HERAUSFORDERUNGEN DER APOTHEKEN IN SPROCKHÖVEL

Apotheke Symbolfoto (Foto: Höffken)

Sprockhövel – Bei der letzten Sitzung des Ausschusses für Soziales, Gesundheitsförderung, Integration und Teilhabe referierte Michael Mahl, Vorsitzender der Bezirksgruppe Ennepe-Ruhr im Apothekerverband Westfalen-Lippe, über die Versorgungssituation mit Apotheken in Sprockhövel.

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Die Anzahl der Apotheken hat sich im Ennepe-Ruhr-Kreis reduziert. Gab es im Jahr 2012 noch 84 Apotheken, ist diese Zahl im Jahre 2023 auf nunmehr 65 Apotheken gesunken.

Anzahl der Apotheken in Sprockhövel unverändert

Dagegen ist die Anzahl der Apotheken im Stadtgebiet von Sprockhövel unverändert geblieben, waren es im Jahre 2012 vier Apotheken, so ist diese Zahl auch im Jahre 2023 unverändert.

Betrachtet man das Apothekennetz, so gibt es in Deutschland pro 100.000 Einwohner 22 Apotheken, im Bereich von Westfalen-Lippe sind es 21 Apotheken pro 100.000 Einwohner. Der EU-Durchschnitt liegt bei 32 Apotheken je 100.000 Einwohner.

Niederlassungsfreiheit für Apotheken

Anders als bei Arztpraxen genießen die Apothekerinnen und Apotheker Niederlassungsfreiheit.

Das Leistungsangebot, welches die Apotheken vorhalten, ist sehr umfangreich:

  • Bevorratung und Ausgabe von Arznei- und Hilfsmitteln,
  • Beratung,
  • Erstellung von Rezepturen,
  • Nacht- und Notdienste,
  • Botendienste (20 – 25 Prozent der Medikamente von Rezepten werden durch Boten ausgeliefert),
  • Impfungen,
  • Blutdruckcheck,
  • Inhalationsberatung,
  • Pandemiebedingte Sonderaufgaben.

Lieferengpässe problematisch

Die Lieferengpässe bei zahlreichen Arzneimitteln stellen derzeit eine große Herausforderung an die Mitarbeitenden in Apotheken dar. „Etwa jedes zweite Rezept ist betroffen“, so der Apotheker.

Das Bundesinstitut für Arzneimittelund Medizinprodukte meldet derzeit mehr als 300 Lieferengpässe bei Medikamenten. Selbst für Klinikapotheken sind viele Arzneimittel kaum zu bekommen.

„Natürlich bemühen wir uns immer, das für unsere Kundinnen und Kunden verschriebene Medikament zu bekommen, andernfalls telefonieren wir mit den Ärzten, um eine gute Lösung für die Patienten zu finden“, sagte Michael Mahl.

Als Folge für die Patienten:innen zählte er Wartezeiten, ein Risiko für die Therapietreue bzw. die Aushändigung eines Mittels zweiter oder dritter Wahl auf. Der Mehraufwand für die in Apotheken Arbeitenden bezifferte der Referent mit mindestens sechs Stunden pro Woche und Apotheke aufgrund der Lieferengpässe.

Honorierung

8,35 Euro beträgt die Apothekenvergütung pro Arzneimittelpackung. Dazu kommen noch 3 Prozent des Einkaufspreises abzüglich 2 Euro Zwangsrabatt für die Krankenkassen.

„In den vergangenen 20 Jahren“, so der Apotheker, „gab es nur eine einzige Anpassung um wenige Cent. Um die steigenden Sach- und Personalkosten und die explodierenden Energiepreise bewältigen zu können, muss die Apotheke größer werden und Apotheken schließen sich zu Einkaufsgemeinschaften zusammen.

Erwähnenswert sei auch, dass der Anteil der Apotheken-Kosten an den Gesamtkosten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bei 1,9 Prozent liegt, allein 4,1 Prozent beträgt dagegen der Verwaltungsaufwand der GKV“.

Fachkräftemangel und Demografie

Bis 2029, so schätzt man, könnte es bundesweit bis zu 10.000 unbesetzte Stellen in Apotheken geben. Das Verhältnis zwischen Stellensuchenden und offenen Stellen bezifferte Michael Mahl in Westfalen-Lippe derzeit bei 1 zu 20.

Der Fachkräftemangel könnte sich auch auswirken auf die Besetzung von Notdiensten und auf die Öffnungszeiten, insgesamt würde dadurch die Belastung des Apothekenteams noch verschärft. In Westfalen-Lippe gibt es aktuell 17.000 Arbeitsplätze in Apotheken, der Frauenanteil dabei beträgt annähernd 90 Prozent. Unter Berücksichtigung der Demografie-Entwicklung für Apotheken im Ennepe-Ruhr-Kreis werden bis 2040 20 Prozent der Apothekeninhaber in den Ruhestand gehen. In ganz Westfalen-Lippe entsteht ein Mehrbedarf von über 500 Apotheken.

E-Rezept und Digitale Daten auf der Gesundheitskarte

Die Einführung eines E-Rezeptes und die Speicherung der notwendigen medizinischen Daten auf einer Versichertenkarte hält Michael Mahl für dringend erforderlich. Zum einen hat der jeweilige Arzt einen Gesamtüberblick über die Diagnosen und verordneten Medikamente aller Ärzte, die seine/n Patienten:in behandelnden, zum anderen entfällt dadurch oft die zeitaufwendige Abstimmung in den Apotheken, um zu prüfen, ob sich die verordneten Medikamente aus dem Rezept auch mit den anderen Medikamenten, die der jeweilige Patient einnimmt, vertragen.

In gewissen Zeitintervallen will der städtische Ausschuss prüfen, ob die Versorgung der Stadt Sprockhövel mit Apotheken, einschließlich Alters- und Ausübungsstruktur der Betreiber:innen mit dem realen Bedarf in der Kommune übereinstimmt. Bei Hinweisen auf künftige Versorgungsengpässe wird der Ausschuss für Soziales, Gesundheitsförderung, Integration und Teilhabe mögliche Gegenmaßnahmen auf kommunaler Ebene erörtern.