WENN MITTEN IM WAHLVORGANG DIE TECHNIK ZUSAMMENBRICHT

Das Hattinger Rathaus (Foto: RuhrkanalNEWS)

Hattingen- Eigentlich hat sich im Laufe vieler Wahlen eine gewisse Routine im Rathaus eingestellt. Diese unterliegt zwar immer auch Veränderungen durch den technischen Fortschritt, aber die Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter wissen natürlich trotzdem, wie sie möglichst schnell die Ergebnisse aus den verschiedenen Wahlbüros verarbeiten und der Öffentlichkeit präsentieren können. Inzwischen ist es Standard, dass die Zahlen zentral in einem Rechenzentrum erfasst werden und vor dort direkt online gehen.

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Doch gestern (13. September 2020) ist plötzlich alles anders. Der Server der Stadt Hagen bricht unter einem Ansturm an Anfragen zusammen. Die Stadt Hagen übernimmt mit ihrem Rechenzentrum die Datenvverarbeitung am Wahltag für den Ennepe-Ruhr-Kreis und alle neun kreisangehörigen Städte. Als er nicht mehr erreichbar ist, heißt dass nicht nur, dass interessierte Bürgerinnen und Bürger die Auszählung und Zwischenergebnisse nicht mehr online verfolgen können. Die Ergebnisse der Stadt Hattingen können auch nicht mehr ans Rechenzentrum übermittelt und dort aufbereitet werden.

Also müssen die Auswertungen wieder im Rathaus vorgenommen werden. „Wir haben natürlich noch die alten Vorlagen auf den Rechnern im Rathaus, aber damit hat seit vielen Jahren niemand mehr gearbeitet“, schildert Barbara Vogelwiesche, Leiterin des Fachbereiches Ratsangelegenheiten, die Folgen des Serverausfalls in Hagen. „Wir haben unseren ganzen Ablauf umgestellt und quasi von Hand alles ausgewertet, damit wir möglichst schnell zu einem Endergebnis kommen konnten.“ Das bedeutet auch, dass alle Wahlbüros mehrfach angerufen, die mündlich übermittelten Daten aufwendig geprüft und am Ende im Rathaus zu aussagekräftigen Tabelllen und Grafiken zusammengefasst werden.

Dieser Vorgang dauert natürlich länger, als ursprünglich im Zeitplan der Verwaltung vorgesehen. FDP-Mann Gilbert Gratzel ist darüber so erbost, dass er noch im Rathaus Konsequenzen forderte. „Da müssen Köpfe rollen, soetwas ist ein Skandal“, so der FDP-Chef. „Es kann nicht sein, dass an einem Wahltag das ganze Computersystem zusammenbricht.“ Dabei ist aktuell noch nicht sicher, ob es sich bei den vielen Anfragen, die den Server in Hagen in die Knie zwingen, nicht um einen konzertierten Angriff handelt. Nach Angaben des Hagener Kämmerers und stellvertretenden Wahlleiters kamen zahlreiche Zugriffe auf den Wahlserver aus dem Westeuropäischen Ausland. Von diesem Vorgehen waren demnach auch Server in anderen Städten betroffen.

Der RuhrkanalNEWS-Bericht über die ersten Reaktionen auf das Wahlergebnis im Hattinger Rathaus

Für den Hattinger Verwaltungschef Dirk Glaser (parteilos) waren die Vorwürfe eines seiner Unterstützer dennoch Grund genug, sich vor die städtischen Mitarbeiter zu stellen und auf die enorme Leistung zu verweisen, die im Rathaus geleistet wurde, um wenigstens offline auf Papier die Endergebnisse für Presse und Parteien vorlegen zu können.

1 Kommentar zu "WENN MITTEN IM WAHLVORGANG DIE TECHNIK ZUSAMMENBRICHT"

  1. Christian Hausen | 15. September 2020 um 9:56 |

    Gilbert Gratzel: „Da müssen Köpfe rollen, soetwas ist ein Skandal“
    Ich finde diese schlechteste aller Management-Unarten echt zum Kotzen: Ohne jede Ahnung was wirklich passiert ist, erstmal nach der Hinrichtung der vermeitlichen Schuldigen gröllen, statt konstruktiv nach Ursachen und einer Lösung zu suchen.

    Ich vermute als Politologe hat Herr Gratzel maximal sowas wie ein Halbwissen was IT Infrastruktur und den Betrieb von Servern angeht. Daher kann er auch leider (vermutlich, um sich zu profilieren) nichts weiter als nutzlose Parolen beitragen.

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