MENSCH BENNO – DAT IS SCHON EIN BISKEN BÖS!

Willi Thomczyk mit seiner Moritat "Da ist ein Virus unterwegs" (Foto: Pielorz)

Hattingen- Sie machten das Campen zum Kult und mit ihnen startete der Trip ins Wochenende: Sie hießen Benno, Uschi, Lothar und Stefanie alias „Die Camper“. Bis zu sieben Millionen Zuschauer versammelten sich zwischen 1997 und 2005 vor den Fernsehbildschirmen und sahen zu, wie zwei Familien den deutschen Volkssport salonfähig machten. Einer von ihnen, Benno Ewerman, wurde gespielt von Willi Thomczyk. Der heute 66jährige Schauspieler und Musiker, geboren in Wanne-Eickel, ist seit vielen Jahren mit Claus Jürgen Barteczko befreundet. Auch in der Corona-Krise trafen sich die beiden in Hattingen auf dem Kirchplatz vor dem Studio von ENTEtainment-Film und Ruhrkanal.NEWS – natürlich nicht nur zum Plaudern. Thomczyk hatte den Corona-Song im Gepäck und dafür musste eine besondere Location dran glauben.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
RuhrkanalNEWS Dreharbeiten an der St. Georgs-Kirche

Klar, wenn Künstler nicht mehr vor Publikum performen dürfen, dann muss es eben andere Wege geben. Ist in Zeiten von Netz und Internet auch kein Problem. Also, ich meine jetzt die Performance, nicht den bezahlten Auftritt. Denn – leider – Künstlerperformance im Netz ist nicht so lukrativ….

Weil das Corona-Virus die Welt im Griff hat, kommt man auch in der Musikwelt nicht an Covid-19 vorbei. Während zum einen Musiker in ihren Songs die Weltuntergangsstimmung zum Thema machen, gibt es noch mehr Songs, die auf Solidarität und geistige Umarmung setzen. Andere versuchen es mit Bissigkeit und Spaß. Willi Thomczyk hat es musikalisch eher nicht so mit Weltuntergang und gefühlter Umarmung. „Die meisten Viruslieder triefen nur so von Zusammenhalt und Solidarität. Poesie und Tiefe ist eher nicht angesagt. Ich dachte mir, der Willi sacht jetzt mal, watt Sache is“, so Thomczyk.

Was ihn persönlich in der Szene so richtig umtreibt: „Wenn dem Künstler der Arsch auf Grundeis geht, dann wird er plötzlich selbstlos und bläst ins moralische Propagandahorn. Da ist oft nix mit Gesang gegen Verlogenheit und Krise. Das regt mich total auf. Deshalb geht es in meinem Lied um Liebe und um Tod, der eben nicht alle gleich macht. Und das Leben in Corona-Zeiten ist im Grünen mit Pool eben anders als in einer Zweizimmerwohnung. Alle reden von Zusammenhalt, aber die Wahrheit sieht doch anders aus.“ 

Da taucht also wie ein Silberstreif am Horizont am Ende von Corona der Mythos von einer besseren Gesellschaft auf. Wir haben solidarisch in der Krise zusammengestanden und endlich begriffen, was wirklich zählt. Echt jetzt?

„Da ist ein Virus unterwegs“

„Mein kleines Viruslied als Moritat stellt am Ende – wie ich meine – die wichtigste Frage. Und gibt eine Antwort, die man empirisch nachvollziehen kann“. Na klar, der Song ist schon ein bisken bös – aber das Virus ja auch, oder? Und politisch ist der Song natürlich auch. „Na ja, der Kapitalismus braucht Krisen, um in seiner Form bestehen zu können. Klar ist der Song politisch, weil er meine Sicht der Dinge darstellt. Ich glaube aber, die Gesellschaft nach Corona sieht so aus wie vor Corona. Die Menschen lernen nix daraus.“

Willi und der Sicherheitsabstand

Jedenfalls sorgte der Dreh auf dem Kirchplatz für Stimmung und für Publikum. Natürlich mit Sicherheitsabstand. Und Willi wäre nicht Benno, wenn dat Chaos nicht auf dem Fuße folgen würde. Beim ersten Dreh gab es natürlich mal einen Texthänger, der Ton der Ukulele war auch nicht astrein und vor allem sorgte der Wind dafür, dass der Ton an der Location – die Grabsteine an der Kirche – von genau diesem verweht wurde. Also, nochmal. Sicherheitsabstand gab es natürlich auch. Der Willi hatte extra einen Zollstock dabei, muss ja schließlich auch alles mit rechten Dingen zugehen. Immerhin: sitzt der Musiker beim Corona-Song mit Abstand auf dem Grabstein, so ist das für ihn besser als drunter liegen. 

Ja, dat is jetzt auch bös. Aber wissenschaftlich erwiesen ist: In der Krise braucht es Humor. Lachen ist eine gesunde und ansteckende Infektion, senkt den Blutdruck und verbessert das Immunsystem. Haben Sie Spaß mit Freunden auf Distanz – und genießen Sie die Tatsache, diese noch nicht einmal riechen zu müssen. Und wenn ein Familienmitglied in Quarantäne sitzt – als Nahrung zu empfehlen sind Pizza und Spiegelei. Davon wird man zwar nicht gesund, aber man kann es prima unter der Zimmertür durchschieben…