VIEL LÄRM UM DIE LETZTE RUHE

In der Trauerhalle. Die Abschiedszeremonie ist wichtig für die Angehörigen (Foto: Vosskühler)

Hattingen- Mit Volkstrauertag und Totensonntag ist der November eigentlich ein stiller Monat des Gedenkens. Ende Oktober haben wir auf ruhrkanal.NEWS über den Protest einiger Hattinger Bestatter in Wort und Film berichtet. Die Bestatter Katrin Stangohr (Bestattungen Stangohr), Sabine Werner (Bestattungen Triestram), Volker Schwiese (Bestattungen Schwiese) und Roman Vosskühler (Bestattungen Vosskühler) ärgern sich über die stark gestiegenen Gebühren für Trauerhalle und Abschiedsräume auf städtischen Friedhöfen, festgehalten in der neuen Friedhofssatzung. Auch nach der Vorlage von Zahlen der Stadtverwaltung hat sich der Ärger nicht gelegt. Im Gegenteil. 

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Die Benutzung der Trauerhalle lag schon vorher bei 345 Euro, jetzt sind es 462 Euro, eine Erhöhung um mehr als dreißig Prozent. Und galt nach der alten Satzung für die Benutzung des Aufbahrungsraumes eine Pauschale von 124 Euro, so wird nun einfach pro Tag abgerechnet – und da fallen saftige 40 Euro an. Die Stadt kalkuliert Mehreinnahmen von 51.000 Euro. Für die Bestatter ist klar: Das Gegenteil wird eintreffen, denn viele Angehörige müssen schon jetzt auf die Kosten achten und werden sich die Trauerhalle nicht mehr leisten können. „Dann werden wir wohl draußen vor der Halle eine kurze Ansprache machen und zum Grab gehen“, resümiert Vosskühler und ergänzt. „Viele Bestattungen sind heute ja auch schon Feuerbestattungen. Das geht ja dann mit einer Urne noch leichter als mit einem Sarg.“ Mit Abschiednehmen und Würde habe das zwar nicht mehr viel zu tun, aber so sei es dann wohl. Sabine Werner von Bestattungen Triestram sieht das ähnlich. „Dabei ist der Gottesdienst als Zeremonie zum Abschied von dem Verstorbenen unglaublich wichtig. Alle sagen mir hinterher, welch hohe Bedeutung für sie dieser Gottesdienst hatte. Wir können uns jetzt doch nicht aus Kostengründen vor der Halle versammeln – und dann vielleicht noch in strömendem Regen.“

Die Stadtverwaltung legt auf Nachfrage Zahlen vor: Für den Abschiedsraum hätte man in 2018 nur zehn Nutzungsfälle gehabt – nur sechs davon würden nach dem neuen Kostenmodell zum Teil deutlich mehr bezahlen. Bei den anderen vier Fällen sei die Nutzungsdauer so gering gewesen, dass nach beiden Finanzmodellen die Gebühren quasi gleichauf lägen. Das sehen die Bestatter anders. „Allein in Welper gibt es pro Jahr etwa 100 Beerdigungen. Wir selbst haben etwa 15 Beerdigungen durchgeführt, Bestattungen Triestram gibt für 2018 acht Sterbefälle auf den städtischen Friedhöfen Welper und Holthausen an. Die durchschnittliche Nutzungszeit der Aufbahrungsräume betrug 6,25 Tage“, so Vosskühler nach Gesprächen mit den Kollegen. Die Trauerhalle in Welper habe Bestattungen Triestram nach eigener Aussage 22mal genutzt. Auch Bestattungen Schwiese kann Daten liefern: 26mal habe er in 2018 die Aufbahrungsräume genutzt mit einer durchschnittlichen Zeit von 5,5 Tagen, jeweils mit Nutzung der Trauerhalle. „Die städtischen Zahlen können sich nur auf einen Teilbereich beziehen. Es kann auch sein, dass Verstorbene in der Kühlung und nicht im Abschiedsraum standen. In Welper haben wir auch vier Kühlplätze, die wurden dann einfach nicht mitgezählt“, mutmaßt Vosskühler. Überhaupt – die Abschiedsräume sind ihm auch aus anderen Gründen ein Dorn im Auge. Dabei nutzt der Bestatter zusätzlich auch seine eigenen Räume. Er berichtet: „Also, in die Räume in die Waldstraße, da bringt kein Bestatter mehr jemanden hin. Haben Sie sich das mal angesehen? Total runtergekommen. Das kann man den Angehörigen nicht zumuten. Jahreslang ist da nichts gemacht worden, aber jetzt die Gebühren erhöhen! Und, na ja, toll ist Welper auch nicht.“

Was zumindest diese Hattinger Bestatter ebenfalls ärgert: „Im Oktober ging die Satzung mit den neuen Gebühren durch den Stadtrat und zum 1. November hat sie dann Gültigkeit. Ratzfatz ging das. Gefragt hat man uns im Vorfeld nicht – obwohl das im Hinblick auf die Konsequenzen von Beschlüssen vielleicht mal sinnvoll wäre. Ist immerhin unser Tagesgeschäft“, so Vosskühler. Natürlich weiß er, dass man sie nicht fragen muss, aber: „Wir haben ja nun einmal das Wissen. Uns ist klar, wo die Angehörigen bei dem Thema Kosten schlucken müssen und wo sie schlicht auch überfordert sind.“ Die Forderung der Bestatter ist klar: „Der politische Beschluss hat jetzt erstmal Gültigkeit. Aber wir wollen, dass das nochmal auf den Prüfstand und in den zuständigen Ausschuss kommt. Und vorher sollte man mal defintiv mal mit uns das Gespräch suchen.“

Die neuen Friedhofsgebühren sind in der Drucksache 164/2019 festgehalten.