KANN MAN IM HIMMEL BLUMEN PFLÜCKEN?

Material aus dem „Löwenkoffer (Foto: Pielorz)

Hattingen- Kann man im Himmel Blumen pflücken? Unter diesem Thema stand der Elterntreff im November. Und, natürlich, ging es um das Thema Sterben, Tod und Trauer im Hinblick auf den Umgang mit Kindern. Kein leichtes Thema, aber für den Ambulanten Hospizdienst Witten/Hattingen nicht ungewöhnlich. Silvia Kaniut, Heike Uphues und Andrea Naß informierten über das „wie“ und welche Inhalte man Kindern vermitteln sollte.

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Andrea Naß war erst 44 Jahre alt, als sie bei den Hospizlern einen Grundkurs absolvierte. Sie kannte sich mit dem Zuhören und Trösten bereits aus – sie arbeitete früher in der Telefonseelsorge in München. „Dann habe ich von diesem Vorbereitungskurs für Hospizhelfer gelesen und gedacht, das wäre etwas für mich und für meinen Mann. Wir hatten damals unseren ersten Sohn bekommen und suchten nach einer neuen Herausforderung, in unserer Freizeit gemeinsam Menschen zu helfen. Mein Mann ist Seelsorger und dieses Themenfeld passt einfach gut zu uns. Wir haben dann den Kurs gemacht und es nie bereut“, erzählt sie am Rande der Veranstaltung. „Gerade die Konfrontation mit dem Tod oder mit schweren Unfällen ist bei jungen Menschen schwierig“, sagt Andrea Naß. Sie selbst habe mit 16 Jahren einen schweren Verkehrsunfall gehabt. „Meine Mitschüler haben durch eine Durchsage in der Schule davon erfahren – auch, dass es damals unsicher war, ob ich überhaupt in die Schule zurückkehren werde. Das Ergebnis war, dass man sich damals anschließend um eine Freundin kümmern musste, die nach dieser Nachricht einfach zusammengebrochen ist.“ Für die Hospizler ein Beispiel, wie man es eben nicht machen sollte. Auch die Formulierungen Kindern gegenüber haben es bei dem Thema in sich: „Wenn man einem Kind nach dem Tod eines Angehörigen sagt, er schlafe nur, sei auf einer langen Reise, ist von uns gegangen – dann arbeiten Kinder mit eigenen Bildern und Phantasie. Wer schläft, wird wieder wach. Wer auf einer Reise ist, der kommt zurück und wer weg ist – da stellt sich die Frage, wo er denn ist. Auch bildliche Sprache ist nicht angebracht. Wer auf einer Wolke sitzt und auf einen herunterschaut, der kann auch runterfallen und fällst dann womöglich auf mich drauf – das ist das Denken eines Kindes. Ich erinnere mich an einen Jungen, der plötzlich nicht mehr im Meer baden wollte. Ein Angehöriger war an Krebs verstorben, aber der Krebs ist ja im Meer. Das Kind hat nicht nachvollziehen können, dass die Krankheit mit dem Tier im Meer nichts zu tun hat und eben nur so heißt – bis man es ihm erklärt hat, weil man zufällig auf diese Problematik stieß“, so Heike Uphues. Bei näherer Betrachtung gibt es sehr viele solcher Formulierungen – wir haben jemanden verloren beispielsweise. Na ja, dann werden wir ihn ja auch wiederfinden.

Trauer bei Kindern ist anders


„Das ist wie Pfützen springen. Kinder trauern, lassen sich von der Trauer auch einnehmen – aber dann sind sie plötzlich aus der Trauer auch wieder raus und machen spontan etwas anderes. Sie haben Fragen, die wir uns als Erwachsene nicht stellen. Wie dunkel ist es in einem Sarg, wenn der Deckel zu ist? Oder eben, ob man im Himmel auch Blumen pflücken kann? Deshalb ist eine kindgerechte Begleitung der Trauer wichtig – im Kindergarten und in der Schule“, so Uphues.


Hilfreich sind dabei verschiedene Materialien. Beispielsweise der „Taschenlöwe“, eine Projektidee der Diakonie Hessen. Ein Materialrucksack voller Power mit Erinnerungen und Figuren zum Thema Tod und Sterben. Der Löwe als Symbol für Stärke ist als Handpuppe dabei. Eine Eule gibt es natürlich auch noch… für Weissheit eben. Kann man natürlich unterschiedlich packen – es gibt viele kindgerechte Bücher und Material zum Thema. „Wichtig ist auch, die Erinnerung lebendig zu halten an denjenigen, der verstorben ist. Das geht beispielsweise über die Gestaltung eines Bilderrahmens. Für jede schöne Situation gibt es einen Glitzerstein. Auch die Gestaltung der Beerdigung ist etwas, was zur Bewältigung der Trauer beitragen kann. Abhängig ist all dies von dem Alter des Kindes. Wer Hilfe braucht oder Fragen hat, kann mit dem Ambulanten Hospizdienst in Kontakt treten.


Die Regionalgruppe in Hattingen hat ein eigenes Büro mit festen Sprechstundenzeiten. Montag und Mittwoch von 15 bis 18 Uhr haben Interessierte die Möglichkeit, sich über die Arbeit beim Ambulanten Hospizdienst zu informieren und Gespräche führen, wenn Unterstützung in Anspruch genommen werden soll. Der Ambulante Hospizdienst in Hattingen ist zu erreichen unter 02324/3809 3070 oder 0174/9797029 oder E-Mail unter AHD-Hattingen@gmx.de.


Wer sich in ungezwungener Runde mit dem Thema auseinandersetzen möchte, hat auch bei einer neuen Idee der Hospizler dazu die Chance. Im „Death-Café“ kommen tödliche Themen zur Sprache – erstmalig am Samstag, 30. November, 15 bis 17 Uhr im Café im Holschentor in der Talstraße.