KEINE ÜBERZEUGENDEN ARGUMENTE FÜR LUCA APP BEI STADT UND STADTMARKETING

Homepage der Luca-App (Screenshot: RuhrkanalNEWS)

Hattingen- Glaubt man dem Unternehmen „culture4life GmbH“, wird alles gut, schön und sicher. Müssen die Unternehmensinhaber und Vermarkter der Luca-App aber auch behaupten, denn sie wollen ihre Entwicklung als Standard der Kontaktverfolgung etablieren. Und damit lässt sich langfristig viel Geld verdienen. Das ist nicht verboten, sondern ein legitimes Geschäftsmodell. Kritiker sind bei der App dagegen deutlich pessimistischer. Sie sehen den Datenschutz gefährdet, glauben Belege dafür zu haben, dass unter anderem mit den Bewegungsprofilen und persönlichen Daten der Nutzerinnen und Nutzer nach der Corona-Pandemie Umsätze gemacht werden sollen.

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Die anerkannten Fachleute des Chaos-Computer-Club haben deutlich vor der App gewarnt, Feldversuche kamen zu dem Ergebnis, dass die Luca App keinen Nutzen bei der Pandemiebekämpfung bringt und das Kreisgesundheitsamt im Ennepe-Ruhr-Kreis befürchtet deutlich mehr Arbeit durch die App. Obwohl der Kreis einen Vertrag mit „culture4life GmbH“ unterzeichnet hat, mit dem das Produkt kostenlos getestet werden kann, spricht er keine Empfehlung aus die App zu nutzen. Im Netz wird vorgeführt, dass jeder Mensch jede beliebige Person in Restaurants, Hotels oder Geschäften als Besucher anmelden kann. Kurzfristig sind daraufhin scheinbar viele Promis in Hattingen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs, registriert wurden sie über eine Internetseite.

Vor diesem Hintergrund hat RuhrkanalNEWS bei der Stadt Hattingen und beim DeHoGa schriftlich nachgefragt, wie dort die Datenschutzproblematik bewertet wird. Für die Stadt Antwortet Stadtmarketingchef Georg Hartmann. In seiner Antwort geht er auf die Probleme mit dem Datenschutz gar nicht ein, sondern schreibt: „Zur Einführung der „luca App“ haben sich alle 9 Städte des Ennepe-Ruhr-Kreises zu einer Kooperation zusammengeschlossen und gemeinschaftlich die Einführung im Testbetrieb beschlossen. Die Kreisverwaltung hat dazu mit dem „luca“-Betreiber einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Es gibt keine Nutzungspflicht für „luca“. Aber „luca“ kann laut Ennepe-Ruhr-Kreis eine wichtige Rolle für sukzessive Öffnungsschritte spielen und so zur Quasi-Voraussetzung werden, um Gastronomie, Einzelhandel und Kultureinrichtungen betreten zu können.“

Auch der stellvertretende Geschäftsführer desDeHoGa-Westfalen äußert sich nicht zum Thema Datenschutz, teilt aber mit, dass der verband seinen Mitgliedern von der Nutzung der Luca-App abrät. Das hat allerdings nur indirekt etwas mit dem Datenschutz zu tun. „So sieht nämlich § 4a CoronaschutzVO NRW vor, dass die erhobenen Gästedaten im Bedarfsfall jederzeit der zuständigen Behörde auf Verlangen kostenfrei in einem von ihr nutzbaren Format, auf Anforderung auch papiergebunden, zur Verfügung gestellt werden. Viele digitale Apps (so z.B. auch die Luca-App) sehen einen Ausdruck der Daten durch den „Gastgeber“ nicht vor.“ Ins gleiche Horn stößt die Piratenpartei im Ennepe-Ruhr-Kreis. Auch sie verweist darauf, dass die Luca App gegen die Corona-Schutzverordnung verstößt. Das ist allerdings eine Schwäche, die die Corona-Warn-App (CWA) ebenfalls hat. In der CWA lassen sich QR-Codes erstellen, die Besucher einer Veranstaltung mit der CWA scannen können. Auch hier könnte, bei Anpassung der CoronaVO, auf papierbasierte Erfassung der Besucherinnen und Besucher verzichtet werden. Zur Luca-App gibt es nur zwei Unterschiede: Die CWA hat kein Datenschutzproblem und sie hat keine prominenten Investoren und Fürsprecher wie die „Fantastischen Vier“. Die Musiker nutzen ihre Prominenz, um für das eigene Produkt massiv Werbung zu machen.

Bürgermeister Dirk Glaser (parteilos), der die Kooperation mit „culture4life GmbH“ und die Möglichkeit eines kostenfreien Testbetriebs bis Ende August in der Stadtverordnetenversammlung ausdrücklich begrüßt hatte, stellt in einem Telefonat klar, dass der Wunsch mit der Luca-App arbeiten zu können vom Stadtmarketingverein an ihn herangetragen worden war. „Ich verfolge natürlich die Diskussion zu den möglichen Problemen, muss mich bei einer Einschätzung aber auf Fachleute verlassen. Aber bis Ende August können wir durch den Test die Fragen zum Datenschutz und andere Themen hoffentlich beantworten.“

Wie viele Unternehmen in Hattingen die Luca-App nutzen, ist nicht bekannt. Georg Hartmann hat keine Zahlen dazu vorliegen, hat aber nach eigenen Angaben bereits positive Rückmeldungen zur Luca App bekommen. Auf welchen Erfahrungswerten diese Rückmeldungen basieren, bleibt offen. Für weitergehende Fragen verweist er an den Ennepe-Ruhr-Kreis und die EN Agentur.