KAM-WIRTE BEKLAGEN MANGELNDE WERTSCHÄTZUNG

Kulinarischer Altstadtmarkt (KAM) (Foto: Max Maaßen)

Hattingen – Wenn in wenigen Tagen die der 24. Kulinarische Altstadtmarkt (KAM)  beginnt, wird der Bereich rund um den Kirchplatz wieder gut gefüllt sein. Die traditionellen Erdbeertörtchen gehören bei vielen Hattingern und Besuchern aus den Nachbarstädten zum Jahresverlauf einfach dazu. Wenn das Wetter nicht völlig querschießt, kann man davon ausgehen, dass tausende die verschiedenen Gerichte der beteiligten sechs Gasthäuser genießen werden. Dazu gehören KAM-Standards ebenso, wie neue Angebote, die es erst noch zu entdecken gilt. In den vergangenen Jahren war beim KAM entweder ein verkaufsoffener Feier- oder Sonntag selbstverständlich. Doch in diesem Jahr ist das anders.

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Obwohl die gesetzlichen Hürden für einen Verkaufstag außer der Reihe in NRW gesenkt wurden, bleiben 2018 beim KAM die Läden geschlossen. Der Stadtrat hat seine Zustimmung zu offenen Läden abgelehnt. Die Stadtpolitiker beschlossen mit Mehrheit, dass der KAM keine Veranstaltung ist, die eine derartige Genehmigung rechtfertigt. In einem offenen Brief an den Bürgermeister beklagen die Wirte, diese mangelnde Wertschätzung und bitten darum, dass ihr Schreiben an alle Rastmitglieder weitergeleitet wird. „Wir haben für den Beschluss kein Verständnis. Auch können wir keine Begründung erkennen, die hinter dem ablehnenden Beschluss steht. Die hinter der Ablehnung stehende offensichtliche mangelnde Wertschätzung des Kulinarischen Altstadtmarktes tut weh“, schreiben die Wirte.

Offener Brief an den Bürgermeister

Sie fühlen sich durch die in der Ratssitzung geäußerte Ansicht, der KAM sei eine reine Pasteten und Prosecco-Veranstaltung geradezu beleidigt und verweisen darauf, dass die Mehrzahl der Gerichte mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln aus der Region zubereitet werden. Außerdem sei das viertägige Fest eine über die Stadtgrenzen hinaus wahrgenommene Marketingmaßnahme für die ganze Stadt. Neben der Angeboten auf dem Kirchplatz seien an den KAM-Tagen auch die Restaurants weiterhin geöffnet, so die Wirte. Dieser dadurch erforderliche hohe logistische Aufwand verursache hohe Kosten. „Der Kulinarische Altstadtmarkt zeichnet sich seit 24 Jahren durch eine große Kontinuität der teilnehmenden ortsansässigen Gastronomen aus. Dies ist keineswegs selbstverständlich, schaut man sich einmal vergleichbares Veranstaltungen in der Region an.“ Die Wirte verweisen darauf, dass von ihrer Veranstaltung die gesamte Gastronomie in der Altstadt profitiert und dass bisher auch für die Einzelhändler der verkaufsoffene KAM-Tag ein wichtiger Umsatzbringer gewesen ist.  Sie hoffen, dass ihr offener Brief bei den Hattinger Ratsmitgliedern zu einer Neubewertung des Festes führt und das im kommenden Jubiläumsjahr und darüber hinaus wieder ein verkaufsoffener Sonn- oder Feiertag genehmigt wird.

[In eigener Sache: RuhrkanalNEWS hatte zunächst eine Entwurfsfassung des offenen Briefes veröffentlicht. Dieser war uns versehentlich von den KAM-Wirten so gesendet worden und wurde kurz darauf durch die endgültige Fassung ersetzt.]

Hier ist der offene Brief in voller Länge:

Kulinarischer Altstadtmarkt
KAM Hattingen GbR
Uwe Weiß
In der Delle 4

45529 Hattingen

An den
Bürgermeister der Stadt Hattingen
Herrn Dirk Glaser
Rathausplatz 1

45525 Hattingen

24. Mai 2018

Offener Brief

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Glaser,

vom 31. Mai bis zum 3. Juni 2018 findet zum 24. Mal der Kulinarische Altstadtmarkt, kurz KAM, in Hattingen statt. Der KAM hat sich seither zu einem Leuchtturm im Veranstaltungskalender der Stadt Hattingen entwickelt. Jedes Jahr erfreuen sich viele tausend Gäste aus Hattingen und weit über die Stadt hinaus am kulinarischen Angebot, präsentiert in einer im Ruhrgebiet einzigartigen historischen Atmosphäre. Der KAM ist Werbung für unsere Stadt und ein Aushängeschild für die Leistungsfähigkeit der hiesigen Gastronomie.

Der KAM fühlt sich zur Qualität des Speisenangebotes und seiner Grundprodukte verpflichtet. Unser Angebot reicht von klassisch-bodenständig bis hin zu Gerichten für Entdecker, die geschmacklich auf Reisen gehen möchten und die das Neue lockt. Unsere Produkte sind immer ideenreich verarbeitet und stammen in der Regel aus ökologischer Landwirtschaft und nachhaltigem Anbau. Der KAM wird den Ansprüchen an eine zeitgemäße Gastronomie, die auf Nachhaltigkeit und schonen-dem Umgang mit natürlichen Ressourcen setzt und nicht auf Schnelligkeit in der Produktion, gerecht. Der KAM in Hattingen setzt daher mit seiner wertigen Kost auch überregional Maßstäbe beim gastronomischen Angebot bei öffentlichen Veranstaltungen. Wir empfinden es als unangemessen, den KAM auf ein Pasteten- und Prosecco-Angebot zu reduzieren. Das wird der Arbeit der Gastronomen des Kulinarischen Altstadtmarktes nicht gerecht.

Der logistische, organisatorische und technische Aufwand der Gastronomen zur Durchführung des Kulinarischen Altstadtmarktes ist sehr hoch. Viele der Restaurants der beteiligten KAM-Gastronomen haben neben dem KAM ebenfalls geöffnet. Wir benötigen unabdingbar einen Veranstaltungszeitraum von vier Tagen, um den KAM betriebswirtschaftlich darstellbar ausrichten zu können. Dabei ist für uns immer ein gesetzlicher Feiertag an einem Donnerstag ein Ankertag. Das Fronleichnam-Wochenende hat sich mit wenigen Ausnahmen hierbei als Veranstaltungstermin etabliert. Es ist jedoch nicht richtig, den KAM für das Ringen um einen festen Terminzeitraum für das Altstadtfest verantwortlich zu machen. Wir verwahren uns gegen eine solche Attitüde. Wir sind in unserer Terminplanung flexibel; auch das Wochenende um Christi Himmelfahrt kommt für uns in Betracht, wenn es nicht gar so früh im Jahr liegt und den Terminkalender zu entzerren hilft. Hierüber sind wir gerne gesprächsbereit und waren dies bisher auch jederzeit.

Mit großer Enttäuschung haben wir zur Kenntnis genommen, dass der Stadtrat sowohl für den Feiertag des Fronleichnams am 31. Mai als auch am darauffolgenden Sonntag am 3. Juni 2018 im Rahmen des Kulinarischen Altstadtmarktes keinen verkaufsoffenen Feiertag bzw. Sonntag zugelassen hat, obwohl dies gesetzlich möglich ist und in der Vergangenheit auch üblich war. Wir haben für den Beschluss des Stadtrates kein Verständnis. Auch können wir keine Begründung erkennen, die hinter dem ablehnenden Beschluss steht. Die hinter der Ablehnung stehende offensichtliche mangelnde Wertschätzung des Kulinarischen Altstadtmarktes tut weh.

An einem verkaufsoffenen Feiertag bzw. Sonntag profitieren gleichermaßen die in der Innenstadt ansässigen Einzelhändler, viele Wirte und gastronomische Betriebe in der Altstadt sowie der KAM selber. Ein verkaufsoffener Feiertag bzw. Sonntag im Veranstaltungszeitraum des Kulinarischen Altstadtmarktes ist eine win-win-win-Situation für alle. Nicht zuletzt auch für unsere Besucher und Gäste, denen die Stadt ein interessantes und vielfältiges Angebot offerieren kann. Das macht unsere Stadt attraktiv.

Für uns als Gastronomen des Kulinarischen Altstadtmarktes sind stabile Rahmenbedingungen und Verlässlichkeit in der Planung unerlässlich. Darum bitten wir die Stadtverwaltung und den Stadtrat, im kommenden Jubiläumsjahr des Kulinarischen Altstadtmarktes und in den darauffolgenden Jahren wieder auf einen verkaufsoffenen Feiertag bzw. Sonntag im Umfeld des KAM positiv hinzuwirken.
Wir dürfen darauf aufmerksam machen, dass dies auch die Einzelhändler in der Innenstadt befürworten.

Der Kulinarische Altstadtmarkt in Hattingen zeichnet sich seit 24 Jahren durch eine große Kontinuität der teilnehmenden ortsansässigen Gastronomien aus. Dies ist keineswegs selbstverständlich, schaut man sich einmal vergleichbare Veranstaltungen in der Region an. Wir sind selbstständige Familienbetriebe, die mit großem Engagement, großer Verlässlichkeit, persönlichem Qualitätsversprechen und mit eigenem wirtschaftlichen Risiko ohne städtische Mittel eines der beliebtesten Feste in der Stadt Hattingen organisiert und durchführt. Mittlerweile hat bereits vielfach die zweite Generation die Führung unserer gastronomischen Stände auf dem Kulinarischen Altstadtmarkt übernommen.

Wir sind stolz auf unsere Gastronomie, die teilweise über die Region hinaus bekannt ist. Sie trägt zur Attraktivität unserer Stadt bei und ein positiver Standortfaktor. Über eine faire Würdigung unserer Arbeit würden wir uns freuen.

Wir möchten Sie freundlichst bitten, diesen Brief den Mitgliedern des Stadtrates bekannt zu geben.

Mit freundlichen Grüßen

Die Gastronomen des Kulinarischen Altstadtmarktes Hattingen

Gasthaus Weiß, Uwe Weiß, Thomas Weiß
Haus Kemnade, Heinz Bruns
Restaurant Poseidon, Gianniki Chalos
Diergardts „Kühler Grund“, Philipp Diergardt, Friedrich Diergardt, Bernd Stegemann
Restaurant An de Krüpe, Marius Krüpe, Wilhelm Krüpe
Restaurant Eggers, Dirk Eggers
Restaurant Zum Hackstück, Harald Hugenbruch