HWG HILFT BEIM VOGELSCHUTZ

Hattingen /Ennepe-Ruhr-Kreis -Der Vogel des Jahres heißt Stieglitz oder auch Distelfink. Beides sind sehr brauchbare Namen zum Kennenlernen dieses schönen Kleinvogels. Während sich „Stieglitz“ auf den häufig zu hörenden Ruf „stie -glitt“ bezieht und wahrscheinlich der ältere und volkstümlichere Name ist, nimmt der andere Name Bezug auf den Nahrungserwerb des bunten Kleinfinken. Im Spätsommer und Frühherbst, wenn die großen Disteln fruchten und ihre Flugsamen reifen, kann man oft Stieglitze dabei beobachten, wie sie auf den alten Blütenständen stehend die Distelsamen ernten. Dass Distelsamen durchaus nahrhaft sind, können wir in jedem Supermarkt feststellen, wenn wir dort „Disteloel“ sehen. Um Distelsamen fressen zu können, muss ein Vogel relativ leicht sein, gut klettern können, dazu braucht es kräftige aber nicht zu kurze Beine und außerdem sollte er einen spitzen Schnabel haben. All das kann der Distelfink aufweisen. Sein wissenschaftlicher Name Carduelis carduelis weist auf die enge Beziehung zu den Disteln „Carduus“ hin.

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Stieglitz (Foto: NABU Hattingen)

Stieglitz (Foto: NABU Hattingen)

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat den Stieglitz zum Vogel des Jahres benannt, um auf seinen erheblichen Populationsschwund hinzuweisen. Ornithologen haben festgestellt, dass der Bestand des Stieglitzes in Deutschland von 1990 bis 2013 um 48 Prozent abgenommen hat. Offizielle Schätzungen gehen derzeit von 305.000 bis 520.000 Brutpaaren in Deutschland aus. Knapp 60 Prozent des bundesweiten Bestandes leben im Siedlungsraum, die restlichen 40 Prozent in der Agrarlandschaft. Das zeigt, dass der ehemalige Bewohner landwirtschaftlicher Flächen dort nicht mehr ausreichend Nahrung und Brutraum findet. Deshalb startet der NABU die Aktion „Bunte Meter für Deutschland“. Möglichst viele Meter wildkrautreicher Grünflächen sollen als neue Lebensräume für den Stieglitz und andere Singvögel geschaffen oder erhalten werden. In Hattingen beteiligt sich die hwg an diesem Projekt.

hwg stellt 7.500 Quadratmeter zur Verfügung

In Kooperation mit der NABU Ortsgruppe Hattingen im Kreisverband Ennepe-Ruhr stellt die hwg in Holthausen und Witten-Herbede auf eigenen Grundstücken 7500 Quadratmeter blütenreiche Brachfläche und landwirtschaftliche Blühstreifen zur Verfügung. „Damit werden wertvolle Nahrungsräume nicht nur für den Stieglitz, sondern auch für viele andere Samen fressende Vogelarten sowie für Blüten besuchende Insekten geschaffen. Eine große Artenvielfalt profitiert davon!“, so Thomas Griesohn-Pflieger vom NABU. Denn, so der Experte, gerade die Nahrungspflanzen des Stieglitz wie Ackerdistel, Gänsedistel, Kratzdistel, Karden, aber auch Hirtentäschelkraut, Ampfer, Wegerich, Mädesüß, Vogelmiere, Beifuß und Knöterich wachsen spontan auf Brachflächen.

In Hattingen sind Stieglitze sehr viel präsenter als im nationalen Durchschnitt. Der Kenner wird sie in allen Stadtteilen finden und sogar auf der Heggerstraße in der Innenstadt kann man oft das typische „stie-glitt“ hören. Beliebte Brutbäume sind hier die kleinen Kugelahorne auf den Plätzen der Innenstadt, die durch den Schnitt der Äste besonders dichte Kronen bilden.
Noch vor zwanzig Jahren waren Winterbeobachtungen von Stieglitzen sehr selten, heute bleiben fast alle Stieglitze den Winter über in Hattingen und weichen erst nach Westen und Süden aus, wenn es wirklich kalt wird. Stieglitze kommen auch an Vogelfütterungen, wenngleich ihnen Sonnenblumenkerne kein ideales Futter sind. Anders als Grünlinge haben sie mit den spitzen längeren Schnäbeln mehr Probleme die Spelzen zu entfernen und an den Kern zu kommen. Meisenknödel kommen den geübten Kletterern dagegen entgegen.
Stieglitze leben in monogamen „Saisonehen“, verteidigen kein Revier, sondern nur den Bereich um das Nest herum gegen Artgenossen. Vögel, die weit umherstreifen müssen um Nahrung zu finden, nämlich dort, wo gerade größere Pflanzenbestände fruchten, können sich die Energie der Revierverteidigung sparen. So ist er immer dort zu finden, wo gerade Unkräuter Samen tragen.

In Sagen und Mythen hat der kleine populäre Fink Eingang in das Brauchtum gefunden. Natürlich spielte dabei die für europäische Verhältnisse ausgeprägte auffällige Buntheit eine Rolle, die eine Sage folgendermaßen erklärt:
Als Gott die Welt erschuf und allen Vögeln ihre Farben gab, blieb der damals noch unscheinbar braungrau gefärbte Stieglitz bescheiden in der hintersten Ecke sitzen. Schließlich kam er als Letzter zu Gott, der aber keine Farbe mehr hatte. Der Stieglitz war sehr traurig. Da kratzte Gott aus jedem Topf einen kleinen Rest zusammen und so kamen der rote Schnabelgrund, der schwarze Scheitel, die schwarzen Flügel und der Schwanz zustande, die gelbe Binde über den Flügeln, die weißen Tupfen an Kopf, Flügeln und Schwanz, der lichtbraune Rücken und die gelbweiße Unterseite.