Essen – In den heißen Juli- und Augusttagen wuchs die Elodea um bis zu 20 Zentimeter pro Tag. Was sich zu Beginn des Sommers 2024 bereits angedeutet hat, wird durch die vorläufige Mähbilanz des Ruhrverbands bestätigt.
Die Ruhrstauseen haben 2024 eine so starke Verkrautung mit Elodea nuttallii und anderen Wasserpflanzen erlebt wie seit mehreren Jahren nicht mehr. Die Gründe hierfür liegen mit großer Wahrscheinlichkeit im Wegfall verschiedener limitierender Faktoren, die das Pflanzenwachstum in den letzten Jahren eingeschränkt hatten.
2021 hatte das Julihochwasser die Pflanzen stark geschädigt, wovon sie sich bis zum Herbst nicht mehr erholten. Auch Corbicula spec. (Körbchenmuscheln), die in den Stauseen durch ihre Filtrationsleistung zur Verringerung der Trübung beitragen, wurden bei dem Hochwasser in hoher Zahl ausgespült.
2022 gab es eine starke Blüte der Kieselalge, die das Wasser eintrübte und der Elodea dadurch das zum Wachsen benötigte Sonnenlicht entzog. 2023 – immerhin das nasseste Jahr in den Aufzeichnungen des Ruhrverbands – dürfte die häufig erhöhte Wasserführung eine Rolle gespielt haben.
2024 hingegen mussten enorme Anstrengungen unternommen werden, um die Beeinträchtigungen auf dem für seine überregional bedeutenden Wassersportveranstaltungen bekannten Baldeneysee sowie dem als Freizeitanlage konzipierten Kemnader See so weit wie möglich in Grenzen zu halten.
Baldeneysee
Hier stellte wie schon in den Vorjahren der Ruhrverband die Mähboote zur Verfügung, während die Schiffsführung durch die Weiße Flotte Baldeney, unterstützt von der Essener Arbeits- und Beschäftigungsgesellschaft, erfolgte. Von der Bezirksregierung Düsseldorf kam als temporäre Leihgabe eine Ladeschute, mit der ein zusätzlicher Ladepunkt auf dem See geschaffen wurde, um die Entladevorgänge des aufgenommen Mähguts zu beschleunigen. Dadurch konnte auch kompensiert werden, dass das Mähboot „Nimmersatt“ aufgrund von Lieferschwierigkeiten eines dringend benötigten Ersatzteils im Juli zeitweise nicht einsetzbar war.
Nach Reparatur der „Nimmersatt“ waren – immer in Absprache mit der IG Baldeney, die die Interessender am See ansässigen Wassersportvereine vertritt – in Spitzenzeiten sogar drei Mähboote auf dem Baldeneysee unterwegs. Als Ergebnis wurden bis zu vier 40-Kubikmeter-Container pro Tag abgemäht und zur Deponie abgefahren. Zeitweise führten die Teams, die in größter Hitze den ganzen Tag auf dem Wasser unterwegs waren, einen Kampf gegen Windmühlenflügel, denn zu Spitzenzeiten im Juli und August legte die Elodea um bis zu 20 Zentimeter pro Tag an Länge zu, so dass das Mähergebnis schon nach wenigen Tagen nicht mehr sichtbar war.
Doch dank der gemeinsamen Anstrengungen aller Beteiligten fanden alle bedeutenden Wettbewerbe auf dem Baldeneysee, von der Deutschen Jugendmeisterschaft im Rudern Ende Juni bis zu den Essener Segelwochen im September, wie geplant statt. Auch die täglichen Trainings der Kanus und Ruderboote sowie zahlreiche Trainingslager konnten absolviert werden. Es standen immer Flächen für das Segeln und Stand-up-Paddeln zur Verfügung. Auf das Abmähen der Süduferbereiche wurde nach Absprache mit der IG Baldeney bewusst verzichtet, da die dortigen geringen Wassertiefen die Wassersportausübung generell erschweren und ein Freihalten der gesamten Seefläche mit den verfügbaren logistischen, personellen und finanziellen Ressourcen nicht möglich gewesen wäre.
Insgesamt fielen am Baldeneysee in dieser Saison nach vorläufigen Erkenntnissen mehr als 510 Tonnen Mähgut an, die in über 50 Containerfuhren abtransportiert werden mussten. Das war die zweithöchste entnommene Tonnage, die am Baldeneysee bisher innerhalb einer Mähsaison verzeichnet wurden. Nur im besonders heißen und trockenen Sommer 2018 hatte die Entnahmemenge mit über 700 Tonnen noch höher gelegen. In den letzten drei Jahren gab es hingegen aus den oben erwähnten Gründen nur wenige Mähfahrten pro Saison. Die letzte Mähfahrt dieses Jahres fand am 10. September statt. Der Ruhrverband rechnet damit, dass die Mähsaison 2024 am Baldeneysee für Leasing bzw. Miete und Betrieb der Boote, Transport und Entsorgung mit rund 120.000 Euro zu Buche schlagen wird; hinzu kommen die Personalkosten für die Schiffsbesatzungen, die gesondert berechnet und von der Stadt Essen übernommen werden.
Kemnader See
Am Kemnader See wurde mit dem Mähboot „Manati“ des Ruhrverbands und eigenem Personal ebenfalls wochenlang intensiv gemäht. Allerdings reichten auch hier die Kapazitäten der „Manati“ bei weitem nicht aus, um die gesamte Seefläche freizuhalten. Die Anstrengungen konzentrierten sich daher darauf, die Zuwegungen von den Steganlagen zu den tieferen (und deshalb weniger beeinträchtigen) Seebereichen zu mähen. Gemäht wurde bis zum 12. September an insgesamt 39 Mähtagen, dabei fielen 345 Tonnen Mähgut an – in etwa so viel wie 2020, aber deutlich weniger als in den starken Elodeajahren 2017 und 2018. Die Betriebs-, Personal- und Entsorgungskosten in Höhe von voraussichtlich rund 57.000 Euro trägt am Kemnader See allein der Ruhrverband.
Hengstey- und Harkortsee
Auch die ansässigen Wassersportvereine am Hengstey- und Harkortsee, die gemäß langjähriger Absprachen vom Ruhrverband ein Mähboot ausleihen und mit eigenen Mitgliedern nutzen können, versuchten auf diese Weise ihre Wassersportaktivitäten so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Die Koordination des Mähbootverleihs erfolgt vertragsgemäß über den Yachtclub Harkortsee. Auch hier kam auf den beiden Seen eine stattliche Anzahl Mähstunden, die von den Vereinsmitgliedern ehrenamtlich geleistet wurden. Allerdings sorgte ein zwischenzeitlicher Schaden am Mähwerk dafür, dass das Boot über gut zwei Wochen nur eingeschränkt genutzt werden konnte.
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