RuhrkanalNEWS Mitarbeiter Holger Grosz zum Projekt „Kresse 2.0“ – Miteinander reden, bevor man sich verliert!
Der Kommentar:
Es war einmal ein Haus mit einer Idee. Ein Haus, das einst als Gemeindehaus diente und dann – scheinbar aus dem Nichts – zu einem „Dritten Ort“ wurde. Einem Begegnungsort, an dem das Sakrale und das Weltliche friedlich unter einem Dach lebten. Gottesdienste neben Konzerten, Pfadfindertreffen neben Kabarett, Lesung neben Bibelkreis. Und es funktionierte – weil es Menschen gab, die etwas wollten: gemeinsam gestalten.
Kresse 2.0 – so heißt das Projekt. Und wer es einmal erlebt hat, der spürt sofort: Hier steckt Herzblut drin. Hier wird nicht nur organisiert, hier wird mit Überzeugung gelebt. Ich habe dieses Projekt seit Herbst 2023 begleitet, viele Gespräche geführt, Veranstaltungen besucht, Menschen gesehen, die etwas bewegen wollen.
Doch jetzt knirscht es gewaltig.
Eigentum, Mietrecht und ein Hauch von Bistum
Am 23. Juni 2025 hatte die Gemeinde Peter und Paul zum Informationsabend geladen. Es ging um Besitzverhältnisse, Mietmodelle, Anträge, Fristen – und ganz nebenbei auch um Vertrauen, verletzte Gefühle und Kommunikation, die irgendwo auf dem Weg verloren gegangen ist.
Dass ein Projekt wie Kresse 2.0 irgendwann auf rechtliche Fragen stößt, ist normal. Dass man fast eine halbe Million Euro nicht einfach so in ein Mietobjekt steckt, auch. Die Förderlogik des Programms „Dritte Orte“ ist auf Eigentum ausgerichtet – was mit sich bringt, dass ein Kaufvertrag nötig war. Einer, der durch alle Instanzen musste – bis ins Bistum Essen hinein. Dort hat man den Vertrag im März abgelehnt. Ein Dämpfer, den die Gemeinde abfedern wollte: mit dem Angebot eines langfristigen Mietverhältnisses.
Doch es blieb nicht bei der Frage des Eigentums.
Wer darf wohin – und zu welchem Preis?
Denn mit dem Kaufvertrag hätte sich die Gemeinde in Teilen selbst zur Mieterin gemacht – für die Veranstaltungsräume. Und offenbar gab es Meinungsverschiedenheiten über Mieten, Nebenkosten und Zuständigkeiten. Es fielen Sätze wie: „Wir haben bisher keine Miete verlangt“ – „Dafür haben wir den Unterhalt übernommen.“ Kein böses Wort, aber auch kein echtes Gespräch.
Dazu kommt der Streit um die Neutralität. Der Förderantrag verlangt einen „neutralen Ort“ – eine Formulierung, die offenbar als Ausschluss religiöser Symbolik verstanden wurde. Die Marienstatue, das Kreuz – Themen, bei denen Emotionen schnell hochkochen. Wie viel Neutralität braucht Begegnung? Und: Muss ein Raum „neutral“ sein, wenn er so offen ist?
Zwei Orte, 80 Meter Abstand
Die Konsequenz: Die kirchlichen Gruppen ziehen sich zurück. Die Pfadfinder, die KfD, andere Gemeindekreise – sie sollen künftig wieder gegenüber in der Kirche tagen. Dort wird die ehemalige Bücherei renoviert, es gibt Ideen für eine „Containerlösung“ im Pfarrgarten. Die Pfadfinder, die an der Raumplanung von Kresse 2.0 aktiv beteiligt waren, waren sichtlich enttäuscht.
Ein Besucher brachte es auf den Punkt: „Bei dem Tempo des städtischen Bauamts wird das wohl keine kurzfristige Lösung.“
Und tatsächlich: Es klingt, als würden gerade zwei Veranstaltungsorte entstehen – mit 80 Metern Abstand und 8 Kilometern Missverständnissen dazwischen. Das wäre schade. Für beide Seiten.
Was jetzt hilft? Zuhören. Reden. Vertrauen.
Vielleicht ist das kein klassischer Konflikt, sondern eine Aneinanderreihung ungeschickter Formulierungen, halber Informationen und stiller Rückzüge. Vielleicht wurden Entscheidungen gefällt, ohne alle Betroffenen mitzunehmen. Vielleicht wurde einfach zu viel zwischen den Zeilen gelesen – und zu wenig direkt ausgesprochen.
Wir leben im Informationszeitalter, aber scheinbar wird es immer schwerer, wirklich miteinander zu kommunizieren.
Mein Wunsch – als jemand, der beide Seiten kennt
Ich kenne Kresse 2.0 und ich kenne die Gemeinde Peter und Paul. Ich schätze die Menschen dort. Ich weiß, wie viel Herz, wie viel Zeit, wie viel ehrenamtliches Engagement auf beiden Seiten steckt. Und ich glaube: Keiner will dem anderen wirklich schaden.
Darum mein Appell: Setzt euch nochmal zusammen. Bestimmt auf beiden Seiten zwei feste Gesprächspartner, die mit Vollmacht sprechen dürfen – und macht nicht jedes Wort zur roten Linie.
Dieses Projekt ist zu gut, um daran zu scheitern, dass man sich falsch versteht. Sprecht miteinander. Und lasst Kresse 2.0 wieder das sein, was es am Anfang war: ein Ort für alle.
Ein sehr sinnvoller Kommentar, den ich als Außenstehender, der an der hoffnungsvollen Auftaktveranstaltung teilnahm, nur voll unterstützen und viel Gehör wünschen kann.
Schade, aber angesichts der Spannungen in der gesamten Gesellschaft ist das kein Novum! Die Verbannung christlicher Symbole scheint das Anliegen einiger Akteure zu sein, die nicht verstanden haben, dass wir immer noch ein Land sind, welches auf christlich-jüdischen Werten und Traditionen beruht, auch wenn einige das vollkommen ignorieren möchten.