Ennepe-Ruhr-Kreis– Vor dem Hintergrund der erstmals umfassend erhobenen Daten zur Pflegesituation in Nordrhein-Westfalen ist auch die SPD Sprockhövel am heutigen Tag der Pflegenden (12. Mai 2025) in Sorge und die Pflegekammer NRW hat schlechte Nachrichten für die Kommunen: Auch der Ennepe-Ruhr-Kreis wird zukünftig Probleme mit der Versorgung der Bevölkerung mit Pflegefachpersonen bekommen. Die SPD Sprockhövel vertritt die Meinung, dass diese Thematik politisch aufgenommen und bearbeitet werden sollte.
„Wir können anhand der Datenlage sagen, dass fast zweimal mehr Pflegefachpersonen in Rente gehen als an Nachwuchs in den Gesundheitsmarkt kommen“, sagt Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW.
Dieses Ergebnis sei erschreckend, denn: „Wir reden hier nicht von einer Entwicklung, die in 20 oder 30 Jahren passieren wird. Es wird schon in den kommenden 5 Jahren so weit sein und liegt unmittelbar vor uns“, sagt Postel. Das könne also die Politik nicht auf andere Legislaturperioden in der Zukunft verschieben. Die aktuelle Politik sei gefordert. Viele Städte hätten diese Entwicklung allerdings nicht oder nur unzureichend im Blick, wenn es darum geht, ihre Gesundheitswirtschaft und Pflegeinfrastruktur zu organisieren.
So auch der Ennepe-Ruhr-Kreis: Der Kreis hat laut den von der Pflegekammer NRW erhobenen Daten eine hohe Differenz bei den Pflegefachpersonen zwischen den 19 – 30-Jährigen (13 %) und den Pflegenden, die 55 Jahre oder älter (36 %) sind und die demnach bald das Rentenalter erreichen könnten. Dass auf 36 % Pflegefachpersonen, die in naher Zukunft in Rente gehen könnten, nur 13 % Berufseinsteiger nachkommen, ist besorgniserregend. Gleichzeitig wird auch der Ennepe-Ruhr-Kreis immer älter. Die Daten von „Information und Technik NRW“ zeigen, dass die Zahlen der Gesamtbevölkerung des Kreises ähnlich aussehen: Im Ennepe-Ruhr-Kreis liegt der Anteil der Menschen mit einem Alter von 55 Jahren oder älter bei ca. 41,55 Prozent. Wer pflegt diese Menschen, wenn sie älter werden?
Die Lage sieht auch im gesamten Bundesland verheerend aus: Wie die Daten des Landesverbands der Alzheimer Gesellschaften NRW e. V. zeigen, hat NRW schon 2023 1,38 Millionen Pflegeversicherungsempfängerinnen und -empfänger gezählt. Bei einer Gesamtbevölkerung von circa 18 Millionen Menschen entspricht dies fast 8 Prozent. Zum Vergleich in Bayern liegt der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung bei circa 4 Prozent. Dies zeigt deutlich, wie hoch der Bedarf an Pflege schon jetzt ist und dass auch in Zukunft die Pflegeversorgung sichergestellt werden muss. Seit 2021 ist die Anzahl der Pflegeversicherungs-Empfängerinnen und -empfänger damit laut IT.NRW außerdem um 16 Prozent gestiegen und seit zehn Jahren – also seit 2013 – sogar um circa 137 Prozent. Die Zahlen lassen daher auch in Zukunft eine Steigerung vermuten, die bei Gegenden wie dem Ennepe-Ruhr-Kreis die Alarmglocken läuten lassen sollten.
Die Präsidentin der Pflegekammer NRW fordert deshalb den Ennepe-Ruhr-Kreis und alle andere Kommunen in NRW dazu auf, die Zahlen ernst zu nehmen. „Wir haben es hier mit ganz realen Entwicklungen zu tun, an denen wenig herumzudeuteln ist“, so Postel. Mit Blick auf die nahende Personal-Unterversorgung werde dieser Trend zudem dazu führen, dass Arbeitnehmer*innen quer durch alle Branchen künftig immer schwerer eine Pflege für ihre Eltern oder Großeltern organisieren können. „Im Endeffekt wird das in vielen Familien dazu führen, dass einer auf Teilzeit geht oder gar ganz zu Hause bleiben muss, um als pflegende*r Angehörige*r für seine Verwandten da zu sein“, so Postel.
Viele Jahrzehnte hatte das Land NRW keinen Überblick darüber, wo welche Pflegefachpersonen mit welcher Qualifikation oder welchem Alter eingesetzt sind. Seit Gründung der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen Ende 2022 und dem damit aufgebauten Register über alle Pflegefachpersonen in NRW sind derartige Prognosen möglich.