VÖGEL VERSCHWINDEN VON WIESEN UND FELDERN

Der Kiebitz (Foto: TGP)

Hattingen- Ulrike und Fredy Brinkmann aus Hattingen sind traurig: Seit mehr als 30 Jahren hat sie in jedem Frühjahr ein Paar Rauchschwalben erfreut mit Gesang und Nestbau. In diesem Jahr sind sie nicht gekommen! Wir haben jeden Tag gewartet.“ Was die beiden Naturschützenden in der Winzermark erleben, beklagen auch viele andere. Manche schon seit Jahren. Vogelkundler Thomas Griesohn-Pflieger beklagt das Verschwinden von zahlreichen Vogelarten aus Hattingen. „Während die Bestände in den Gärten mehr oder weniger stabil bleiben, sieht es in der freien Landschaft schlecht, sehr schlecht aus. Statt Freier Landschaft könnte man auch „vogelfreie“ Landschaft sagen!“
„Wir haben in den letzten zwanzig Jahren viele Verluste zu beklagen!“, so Thomas Griesohn-Pflieger, der bei der VHS Hattingen seit 25 Jahren vogelkundliche Exkursionen anbietet. Ein Auszug aus der Liste der verschwundenen früheren Brutvogelarten Hattingens: Rebhuhn, Turteltaube, Kiebitz, Gartenrotschwanz, Nachtigall,, Feldlerche, Girlitz, Birkenzeisig. Stark im Bestand abgenommen haben diese Arten: Steinkauz, Türkentaube, Star, Wacholderdrossel, Klappergrasmücke, Waldlaubsänger, Bluthänfling, Goldammer, Rohrammer.

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Der Gartenrotschwanz (Foto: TGP)

Bundesweit sind seit 1980 sind über zehn Millionen Brutpaare der Agrarvögel verloren gegangen. „Die meisten dieser Arten leiden unter der „Intensivierung der Landwirtschaft“, so Griesohn-Pflieger, der auf das Verschwinden von zum Beispiel Feldlerche und Kiebitz aus der Hattinger Feldflur verweist. Immer größere Maschinen auf immer größeren Feldern, mit immer weniger Restflächen wie Feldraine und Wegränder oder Hecken und Baumreihen und der Wegfall von Brachflächen. Griesohn-Pflieger: „Es fällt auf, dass bei den Arten, die zumindest ihre Jungen mit Insekten füttern, seit 1980 über acht Millionen Brutpaare verschwunden sind! So heißt ist es im nationalen Vogelschutzbericht 2019, der vom Bundesamt für Naturschutz veröffentlicht wurde.
Die Ornithologen können aber auch Positives berichten, denn einige besonders „prominente“ Vogelarten sind in Hattingen wieder öfter zu sehen und brüten sogar bei uns. Thomas Griesohn-Pflieger: „Bekannt sind die Wanderfalken, die an der Henrichshütte brüten. Im Hügelland kann man mit Glück neben Rotmilanen auch den scheuen Schwarzstorch und auch Kolkraben kreisen sehen. Uhus scheinen nach Jahrhunderten wieder fast flächendeckend vorzukommen.“ Es sind Arten, so der Vogelkundler, bei denen die Nahrungsbasis noch vorhanden ist, und die durch den besseren Schutz vor Abschuss und Verfolgung gerettet werden konnten. „Aber das Verschwinden von ‚Alltagsarten‘, muss die Alarmglocken schrillen lassen!“

Der Vogelschwund außerhalb der Siedlungen und Wälder verrät uns sehr genau, wenn es in einer Landschaft Probleme gibt. Für Landwirtinnen und Landwirte muss es sich künftig wieder lohnen, Platz für die Natur und Arten zu schaffen. Dafür müssen sich jetzt die Bundesregierung in Brüssel, aber auch die Länder und die einzelnen Landwirtschaftsbetriebe einsetzen. Thomas Griesohn-Pflieger: „Und auch die Stadt kann etwas tun! Eine kommunale Naturschutzstrategie ist kein Zauberwerk, spart letztlich Geld, kommt allen Menschen in Hattingen zugute und kann helfen den biologischen Kollaps zu verhindern! Die Fraktionen im Stadtrat sollten sich mit Hilfe der Naturschutzvereine drum kümmern!“