Hattingen – Am 5. November haben Schüler der Realschule Grünstraße die ersten Stolpersteine der diesjährigen Gedenkwoche gereinigt – Auftakt um 9:30 Uhr am Steinhagen beim Stein für Emmi Roth. Die Schule arbeitet seit Jahren an ihrer Geschichte: Von Emmi Roth war vor Ort kaum noch etwas bekannt; die Jugendlichen haben recherchiert, lebende Verwandte ausfindig gemacht, getroffen und Biografisches zusammengetragen. Treibende Kraft des Projekts: Judith Nockemann. Beteiligt waren die Klasse 8b (mit Karsten Heilinger), Klasse 10a (mit Jörg Maack), der Religionskurs Jahrgang 9 (mit Judith Nockemann), außerdem Ingo Rodowsky und Gisela Hülsmann mit ihren Inklusionsschülern. Dorothee Krengel begleitete die Aktion als Mitglied der Schulleitung. Die Initiative kam aus der Schülerschaft; Lehrkräfte unterstützten organisatorisch.
Mehr als Messing polieren
Zu jedem Stein gab es kurze Vorträge oder kleine szenische Beiträge. In der Gelinde zeigten die Jugendlichen Fotos von Hattingen; auf den Rückseiten standen damals gültige Gesetzestexte, die heute absurd klingen. Ein Beispiel, das viele schlucken ließ: Ab 1936 mussten Journalisten einen „Ariernachweis“ erbringen. An jedem Stolperstein legten die Jugendlichen eine Rose nieder – still, respektvoll, eindrücklich.
Fotostrecke Stolpersteine putzen © RuhrkanalNEWS Fotos: Holger Grosz
Lernen über den Lehrplan hinaus
Viele der Beteiligten sind im Geschichtsunterricht noch gar nicht in der NS-Zeit angekommen – die Inhalte wurden zusätzlich zum Unterricht erarbeitet: recherchiert, vernetzt, aufbereitet. Genau das macht die Wirkung aus: eigene Fragen, eigene Wege, eigener Ton.
Stadtgesellschaft schaut hin
Unter den Zuhörenden: bekannte Hattinger Gesichter aus Verwaltung, Politik und Vereinen – privat vor Ort, aufmerksam und sichtbar berührt. Auf dem Weg von Stein zu Stein kam es zudem zu einer Geste, die hängen bleibt: Vertreter des Lions Club sagten den Jugendlichen zu, ein Projekt mit 500 Euro zu unterstützen – unter der Bedingung: „Denkt euch etwas aus und beschreibt es.“ Ohne großes Trara, aber mit klarem Signal: Schüler und Lehrkräfte machen hier spürbar einen starken Job.
Worum es geht
Die 25 Stolpersteine in Hattingen erinnern an Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt, deportiert oder ermordet wurden. Erinnerungskultur wirkt, wenn sie konkret wird: Namen, Orte, Geschichten – und junge Menschen, die sich sichtbar kümmern. Genau das ist in Hattingen geschehen: gründlich recherchiert, persönlich vorgetragen, respektvoll umgesetzt.
Weitere Aktionen und Termine der städtischen Gedenk- und Aktionswoche „Hattingen hat Haltung“ finden Sie hier.






























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