Hattingen- „Irgendwo musste man sich ja treffen und die Sachen verkaufen“, fasst Stadtarchivar Thomas Weiß die Entstehung eines Marktes zusammen. Das, so der Experte, sei immer die Ausgangssituation: Auf der einen Seite stehen die, die etwas kaufen möchten. Auf der anderen Seite finden sich jene, die die Produkte feilbieten wollen. „Und früher war das noch schwieriger, denn es gab ja keinen Kühlschrank. Auf Vorrat zu kaufen war kaum möglich.“
So gingen in den Anfängen die Kaufleute in die Kneipen. Dort traf man ja Menschen, die Geld hatten, um etwas zu kaufen. Im Juni 1359 gibt es eine erstmalige Erwähnung eines Marktes in Hattingen. „Das ging alles in Etappen vor sich. Zunächst gab es die Marktrechte, dann fanden vier Jahrmärkte statt, dann wurde die Rechte der Stadtwaage und des Bierbrauens 1478 verliehen. Mit den Märkten musste eine Überwachung geschaffen werden, weil alles mit rechten Dingen zugehen sollte. Gab es mehrere Anbieter für die gleichen Produkte, so mussten Preise verhandelt werden“, erklärt Weiß.
Fische aus der Ruhr und Kornmarkt
Und was wurde nicht alles auf einem Markt verkauft! 1574 sogar Fische aus der Ruhr und einen wöchentlichen Kornmarkt gab es auch. „Weil man allhier mit der Pestilenz heimgesucht worden, ist der wöchentliche Kornmarkt eine Zeitlang unter den Eichen, im Eickelkampe gehalten worden“, zitiert Stadtarchivar Thomas Weiß aus den Sorgen vergangener Zeiten. „Es entstanden im Laufe der Jahrhunderte Märkte für verschiedene Bedürfnisse. So gab und gibt es die Wochenmärkte, aber eben für den Spaß auch Jahrmärkte oder die Stoffmärkte, und eben auch die Weihnachtsmärkte. In der Hattinger Innenstadt findet man mit Namen wie Unter- oder Obermarkt noch heute Straßenbezeichnungen, die sich vom früheren Marktgeschehen ableiten.“ Neben dem Marktbegriff ist es auch der des „Krämers“, der sich bis heute – beispielsweise in der Bezeichnung Krämersdorf – findet. Das Viertel prägten Handwerker und Kleinhändler – sogenannte Krämer –, die ihre Fachwerkhäuser um die 1737 fertiggestellte Johanniskirche bauten. Nach der kompletten Zerstörung im Zweiten Weltkrieg errichtete man nach Kriegsende das Krämersdorf wie wir es heute kennen als einen geschlossenen Platz mit Ladenlokalen und Arkadengängen. Krönende Erhebung des Platzes ist der Kirchturm der Johanniskirche, wegen seines Glockenspiels „Glockenturm\\\\” genannt.
Kommunikative und soziale Funktion
Für die Stadt entwickelten sich Märkte zur Einnahmequelle, konnte man doch Standgebühren erheben. „Manche Ereignisse haben sich heute vom Marktgeschehen gelöst. Das ist zum Beispiel bei der Kirmes der Fall. Oft steht auch das das Erleben heute im Mittelpunkt, beispielsweise beim Kulinarischen Altstadtmarkt, dem Frühlings- oder Herbstmarkt und dem Weihnachtsmarkt. Heute erfüllen Märkte neben der Versorgung auch eine wichtige kommunikative und soziale Funktion.“
Weil das so ist, entzündet sich die Debatte derzeit an neuen Ideen wie die Belebung vom Krämersdorf durch einen Markt. Je nach Ausrichtung können Märkte aber nicht nur für die Belebung eines Quartiers sorgen, sondern neben Versorgung auch Information transportieren (Nachhaltigkeit, gesunde Ernährung) oder durch Schaueffekte (Brot backen) mit einem Eventaspekt eine Einladung an alle Bürger und Besucher aussprechen.
Das Foto “Historischer Markt um 1900 auf der Heggerstraße” zeigt den Obermarkt. 😉