GEVELSBERGER ERKLÄRUNG FÜR DIE GASTRONOMIE

Ralf Hedtmann (Vorsitzender des Wirtevereins Gevelsberg (l) und Bürgermeister Claus Jacobi (SPD) (r), stehend links Lars Martin, stellv. Hauptgeschäftsführer DEHOGA Westfalen e.V. (Foto: Pielorz)

Gevelsberg bewegt sich – Wo bleibt die Hattinger Lösung?

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE


Gevelsberg- Die gastronomischen Betriebe dürfen in der Corona-Krise wieder öffnen, allerdings nur unter strengen Sicherheits- und Hygieneauflagen. Acht Wochen hatten sie geschlossen. Doch wie gelingt der Weg zurück in die Normalität? „Wenn die Betriebe am Ende des Monats mit einer schwarzen Null stehen, dann haben sie Glück gehabt“, sagt Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Westfalen e.V. und Hattinger Bürger. „In einer Umfrage unter mehr als 1000 Betrieben in NRW eine Woche nach der Öffnung der Gastronomie haben wir das Ergebnis erhalten, dass rund 75 Prozent der Betriebe etwa die Hälfte unter ihrem bisherigen Umsatz liegen. Viele von ihnen haben ein deutliches Minus in der Kasse, wenn sie geöffnet haben – das liegt an den laufenden Betriebs- und Personalkosten. Sie haben aber auch ein Minus in der Kasse, wenn sie geschlossen haben und somit überhaupt keine Einnahmen erzielt. Durch den Lieferservice lassen sich in der Regel Umsätze zwischen zwanzig und maximal vierzig Prozent erreichen. Das ist ein Gastronomieergebnis, welches wir so noch nicht kennen.“

Und es ist ein Gastronomieerlebnis, welches viele Menschen auch nicht haben möchten. Ralf Hedtmann, Vorsitzender des über hundert Jahre alten
Wirtevereins in Gevelsberg sagt: „Wir verkaufen ja nicht einfach nur Speisen und Getränke, sondern Kommunikation und Erlebnis. Wir sind Orte der Begegnung und das ist zunehmend schwieriger geworden.“ Deshalb wollen die Wirte zusammen mit der DEHOGA Westfalen und Bürgermeister Claus Jacobi (SPD) sowie der Gevelsberger Verwaltung ein hör- und sichtbares Zeichen setzen mit einer „Gevelsberger Erklärung“ zur Zukunft der Gastronomie. Sie fordern einen zweiten Rettungsschirm speziell für das Gastgewerbe und eine bundesweite Solidarität. Dabei ist ihnen wichtig, die absolut notwendigen Hygiene und Präventionsvorschriften, die zur Eindämmung und Überwindung der
Pandemie besonders intensiv für diese Branche bestehen, nicht in Frage zu
stellen. Aber Gastlichkeit, Service und Präventionsvorschriften unter einen
Hut zu bringen, ist trotz unglaublicher Anstrengungen extrem schwierig.
Dabei sind die Gastronomiebetriebe nicht nur Arbeitgeber, sie sind das
Wohnzimmer der lokalen Gemeinschaft und Begegnungsräume in den Stadtteilen. „Eine für unser aller Zusammenleben unverzichtbare Branche ist in Gefahr. In ihrer empfindlichen Struktur einmal zerstört, kann sie auf Jahre nicht wiederaufgebaut werden. Nachholeffekte wird es nicht geben. Der frische Salat, das Schnitzel, das gepflegte Bier, das heute nicht verzehrt wird, wird in den nächsten Wochen bestimmt nicht doppelt konsumiert werden.“ 

Unterschreiben die „Gevelsberger Erklärung“ für die Zukunft der Gastronomie (Foto: Pielorz)

An Ort und Stelle – in einem Gastronomiebetrieb auf der GevelsbergerMittelstraße – unterzeichnen Bürgermeister Claus Jacobi und Raft Hedtmann als Vorsitzender des Wirtevereins Gevelsberg die Erklärung, die als Forderung an die Politik aus Landes- und Bundesebene zu verstehen ist, alles Notwendige zu unternehmen, damit ein gastfreundliches Deutschland in Gevelsberg, NRW und bundesweit überleben kann.“
„Es wäre allerdings zu einfach, nur eine Forderung an Land und Bund zu
richten. Auch die Stadt selbst muss und wird etwas tun“, so Bürgermeister
Claus Jacobi. „Deshalb haben wir uns zusammengesetzt und beschlossen, am 13. und 14. Juni die Mittelstraße für die Autos zu sperren und mit einem
deutlich großzügigen Raumkonzept der Gastronomie die Möglichkeit zu geben, Flächen zu nutzen, die bisher nicht von ihnen genutzt werden konnten. Auch für Betriebe, die nicht an der Mittelstraße liegen, werden wir individuelle Lösungen finden. Was wir dazu brauchen – denn wir müssen das Konzept mit unserer Ordnungsbehörde koordinieren – ist eine Anmeldung der teilnehmendenBetriebe bis zum Freitag, 29. Mai. Wir planen dies quasi als Nicht-Veranstaltung, denn es wird kein Kulturprogramm geben. Unsere Gastronomie allein ist das Event“, erklärt der Bürgermeister das Konzept, bei dem selbstverständlich alle Abstands- und Hygienemaßnahmen umgesetzt werden. 

Der Hattinger Lars Martin von der DEHOGA Westfalen ergänzt: „Als ich mit dem Vorsitzenden des Wirtevereins in Gevelsberg gesprochen habe und fragte, wie die DEHOGA unterstützen kann, sagte er mir, unser Bürgermeister macht doch schon alles, was möglich ist. Deshalb stehe ich natürlich auch als Mitunterzeichner der Gevelsberger Erklärung für diese Forderungen ein und freue mich über das lokale Engagement hier am Ort.“

Und er macht keinen Hehl daraus, dass das nicht überall so ist.
Gastronomiebetriebe, die mitmachen wollen, können sich bei Ralf Hedtmann, Vorsitzender des Wirtevereins Gevelsberg, melden oder sich direkt mit der Stadt Gevelsberg in Verbindung setzen. Die „Gevelsberger Erklärung“ kommt so gut an, dass mittlerweile weitere Politiker ihre Unterschrift unter die Erklärung setzen oder schon gesetzt haben.

Dazu gehören auch Hattingens Bürgermeister Dirk Glaser (parteilos)
und Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz (parteilos) sowie der
CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke und der Vizepräsident des DEHOGA Westfalen e.V., Heinz Bruns.