TEST AUF CORONA: BÜRGER VERUNSICHERT

Die stationäre Corona-Abstrichstelle des Ennepe-Ruhr-Kreises (Foto: Uvk/ Ennepe-Ruhr-Kreis)

Ennepe-Ruhr-Kreis- Ab heute müssen sich alle Bürger, die befürchten, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben, an ihren Hausarzt wenden. Anders als bisher sind der Ennepe-Ruhr-Kreis und das Gesundheitsamt in diesen Fällen kein Ansprechpartner mehr. Hintergrund ist die Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, der Kreisverwaltung das Abrechnen der Testkosten nicht länger zu ermöglichen und die Abstriche stattdessen von den niedergelassenen Ärzten durchführen zu lassen.

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Wie bereits am Wochenende angekündigt, hat der Krisenstab im Schwelmer Kreishaus aus diesem Vorgehen der Kassenärztlichen Vereinigung die entsprechenden Konsequenzen gezogen: Sowohl die mobile wie auch die stationäre Diagnostik stehen den Bürgern ab sofort nicht mehr zur Verfügung. Nach mehr als 4.000 Tests seit Anfang März muss das im Zusammenspiel mit den Hilfsorganisationen Zug um Zug ausgebaute und bewährte System eingestellt werden.

„Uns haben das Vorgehen und die Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung sehr verärgert. Was aber noch viel schlimmer, viel dramatischer ist: Die Bürgerinnen und Bürger verunsichert es erheblich. Seit Anfang der Woche haben uns zahllose Anrufe Ratloser erreicht. Sie fragen bei uns, wie sie sich nun verhalten sollen und wer sie wo testen kann“, berichtet Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabs.

Den Mitarbeitern der Kreisverwaltung bleibt in allen Fällen nur der Hinweis, die Betroffenen mögen sich an ihren Hausarzt wenden. Alternativ können sie auch die von der Kassenärztlichen Vereinigung in Bochum und Hagen eingerichteten Behandlungszentren ansteuern. Diese sind – im Gegensatz zum bereits geschlossenen Zentrum in Witten – noch bis zum 15. Juni geöffnet.

In aller Konsequenz bedeutet dies auch: Bürger, die außerhalb der Sprechzeiten der Hausärzte Corona-Symptome feststellen und Fragen zu möglichen Tests haben, müssen sich an den hausärztlichen Notdienst wenden und die 116 117 wählen. Ein Umstand, den die Verantwortlichen im Kreishaus nicht sorgenfrei betrachten. Sie schließen nicht gänzlich aus, dass Bürger bei schlechter Erreichbarkeit des hausärztlichen Notdienstes stattdessen den Rettungsdienst anrufen und die 112 wählen. „Fatal wäre, wenn eine Vielzahl von Anrufern, die sich in keiner gesundheitlichen Notlage befinden, den Notruf blockieren und Menschen in wirklichen Notlagen unter Umständen in die Warteschleife schicken“, mahnt Rolf-Erich Rehm, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz des Kreises.

Klar ist zudem: Auch Anrufe beim Bürgertelefon des Kreises helfen den Betroffenen nicht weiter. Auch von dort kann angesichts der Vorgabe der Kassenärztlichen Vereinigung nur auf die Hausärzte und den hausärztlichen Notdienst verwiesen werden.

Noch nicht abschätzbar ist für den Krisenstab, welche Folgen und Risiken mit dem neuen Verfahren kurz- und mittelfristig verbunden sein könnten. „Fakt ist aber: Unser Überblick über das Pandemie Geschehen wird schlechter. Bis Anfang dieser Woche wussten wir genau, wie viele Bürger nach Tests fragen, wie viele Bürger getestet werden und wie viele Tests am Ende positiv ausfallen. Ab sofort werden uns nur noch die positiven Ergebnisse mitgeteilt. Uns gehen also Informationen verloren“, macht Schäfer deutlich.