Hattingen- Auf der gestrigen Vertreterversammlung (22. November 2019) der SPD Hattingen wählten die Delegierten Frank Mielke offiziell zum Bürgermeisterkandidaten. Mit 45 Ja-Stimmen und einer Nein-Stimme erhielt der aktuelle Kämmerer der Stadt Hattingen nahezu einstimmige Unterstützung für seine Kandidatur. Er ist damit der offizielle Bürgermeisterkandidat der SPD Hattingen für die Bürgermeisterwahl 2020.
Im Gasthaus Benecken, wo die Versammlung stattfand, hatten die Delegierten eine knappe Stunde zuvor auf einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung die Wahl von Frank Mielke empfohlen. Auf der anschließenden Vertreterversammlung fand dann die offizielle Kandidatenwahl statt. Kurz vor der Wahl hatte Frank Mielke sich den Anwesenden nochmal vorgestellt und sich für die spannenden Diskussionsrunden in den einzelnen Ortsvereinen bedankt.
Er ging in seiner Rede außerdem auf seine inhaltlichen Schwerpunkte ein und warb für eine starke Zusammenarbeit. Er wolle in die Quartiere, mit den Menschen vor Ort über ihre Probleme sprechen und prüfen, wie sich diese realistisch und langfristig lösen lassen. Weiterhin wolle er auch in Zukunft konzentriert und kreativ daran arbeiten, noch mehr aus dem Potenzial unserer Stadt Hattingen zu machen.
Nach der erfolgreichen Kandidaten-Wahl gab es viel Applaus und zahlreiche persönliche Glückwünsche für Frank Mielke. Zu den Gratulanten zählten auch zwei Personen, die mit dem Bürgermeister-Job gut vertraut sind: Unsere ehemaligen SPD-Bürgermeister Dieter Liebig und Dagmar Goch. Diese gaben dem frisch gewählten Kandidaten Frank Mielke ebenfalls Glückwünsche mit auf den Weg und wünschten ihm einen langen Atem für einen spannenden Wahlkampf.
Frank Mielke hat auf dem Weg zum höchsten Amt der Stadt Hattingen bei der Vertreterversammlung der Sozialdemokraten ein beachtliches Ergebnis erzielt. Mit nur einer Gegenstimme hat er die Nominierung gewonnen. Zugleich wurde auf der Versammlung ein Problem deutlich, welches nicht nur auf den roten Fahnen steht: die Motivation der Jugend. Zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben den Eindruck, dass es die Bundesregierung zu wenig interessiert, was junge Menschen denken. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes unter Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren. Noch schlechter ist es um das Ansehen der Kommunalpolitik bestellt. Hier haben nur 15 % den Eindruck, dass sich die Lokalpolitiker für junge Menschen und deren Anliegen interessieren. Das Interesse an einer Mitarbeit in politischen Gremien, in die auch Jugendliche gewählt werden, oder die Mitarbeit in Parteien ist mit 7 bzw. 9 % nur sehr schwach ausgeprägt. Aber auch die Mitarbeit in Jugendparlamenten ist mit 10 % kaum gefragt. Große repräsentative Jugendstudien belegen nach Aussage des Deutschen Jugendinstituts, auch und besonders Jugendliche bringen der etablierten Politik wenig Vertrauen entgegen (Gille 2018; Schneekloth u.a. 2017). Der statistische Durchschnitt der Mitglieder jener etablierten Parteien, die in der Nachkriegszeit groß wurden, liegt bei 60 Jahren. Viele junge Menschen haben den Eindruck, selbst bei einer Mitgliedschaft nichts bewegen zu können. Für sie ist die Partei ein großer, fremdartiger und bürokratischer Apparat, der nicht ihre Sprache spricht. Dabei engagieren sich Jugendliche durchaus in Projekten und gern auf Zeit und für ein bestimmtes Thema. Allein – sich auf Dauer einbinden lassen in feste Strukturen kommt für die meisten von ihnen nicht infrage. Zu flexibel sind die persönlichen Lebensmodelle: wo und wie werde ich leben und wie lange bleibe ich an einem Ort? Vergessen wird dabei: Parteien, so starr sie auch sein mögen und so lange Entscheidungen über Personal- und Sachfragen auch dauern mögen – sie waren und sind der Garant für ein stabiles politisches System mit repräsentativen Wahlen und festen Regeln. So sympathisch spontane Kundgebungen und Projektengagement auch sein mögen (übrigens nach Studien angeführt von engagierten jungen und ungebundenen Frauen) – die Kluft zwischen den Parteien auf der einen und der Jugend auf der anderen Seite muss überwunden werden. Parteien müssen sich öffnen, vielleicht neue Formen der Mitgliedschaft anbieten. Und sich verabschieden von der immer noch oft vorhandenen Tatsache, dass man zwanzig Jahre Schriftführer oder Kassierer sein muss, um zu Höherem berufen zu werden.
In Deutschland leben 19 Millionen Menschen unter 25 Jahren. Bei der Europawahl hat ein deutlicher Prozentsatz von ihnen grün gewählt. Die Klimageneration könnte den althergebrachten Politikbetrieb aufmischen. Könnte! Schauen wir auf Hattingen: Das Klima haben jetzt irgendwie alle Parteien für sich entdeckt und zählen die Erfolge auf: attraktiveres Radfahren, Blühwiesen, Bienen am Rathausturm, Klimapakt und was nicht alles. Die Grünen ziehen erstmalig mit einem eigenen Kandidaten in den Kampf um das Bürgermeisteramt – obwohl, der sympathische Frank Staacken möge mir dies verzeihen, ein 63jähriger Kandidat, der sich die Frage nach Ruhestand oder Kandidatur stellt, vielleicht nicht unbedingt für junge Menschen zum Leuchtfeuer wird. Zwei von mindestens drei Kandidaten stehen jetzt in Hattingen fest. In Sprockhövel wird es wohl nur zwei Bewerber geben. Gevelsberg probiert gegen den Herausforderer Claus Jacobi per Ausschreibung einen Kandidaten zu finden – weil sich aus eigenen Reihen niemand gefunden hat. Die Idee, mit frischen Gesichtern außerhalb des Systems (der Partei???) zu punkten, war nach der letzten Kommunalwahl ein Versuch, der nicht wirklich als geglückt bezeichnet werden kann. Und nun? Die „alten Hasen“ müssen den Dialog mit der Jugend suchen – gewählt wird ab 16 Jahren. Und wie sagte schon der alte Goethe: „Das Schicksal jedes Volkes und jeder Zeit hängt von den Menschen unter 25 Jahren ab.“