REALSCHULE GRÜNSTRASSE FEIERT 60. GEBURTSTAG

Schulleiter Jürgen Ernst an seinem Schreibtisch. (Foto: Pielorz)

Hattingen- Die Realschule Grünstraße feiert am Freitag, 27. September, 17 Uhr, mit einem Schulfest ihren sechzigsten Geburtstag. Über 500 Ehemalige haben sich zu dem Fest bereits angekündigt. Auch frühere Kollegen und Schulleiter werden an ihre bildungspädagogische Wirkungsstätte zurückkehren. Vor sechzig Jahren war der Wunsch nach einer Realschule groß. Im Laufe der Zeit war es gerade diese Schulform, die starken Veränderungen und unterschiedlichen politischen Zielsetzungen zum Opfer fiel.

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Zu Beginn der fünfziger Jahre erkannte man: in Hattingen fehlt eine Realschule. „Die Realschule, die als mittlere Schule zwischen Volksschulen und Gymnasien steht, hat die Aufgabe, auf religiös sittlicher Grundlage jungen Menschen im Hinblick auf verantwortliche Aufgaben des praktischen Lebens eine gründliche, lebens- und zeitnahe Allgemeinbildung zu vermitteln. Die Berufswelt, in die der Realschüler nach seiner Schulzeit eintritt, ist in der Regel die Welt der mittleren und gehobeneren Berufe in Handel, Gewerbe, Industrie, Verkehr, Land- und Forstwirtschaft, im sozialen Dienst, in der staatlichen, kommunalen und körperschaftlichen Verwaltung“ (Amtsblatt 1955, Kulturminister NRW).

Realschule Grünstrasse (Foto: RuhrkanalNEWS)

Gab es zunächst ein Interesse an einer Kooperation mit Welper, die ebenfalls an einer Realschule Interesse hatten, sah die Realität plötzlich anders aus: ein „kalter Schulkrieg“ führte plötzlich zur Eröffnung von zwei Realschulen – zeitgleich. In Welper entstand die Wolfgang-Borchert-Realschule, in Hattingen-Mitte eine zweite Realschule, die später den Namen „Grünstraße“ erhielt. Der Name kam mit der Fertigstellung des neuen Schulgebäudes in der gleichnamigen Straße 1961 – zwei Jahre später, nachdem die Schule den Betrieb aufgenommen hatte. Zu dem Zeitpunkt besuchten 270 Schüler und zehn Lehrer die Schule. Die Zahlen gingen schnell in die Höhe. Raumnot war die Folge. Mit der Gründung der Gesamtschule 1988 schloss die Wolfgang-Borchert-Realschule ihre Türen. Der Beliebtheit der Realschule tat das keinen Abbruch und 2003 gab es erneut eine zweite Realschule in Hattingen – die Marie-Curie-Realschule im Schulzentrum Holthausen. Jürgen Ernst wurde ihr Schulleiter. 2014 wechselte er zur Realschule Grünstraße – die Marie-Curie-Realschule musste 2016 den Betrieb mangels Anmeldezahlen einstellen. „Zurzeit besuchen 750 Schüler unsere Schule, darunter in den fünften Klassen zehn Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Wir sind eine Schwerpunktschule für Inklusion bei den weiterführenden Schulen, wir sind Schwerpunktschule bei den naturwissenschaftlichen Fächern, haben ein gutes bilinguales Angebot und werden bald auch ipad-Schule sein, weil wir selbstverständlich auch die modernen Kommunikationsformen im Unterricht bedienen. Durch unser Emmy Roth-Projekt sind wir weit über Hattinger Grenzen hinaus bekannt“, erzählt Schulleiter Jürgen Ernst.

Weil Hattingen keine Haupt- oder Förderschule mehr besitzt, kämpft die Realschule trotz vieler positiver Bewertungen zunehmend gegen ein Image der „Resterampe.“ „In der Klasse 5 nehmen wir abgelehnte Schüler von der Gesamtschule auf. Nach der Erprobungsphase nehmen wir für die Klasse 7 die Schüler auf, die auf anderen weiterführenden Schulen diese Erprobungsphase nicht bestanden haben. In den Klassen 8 und 9 bekommen wir zahlreiche Anfragen für Schüler, die knapp in die 7. Klasse versetzt wurden und deren Eltern dann doch erkannt haben, dass die Schulform für ihre Kinder nicht die richtige Wahl gewesen ist und sie auf der Realschule mehr Möglichkeiten hätten. Diese Anfragen kommen auch oft von außerhalb des Hattinger Stadtgebietes und diese Anfragen können wir aufgrund mangelnder Kapazitäten nicht bedienen“, so der Schulleiter. Er verweist aber auch auf Schüler, die von der Realschule zur gymnasialen Oberstufe wechseln und zum Abitur geführt werden.

Die jüngste Geschichte der Realschule Grünstraße kennzeichnet sich vor allem durch den bestehenden politischen Willen eines Umzugs in das Schulzentrum Holthausen und zwar in jenen Teil, der im Moment dem Berufskolleg als Übergangsheimat dient. Eine vierzügige Realschule und ein vierzügiges Gymnasium passen in dieses Gebäude, ohne dass dieses übervölkert oder halb leer stehen würde. So klingt es aus dem politischen Raum. Allerdings: Diese Ideen wurden vor der gymnasialen Rückkehr zu G 9 geboren. Und die Realschule ist heute in den fünften Klassen fünfzügig. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die Politik dieses Fass noch einmal aufmachen und die Schullandschaft neu diskutieren müssen. Das will auch Schulleiter Jürgen Ernst. „Wir wollen unseren Standort hier nicht aufgeben. Das wäre eine Entseelung für uns alle.“