„DER KÄMMERER HAT HEUTE EINEN GLÜCKLICHEN TAG“

Großer Auflauf für die Kanalnetzübertragung an den Ruhrverband (Foto: RuhrkanalNEWS)

Hattingen- Bürgermeister Dirk Glaser und sein Herausforderer, Kämmerer Frank Mielke, haben einen gemeinsamen Pressetermin. In Wahlkampfzeiten eine eher ungewöhnliche Situation, immerhin bewerben sich beide bei den Wählern um die gleiche Position. Doch es ist ja auch ein ungewöhnlicher, einmaliger Termin. Zusammen mit Professor Norbert Jardin und Dr. Antje Mohr, beide im Vorstand des Ruhrverbands, weisen sie darauf hin, dass am 1. Juli ein bedeutendes Bauwerk Hattingens aus städtischem Besitz ins Eigentum des Ruhrverbands übergeht. Dafür zahlt der Verband etwa 110 Millionen Euro. „Wieviel es genau wird, muss erst noch die Wertermittlung zum Stichtag 30. Juni 2020 ergeben“, erklärt Frank Mielke (SPD). „Alle Bauwerke und Geräte müssen bezogen auf diesen Stichtag bewertet und begutachtet werden. Danach wird alles aufaddiert und wir erfahren auf den Cent genau, wieviel die Stadt bekommt.“ Er sei zuversichtlich, dass diese Zahl zur Stadtverordnetenversammlung im Oktober vorliege. Also dann, wenn Frank Mielke auch den Haushaltsplan für 2021 in den Rat einbringt.

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Wichtig ist Frank Mielke an dieser Stelle vor allem eins: „Das Geld des Ruhrverbands wird zu 100 Prozent zur Tilgung unserer Schulden verwendet. Das erreichen wir einerseits, indem wir kurzfristig bedienbare Kredite tilgen und andererseits langfristige Kreditverträge an den Ruhrverband übertragen.“ Die so verringerten Schulden, von Schuldenfreiheit ist die Stadt Hattingen weiterhin deutlich entfernt, eröffnen nach Einschätzung des Kämmerers in Zeiten der Corona-Krise Spielräume, um die heimische Wirtschaft, aber auch die Bürger zu unterstützen. „Ohne diesen Befreiungsschlag wäre das nicht möglich.“

Dirk Glaser (parteilos) nutzt die Gelegenheit den Mitarbeitern der Kämmerei für „die engagierte Arbeit“ zu danken und verweist auf zahlreiche Überstunden, die nötig waren, um den Vertrag mit dem Ruhrverband in trockene Tücher zu bringen. „Wir dürfen aber nicht vergessen, dass der Ruhrverband, über seine Vorläufer, seit rund 100 Jahren ein zuverlässiger Partner unserer Stadt ist“, so Dirk Glaser . „Ich danke vor allem Michael Wichmann aus der Kämmerei der Stadt und Dr. Winfried Haneklaus vom Ruhrverband für ihren Einsatz, beide waren auch am Wochenende erreichbar, wenn Fragen zur Kanalnetzübertragung beantwortet werden mussten.“ Ebenso wie Frank Mielke verweist der Bürgermeister auf fast vier Jahre, die es von der ersten Idee bis zum nun anstehenden Vollzug der Kanalnetzübertragung gedauert habe.

Extra für die Übergabe wurde ein besonderer Kanaldeckel angefertigt (Foto: RuhrkanalNEWS)

Ruhrverband Finanzvorstand Dr. Antje Mohr, die den Vorgang seit Herbst vergangenen Jahres begleitet, da ging ihr Vorgänger in Ruhestand, verweist darauf, dass die drei Mitarbeiter der Stadt, die sich bisher um das Kanalnetz kümmerten, vom Ruhrverband übernommen werden. „Sie wechseln innerhalb des öffentlichen Dienstes. Die Bedingungen sind nahezu identisch, sodass die Mitarbeiter ohne Schaden zu uns kommen konnten“, sagt Dr. Antje Mohr. „Ich freue mich, dass wir unser Team mit ihrer Kompetenz stärken können.“

Der Ruhrverbandsvorstandvorsitzende Prof. Norbert Jardin macht an diesem problemlosen Wechsel einen weiteren, wichtigen Punkt klar. „Wir sind, genau wie die Stadt Hattingen, ein Non-Profit-Unternehmen, wir müssen keine Shareholder bedienen, wir sind ebenfalls öffentlicher Dienst“, beschreibt er die Rahmenbedingungen. „Für die Hattinger Bürger wird der Wechsel wahrscheinlich völlig unbemerkt über die Bühne gehen. Alles läuft für sie weiter wie bisher, aber wir können, dank unserer langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet, zukünftig noch effizienter arbeiten, als die Stadt Hattingen.“ In Hattingen geht nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden der Traum jedes Wasserwirtschaftlers in Erfüllung. „Von der Siedlung, über die Abwasserbehandlung, bis zur Einleitung alles in einer Hand.“

Kämmerer Frank Mielke (SPD) zur nun vollzogenen Kanalnetzübertragung (Interview: RuhrkanalNEWS)

Dass die Kanalnetzübertragung in Hattingen ein Erfolg wird, daran zweifelt keine der vier Personen. Frank Mielke und Dirk Glaser verweisen auf die Erfahrungen der Stadt Meschede, die diesen Schritt schon vor mehreren Jahren vollzogen hat und auf Nachfrage nur von positiven Auswirkungen berichtet habe. Außerdem, dass ist Kämmerer und Bürgermeister ganz wichtig, „Die Gebührenhoheit, die Ausstellung der Gebührenbescheide und die Rahmenbedingungen des Abwasserbeseitigungskonzepts bleiben in der Hand der Stadt Hattingen.“ Bei Fragen zu Hausanschlüssen und anderen Themen der Abwasserbeseitigung, die vor allem Hausbesitzer betreffen, gebe es demnächst ein Büro des Ruhrverbands in Hattingen. Auch hier ändert sich, außer der Adresse innerhalb der Stadt, für die Hattinger Bürger also nichts.