WIRTSCHAFT IN KRITISCHER SITUATION – INVESTITIONSRÜCKGANG BEFÜRCHTET

Die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen (Foto: Strohdiek)

Ennepe-Ruhr-Kreis- Die Corona-Krise hat die Lage der Unternehmen im Märkischen Südwestfalen trotz Öffnungen nach dem Shutdown auf ein historisches Tief fallen lassen. “Investitionspläne, Beschäftigungspläne und aktuelle Geschäftslage erreichen absolute Tiefpunkte. Dazu kommt: Über alle Branchen hinweg geben mehr als acht Prozent der Unternehmen immer noch an, dass ihnen eine Insolvenz droht. In der Reisewirtschaft sind es erschreckende 44 Prozent, im Gastgewerbe mehr als zehn Prozent. Selbst in der Industrie berichtet fast jedes zehnte Unternehmen von einer drohenden Insolvenz! Auch wenn der wirtschaftliche Shutdown in weiten Teilen aufgehoben ist: Die Lage der Wirtschaft bleibt überaus besorgniserregend“, fasst SIHK-Präsident Ralf Stoffels die aktuelle Konjunkturumfrage der Südwestfälischen Industrie-und Handelskammer zu Hagen (SIHK) zusammen. An der Umfrage haben fast 490 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung im Märkischen und Ennepe-Ruhr-Kreis sowie in Hagen vom 22. bis zum 26. Juni 2020 teilgenommen.

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Ralf Stoffels, SIHK-Präsident macht sich Sorgen um die Situation der Wirtschaft (Foto: BIW)

Erschwerend kommt hinzu, dass die Wirtschaftsleistung und Konsumlaune insgesamt weit weg vom Niveau der Vorkrisenzeit sind. Nur zehn Prozent der Unternehmen geben in der Sommer-Konjunkturumfrage der SIHK an, dass sie wieder auf oder über Vorkrisenniveau arbeiten. Dazu sagt SIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Geruschkat: „Selbst wenn auf die Frage nach der Zukunft wieder etwas mehr positive als negative Antworten gegeben werden, darf man sich nicht täuschen. Nach dem breiten Shutdown kommt die Wirtschaft nur sehr mühsam wieder in Schwung. Aktuelle Umfragewerte sind nicht mit früheren Umfragewerten zu vergleichen. In vielen Unternehmen hat sich die Ergebnislage verschlechtert und das Eigenkapital ist zurückgegangen. Das fehlt nun für wichtige Investitionen in die Zukunft. Zugleich schwächelt der Konsum und die Sparquote der Verbraucher geht in unsicherer Zeit steil nach oben. Unternehmen müssen aktuell Notkredite zum Teil zur Finanzierung von Verlusten einsetzen. Wenn in zwei Jahren dann die Tilgungspflicht für die Notkredite einsetzt, wird das Insolvenzrisiko weiter steigen. In den Branchen, die weiterhin starken Einschränkungen unterliegen, müssen Rettungsschirme weiterhin eine Option sein.“

Ein Ende der Krise ist für die meisten Unternehmen momentan nur schwer absehbar. 42 Prozent der regionalen Unternehmen rechnen erst 2021 und zwölf Prozent erst danach mit einer Rückkehr zur Normalität.

Mit Sorge blickt SIHK-Präsident Stoffels auch auf den Ausbildungsmarkt: „Richtig ist, dass mit Blick auf das neue Ausbildungsjahr die offenen Stellenangebote im langjährigen Vergleich zurückgegangen sind. Viel dramatischer ist aber die Tatsache, dass aktuell rund jeder zweite Schulabgänger in der Region noch nicht weiß, wie es weitergehen soll. Sie haben noch keinen Ausbildungsvertrag unterschrieben, Kontakt zu einem Berufskolleg aufgenommen oder sich an der Uni eingeschrieben. Offene Ausbildungsstellen drohen nicht besetzt werden zu können. Deshalb hat die SIHK gemeinsam mit Partnern in der vergangenen Woche die Aktion www.1500chancen.de gestartet. Hier finden Schulabgänger mehr als 1500 offene Ausbildungsstellen in der Region, ein breites Beratungsangebot und Kontakte zur Berufsorientierung. Schüler und ihre Eltern sind aufgerufen, die bestehenden beruflichen Chancen und die verbleibende Zeit bis zum Start des Ausbildungsjahres zu
nutzen.“