu der Fläche, die an diesem Vormittag ein Stück klimafester werden sollte.

Klimawandel als Lotteriespiel – Förster setzt auf Vielfalt

Stadtförster Jansen hatte drei verschiedene Baumarten ausgesucht. Niemand weiß genau, wie sich das Klima in den nächsten 30 Jahren entwickeln wird – die Auswahl der Bäume für einen stabilen Mischwald ist deshalb immer auch ein Stück Lotteriespiel.

Gepflanzt wurden unter anderem rund 50 Elsbeeren. Wenn es den Bäumen gut geht, könnte ihr hartes Holz in etwa 100 Jahren als Furnier in der Möbelindustrie oder im Instrumentenbau landen. Die Art ist von Frankreich über Italien und den Balkan bis in die Nordtürkei verbreitet.

Ebenfalls dabei: etwa 50 Speierlinge – einer der seltensten Bäume Deutschlands. Es ist von rund 1.000 Exemplaren die Rede. Der Speierling stammt eher aus südlicheren Regionen Europas und soll helfen, den Wald an den Klimawandel anzupassen. Die Setzlinge sind empfindlich, brauchen Pflege und Wasser. Sollte es im Sommer einmal drei Wochen am Stück trocken bleiben, müssen sie mit Kanistern gegossen werden. Erst wenn die Wurzeln tief genug reichen, ist der Baum für ein Klima bis etwa +1,5 Grad gut gewappnet. Was darüber hinaus passiert, weiß niemand.

Als dritte Art kam die Traubeneiche in den Boden. Sie stammt ebenfalls aus etwas südlicheren Gegenden und kommt mit Trockenheit besser zurecht als die Stieleiche, deren Bestände im Schulenberger Wald nahezu komplett abgestorben sind. Traubeneichen liefern begehrtes Holz: als Furnier im Möbelbau und für Weinfässer.

Alle drei Baumarten können Stammdurchmesser von über einem Meter erreichen und zwischen 100 und 800 Jahre alt werden. Wer heute pflanzt, arbeitet also für Generationen.

Gut vorbereitet: Pflanzlinien, Schutzhülsen und warmen Kaffee

Die hwg hatte ein Zelt aufgebaut, in dem es Kaffee und andere Getränke gab – ein wichtiger Treffpunkt zum Aufwärmen. Stadtförster Jansen hatte die Fläche gründlich vorbereitet: Die Linien für die Pflanzabstände waren gezogen, damit die Bäume später genug Platz haben. Zu jedem Setzling gehört ein Pflanzstab, der das junge Bäumchen vor dem Umtreten schützt. Daran wird eine Röhre befestigt, die die Jungpflanzen zusätzlich vor Wildverbiss schützt – damit sie nicht einfach aufgefressen werden, bevor sie überhaupt eine Chance haben, anzuwachsen.

Fotostrecke Pflanzaktion im Schulenberger Wald © ruhrkanalNEWS (Fotos: Holger Grosz)

„CO₂ dort ausgleichen, wo er entsteht“

Bei der hwg war Nachhaltigkeitsbeauftragter Christian Schmelzing für die Planung zuständig. „Viele Jahre haben wir Pflanzaktionen im Ausland unterstützt“, erzählt er. „Durch die Berichte über die Pflanzaktionen der Volksbank mit der Realschule Grünstraße haben wir uns entschieden, vor Ort tätig zu werden und in Hattingen zu pflanzen. Uns ist wichtig, dass wir CO₂ dort ausgleichen, wo es entsteht.“

Wenn er an diesem kalten Vormittag auf die vielen Helferinnen und Helfer schaut, ist für ihn klar: „Das war sicher nicht das letzte Mal.“ Die Aktion wurde zusätzlich von der Firma Gala-Bau Beber finanziell unterstützt, die Stadt stellte die Fläche zur Verfügung.

Ein sichtbares Zeichen im Frost

Am Ende dieses Vormittags stehen im Schulenberger Wald mehrere Reihen frisch gepflanzter, klimaresistenter Jungbäume. Zwischen Pflanzröhren, Spaten und leeren Kaffeebechern wird viel gelacht, gefachsimpelt und diskutiert – über Baumarten, Klimawandel und darüber, wer im Sommer vielleicht zum Gießen wiederkommt.

Es sind minus zwei Grad. Die Finger sind kalt, die Wege rutschig. Aber der Schulenberger Wald ist ein Stück grüner geworden. Und das hat an diesem Tag vor allem eines gezeigt: Wenn Hattingens Ehrenamt aufsteht, wächst nicht nur der Wald – sondern auch die Hoffnung, dass sich vor Ort wirklich etwas bewegen lässt.

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