ORTSUMGEHUNG L70n – LANDESREGIERUNG BESTÄTIGT KOSTENEXPLOSION

L70N: Ein Planbild der neuen Ortsumgehung. (Entwurf: Stadt Sprockhövel, Archiv-Foto: Höffken)

Sprockhövel/Düsseldorf- Die seit Jahrzehnten geplante und mit dem ersten Spatenstich am 19.12.2018 begonnene Baumaßnahme der Ortsumgehung in Niedersprockhövel, kurz L70n, entpuppt sich als teure Baumaßnahme. Was damals als Invest von 4,3 Millionen angekündigt und versprochen wurde, ist inzwischen eine teure Variante, die laut Landesregierung NRW mit über 12,57 Millionen zu Buche schlagen wird und vom Steuerzahler finanziert werden muss. Auch der ursprünglich geplante Zeitraum von 2 Jahren war vollkommen unrealistisch.

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Am 19. Dezember 2018 erfolgte im Beisein des damaligen NRW-Verkehrsministers Hendrik Wüst der symbolisch erste Spatenstich zum Bau der neuen Ortsumgehung in Sprockhövel. Viele Bürgerinnen und Bürger sind enttäuscht, wie Planer und Bauverantwortliche dieses Projekt bisher realisierten. Alles wird teurer und der frühere Zeitplan wird massiv überschritten.

Dabei sind sich alle einig, dass eine Ortsumgehung in Niedersprockhövel unabdingbar und erforderlich ist. Großes Unverständnis besteht auch darüber, dass es der Stadtverwaltung in den letzten Jahren nicht rechtzeitig gelungen ist, von der neuen L70n eine direkte Anbindung an die Gewerbegebiete im Bereich der Hombergstraße zu realisieren. „Langatmig, hätte längst erfolgen müssen“, ist die Meinung vieler Bürgerinnen und Bürger in Sprockhövel. Es besteht aber auch Zuversicht, dass es jetzt noch passieren könnte.

Kleine Anfrage des Bündnis 90/Die Grünen an die Landesregierung

Bündnis 90/Die Grünen, vertreten durch die Abgeordneten Verena Schäffer und Arndt Klocke und initiiert durch den Sprockhöveler Ratsherr und Bewerber für den Landtag, Alexander Karsten, hatten eine kleine Anfrage an die Landesregierung (Nr. 6486) gestellt, die von der NRW-Ministerin für Verkehr jetzt beantwortet wurde. Für die rund einen Kilometer lange Ortsumgehung wurden folgende Fragen gestellt und wie folgt von der Ministerin beantwortet:

1. Für wie realistisch schätzt die Landesregierung die Prognose zur Fertigstellung der L70n bis Anfang 2023 ein?
Eine Fertigstellung der L 70n Ortsumgehung Sprockhövel/ Niedersprockhövel bis Anfang 2023 ist vertraglich mit dem Auftragnehmer vereinbart. Vor diesem Hintergrund gibt es derzeit keine Veranlassung, den Termin in Zweifel zu ziehen.

2. Wie schätzt die Landesregierung die Entwicklung der Kosten dieser Baumaßnahme an der L70n aktuell ein?
Die aktuell geschätzten Bau- und Grunderwerbskosten belaufen sich auf 12,57 Millionen Euro. Diese Kosten spiegeln das derzeitige Preisniveau vergleichbarer Maßnahmen wider.

3. Wie hoch sind die Kosten der bereits vergebenen Aufträge dieser Baumaßnahme (Bitte aufschlüsseln nach Bauabschnitten)?
Die bauliche Umsetzung der Maßnahme erfolgt in zwei Bauabschnitten. Der Kostenumfang der bereits vergebenen Bauaufträge beläuft sich auf:
1. Bauabschnitt: 5.270.609,24 Euro
2. Bauabschnitt: 6.913.173,84 Euro
Dies ergibt eine Summe von 12.183.783,08 Euro

Rein rechnerisch entstehen damit bei einer angenommen Länge der Ortsumgehung von 1.400 Metern Kosten in Höhe von über 8.978,00 Euro pro Meter. Eine teure Maßnahme für alle Steuerzahler. Erst bei der Endabrechnung der Baumaßnahme wird man dann sehen, ob die 12,57 Mio. Kosten sogar nicht noch überschritten werden.

Und wie bewerten die Fragesteller des Bündnis 90/Die Grünen diese Antwort der NRW-Verkehrsministerin ?

Verena Schäffer, Fraktionsvorsitzende und grüne Landtagsabgeordnete aus dem EN-Kreis: „Die Landesregierung rechnet mit Kosten von 12,57 Euro statt der ursprünglich veranschlagten 4,3 Mio. Euro. Das ist nahezu eine Verdreifachung der Baukosten. Die L70n ist leider ein konkretes Beispiel dafür, wie teuer uns alle die verfehlte Verkehrspolitik der Landesregierung zu stehen kommt. Teuer sind die Baukosten und teuer ist es, weil das Geld und die Planungskapazitäten für den Erhalt unserer Straßeninfrastruktur sowie den Ausbau von Radinfrastruktur und ÖPNV als Beitrag zum Klimaschutz fehlt. Klar ist, dass der Verkehrssektor seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten muss – deshalb können wir nicht das ganze Land mit Umgehungsstraßen vollbetonieren – stattdessen brauchen wir den Ausbau des ÖPNV.“

Alexander Karsten, Grünes Ratsmitglied in Sprockhövel und örtlicher Landtagskandidat: „Gerade aus der Perspektive der Verkehrswende ist der Bau der L70n ein schlechtes Signal. Wir brauchen weniger Straßenverkehr und nicht mehr. Planungen von vor über 40 Jahren umzusetzen, ohne sie den aktuellen Entwicklungen anzupassen, ist nicht zeitgemäß. Anstatt den Fahrradverkehr sowie den ÖPNV zu stärken, versenkt Straßen.NRW lieber noch mehr Steuergelder für eine veraltete Verkehrsplanung. So geht Verkehrswende nicht. Unerlässlich ist, dass die Radverkehrsführung dringend überarbeitet werden muss, da im Sommer mehr als 1.000 Radfahrer die Trasse am Wochenende nutzen.“