OBST UND GEMÜSE KANN WIEDER VERZEHRT WERDEN

SICO in Witten (Foto: Strohdiek)

Witten- Die Nutzer der Schrebergärten entlang der Bahntrasse im Bereich Brauckstraße in Witten können das von ihnen angebaute Obst und Gemüse ab sofort wieder verzehren. Der Ennepe-Ruhr-Kreis folgt einer Empfehlung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz und hebt eine im Juni letzten Jahres ausgesprochene Empfehlung wieder auf. Die Grundlage dafür liefern neue Untersuchungsergebnisse. Gleichzeitig kann das Sonderuntersuchungsprogramms „PCB-Belastung im Umfeld silikonverarbeitender Betriebe“ in Witten beendet werden.

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Rückblick: 2019 waren der Ennepe-Ruhr-Kreis und das LANUV im Umfeld eines silikonverarbeitenden Betriebes in Ennepetal auf erhöhte PCB Werte gestoßen. Im Zuge der Ursachenforschung war klargeworden: Im Fokus steht ein Stoff, der im Rahmen der Produktion eingesetzt wird und ebenso unbeabsichtigt wie unerkannt PCB 47, 51 und 68 entstehen lässt. Diese Erkenntnis rückte nrw-weit ähnlich produzierende Firmen in den Blickpunkt, obwohl alle beteiligten Behörden, darunter der Ennepe-Ruhr-Kreis, mehrfach klarstellten, dass nicht gegen bestehende Gesetze verstoßen wurde.

Das zu diesen zählende Wittener Unternehmen SICO erklärte im März 2020, auf den das PCB verursachenden Stoff zu verzichten und die Produktion umzustellen. Parallel lief dennoch ein mehrteiliges Untersuchungsprogramm.

Erste Erkenntnis von ausgewerteten Löwenzahnproben im Juni 2020: In den Kleingärten an der Brauckstraße wurde der Orientierungswert für den so genannten maximalen Hintergrundgehalt an PCB in NRW überschritten. Da nur ein geringer Anteil dieser Werte SICO zuzuschreiben war, wurden Einträge aus anderen Quellen vermutet. Anschließend genommenen Bodenproben fielen unauffällig aus.

Dies gilt jetzt ganz aktuell auch für untersuchten Grünkohl. Dieser war zwischen August und November 2020 in einem Behälter in der Schrebergartenanlage aufgewachsen. Aufgrund ihrer Blattoberfläche ist die Pflanze hervorragend als Bioindikator geeignet. In Witten fielen die Analysen eindeutig aus, es gibt keine relevanten immissionsbedingten Einträge von PCB. Aufgrund dieser Ergebnisse schlagen die Experten des LANVU vor, die bestehende vorsorgliche Verzehrempfehlung aufzuheben. Mit anderen Worten: In der Umgebung der Firma SICO muss nicht länger auf den Verzehr von Obst und Gemüse verzichtet werden.

PCB kein Einzelstoff sondern Stoffgruppe

Insgesamt gibt es 209 Polychlorierte Biphenyle. Ihre Produktion ist seit 1989 verboten, seit 2013 gelten sie als krebserregend. Dem Austritt der PCB „Varianten“ 47, 51 und 68 aus silikonverarbeitenden Betrieben war das LANUV nach dem Fund von weißen Flocken in Ennepetal auf die Spur gekommen. Der Ausstoß konnte zweifelsfrei einem silikonverarbeitenden Betrieb zugeordnet werden.

Der Fund war für das NRW Umweltministerium Ausgangspunkt für das landesweite Sonderuntersuchungsprogramm „PCB-Belastung im Umfeld silikonverarbeitender Betriebe“ sowie für Gesetzesinitiativen auf Bundesebene.