ERSTE PCB-IMMISSIONSDATEN LIEGEN VOR

Mitarbeiter des Kreises sammeln Grünkohlproben um PCB-Werte zu ermitteln (Archivbild: Ennepe-Ruhr-Kreis)

Ennepe-Ruhr-Kreis– Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hat dem Ennepe-Ruhr-Kreis die ersten PCB-Immissionsmessdaten aus dem Umfeld der Firma BIW in Ennepetal vorgelegt. An allen drei Messpunkten wurden in den Proben vom Februar 2020 die für die Silikonproduktion typischen PCB-Kongenere 47, 51 und 68 gefunden. Das LANUV sieht hierin die Vermutung der zusätzlichen, vorwiegend gasförmigen PCB-Einträge aus der Silikonproduktion bestätigt.

Dabei wurden in der Nähe der Emissionsquelle erwartungsgemäß höhere Werte gemessen als an den beiden weiter entfernt liegenden Messpunkten am Regenrückhaltebecken und im Wohngebiet Büttenberg. Das berichtet das LANUV in seinem Begleitschreiben an den Ennepe-Ruhr-Kreis.

Diese Ergebnisse besitzen als erste Einzelwerte – insbesondere angesichts der besonderen meteorologischen Verhältnisse im Bezugsmonat Februar, die mit viel Niederschlag für eine Senkung der Luftbelastung insgesamt gesorgt haben könnten – eine begrenzte Aussagekraft. Unter diesem Vorbehalt lässt sich feststellen, dass die vorläufig ermittelte PCB-Belastung mit Ausnahme der in unmittelbarer Nähe zum Unternehmen gewählten Messstelle an allen Stellen im Bereich der in Nordrhein-Westfalen üblichen Hintergrundbelastung liegt.

Bei dieser Bewertung ist zu berücksichtigen, dass ein einzelner Monatswert keinen Rückschluss auf das Jahresmittel bzw. die im Falle von PCB bedeutsame langfristige Belastung zulässt. Das LANUV wird dem Ennepe-Ruhr-Kreis regelmäßig über die Ergebnisse der auf Monate ausgelegten Messungen informieren. Belastbarere Ergebnisse werden frühestens nach sechs Monaten vorliegen.

Parallel zu den Immissionsmessungen im Umfeld des Unternehmens laufen zahlreiche weitere Messungen, Kontrollen und Untersuchungen. Dazu zählen beispielsweise neue Grünkohlbehälter, die wie angekündigt in der letzten Woche aufgestellt worden sind. Das hierfür zugrunde gelegte Messgebiet wurde im Vergleich zu 2019 ausgeweitet. Damit soll unter anderem den Sorgen der Bürger Rechnung getragen werden, die östlich und nordöstlich des bisherigen Untersuchungsbereiches wohnen. Wieder eingesammelt und auf Schadstoffe analysiert wird der Grünkohl ab August.

Für die vom Ennepetaler Unternehmen biw seit Frühjahr installierten Anlagen, die den Flockenflug verhindern sollen, liegen inzwischen Berichte eines Sachverständigenbüros vor. Sie bewerten die Technik als funktionsfähig. Die Berichte sind nun vom LANUV zu überprüfen. Gleiches gilt für einen vom Unternehmen vorgelegten Bericht, der repräsentative Messungen an verschiedenen Abluftquellen liefert. Er soll als Grundlage dienen, um die Gesamtemission von biw bestimmen zu können.

Nach Angaben des Unternehmens konnte der Einsatz des chlorhaltigen Vernetzers gut zwei Monate früher als zunächst geplant um 50 Prozent reduziert werden. Bis Ende Juli soll dieser Wert bei 80 Prozent liegen, Ende des Jahres bei 90 Prozent.

In diesem Zusammenhang begrüßt Landrat Olaf Schade eine vom Land gestartete Bundesratsinitiative. Sie zielt darauf, eine bisher bestehende Regelungslücke bundesweit einheitlich zu schließen und den unbeabsichtigten Austritt von PCB im Interesse von Menschen und Umwelt zukünftig zu vermeiden. Nach einer ersten Beratung am vergangenen Freitag wurde der Antrag wie üblich zunächst in die Ausschüsse verwiesen. Eine Entscheidung ist für den 15. Juni angekündigt.

SICO Witten im Fokus der Behörden

Mit der Firma SICO ist in Witten ein weiterer silikonverarbeitender Betrieb ansässig, der momentan im Fokus der Umweltbehörden steht. Um gesicherte Erkenntnisse darüber zu gewinnen, zu welchen Umweltbelastungen der Einsatz des chlorhaltigen Vernetzers in der Nachbarschaft von SICO geführt hat, wurde im März in einem ersten Schritt ein so genanntes Löwenzahn-Screening durchgeführt. Ob weitere Schritte erforderlich sind, hängt von den Ergebnissen ab, die diese Proben liefern. Sie liegen derzeit noch nicht vor.

Das Unternehmen hat inzwischen den Einsatz des chlorhaltigen Vernetzers vollständig eingestellt.

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