DER BAUM BRENNT…

Hattingen/Sprockhövel- Irgendwie ist in diesem Jahr bei den vorweihnachtlichen Events in Hattingen und Sprockhövel der Wurm drin: In Hattingen wird wochenlang eine Eisskulptur beworben, die jetzt leider doch nicht kommt – In Sprockhövel fällt der Weihnachtszauber am 7. und 8. Dezember auf dem Vorplatz der Sparkasse gleich ganz aus. 

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Eisprinzessin in Hattingen

Sie sollte ein neuer Hingucker auf dem Nostalgischen Weihnachtsmarkt in Hattingen werden – die Eisskulptur des Eiskünstlers Joachim Knorra. Um das Projekt optisch ins beste Licht zu rücken, wurde extra die Figur der Eisprinzessin ersonnen. Eine wunderbare Idee und mit Anna Freimuth wurde eine 19jährige Hattingerin gefunden, bei deren Anblick Herzen schmelzen und Kinderaugen leuchten. Aufgrund einer abgestürzten Eisskulptur in Luxemburg, die den Tod eines zweijährigen Kindes verursachte, hat sich Alfred Schulte-Stade dafür entschieden, das groß angekündigte Event abzusagen. Einen „Plan B“ in Sachen Sicherheit und Eisskulptur gibt es leider nicht – zu eng ist der zeitliche Rahmen. Die Eisprinzessin bleibt übrigens im Amt und wird bei der Weihnachtsparade mit Frau Holle am Sonntag, 1. Dezember, 16 Uhr, dabei sein. Weitere Events für die junge Dame sind in Planung.

Weihnachtszauber in Sprockhövel

Der – übrigens immer noch plakatierte – „Weihnachtszauber“ auf dem Vorplatz der Sparkasse am 7. und 8. Dezember mit verkaufsoffenem Sonntag ist abgesagt. Sprockhövel Marketing gibt als Grund an, es hätten sich viel zu wenig Interessenten für das Betreiben der kleinen Büdchen und des Bühnenprogramms gefunden. Diese Aufgabe hatten in den Vorjahren die Kindergärten und Schulen und das hätte auch in diesem Jahr so sein sollen. Einzig der Adventskalender in den Fenstern der Sparkasse ist fertig – auch hier waren Kinder am Werk und das hat funktioniert. Die Sparkasse unterstützt die Kindergärten jedes Jahr mit einem deutlichen fünfstelligen Betrag. Hier hält sich das Verständnis über den abgesagten „Weihnachtszauber“ in Grenzen. Den verkaufsoffenen Sonntag am 8. Dezember soll es aber geben und zwei oder drei Buden sind ebenfalls im Gespräch. Die sollen, falls erlaubt, auf oder am neuen Kreisverkehr stehen. So jedenfalls die Planungen. Um das der Bevölkerung kund zu tun, will man neue Plakate aufhängen.

Weihnachtsbäume

Was die Weihnachtsbäume angeht: Auf dem Vorplatz der Sparkasse steht trotzdem einer und es hängen auch wieder selbstgebastelte Herzen mit Weihnachtswünschen in unteren Baumdrittel. Wie jedes Jahr möchten die Kinder mit Wünschen wie „Ich wünsche mir, dass keine Regenwälder mehr abgeholzt werden“ zeigen, dass es Wichtigeres als viele Geschenke unter dem heimischen Weihnachtsbaum gibt. Die Pro-Kopf-Zahl der Ausgaben für Weihnachtsgeschenke liegt in diesem Jahr übrigens nach statistischen Angaben bei 475 Euro – gestiegen seit 2011 um 37 Prozent! Die Grundschüler der Grundschule Börgersbruch haben auf rote laminierte Papierherzen verzichtet und als Beitrag zur Nachhaltigkeit aus leeren Tetra-Verpackungen von Milchtüten Herzen gebastelt. Zwei weitere Weihnachtsbäume gibt es auf dem Kreisverkehr – dem fertig gestellten in Hasslinghausen und dem in Bau befindlichen in Niedersprockhövel. In beiden Fällen wurden extra bauliche Vorkehrungen getroffen, um die Tannen zum Strahlen zu bringen.

Wie wir gerade noch erfahren haben: die Weihnachtspyramide in Welper sollte bis zum 9. Dezember fertiggestellt sein. Auf Anfrage ist der Termin mehrmals verschoben worden. Die jetzige Fertigstellung zum 13. Dezember ist auch noch nicht sicher. Auch nicht rechtzeitig fertig und das Konzert der Krebshilfe Sprockhövel/Hattingen mit Gospelstar Jannice Harrington am 7. Dezember könnte ebenfalls mehr Besucher vertragen. Irgendwie brennt der Baum…

Kommentar von Dr. Anja Pielorz:

Die Erwartungen an die vier Wochen vor Weihnachten und das Fest selbst werden immer größer. Das jedenfalls ist mein Eindruck. Alles muss gelingen, alles perfekt sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. Abgesagte Events und nur mit Ach und Krach durchgeführte Veranstaltungen scheinen sich zu häufen. Keiner hat Zeit, alles ist hektisch – und es gibt sehr viele äußerst missgelaunte und aggressive Menschen. Nicht nur am Steuer von Fahrzeugen. Weil die Erwartung an diese wenigen Tage im Jahr so groß ist, ist die Gefahr der Enttäuschung mindestens genauso groß. Die Statistik spricht zwar von ständig steigenden Umsätzen, aber die örtlichen Händler und Budenbetreiben klagen in der Regel um die Wette. Veranstalter von Konzerten, Lesungen oder anderen Angeboten wünschen sich mehr Besucher. Das Engagement zum Mitmachen – angefangen beim Singenden Weihnachtsbaum und endend bei den Büdchen in Sprockhövel – sinkt. Hinzu kommen immer mehr Auflagen. Sei es die Sicherheit, die Kindergartenkindern Auftritte verwehrt oder maßgeschneiderte Konzepte für Veranstaltungen – der Wunsch nach immer größerer Perfektion und hundertprozentiger Sicherheit sowie der Druck der Erwartung scheinen ins Unendliche zu gehen. Die Diskussionen um die Nachhaltigkeit (die ich als Thema eigentlich schätze) treibt Blüten des Irrsinns: statt roten laminierten Herzen retten wir die Umwelt mit Bastelarbeiten aus Müll. Der Schnee von Frau Holle kommt biologisch abbaubar daher. Der Kampf gegen die Plastikflut ist ganz bestimmt sinnvoll – aber wenn ich vom Weihnachtsmarkt komme und auf fünf Jugendliche treffe, die sinnentleert China-Böller durch die Gegend werfen und die ich vermutlich bei der nächsten „Friday for Future“-Demo in der ersten Reihe wiedersehen werde, dann kommen mir mächtige Zweifel. Ich oute mich in diesem Zusammenhang: ich war nie ein großer Fan der Vorweihnachtszeit. Mag daran liegen, dass ich seit 26 Jahren natürlich in der Vorweihnachtszeit über Engel und Co. berichte. Solange das Kind klein war, gab es dennoch einen Zipfel von dem vielbesungenen Zauber – mit dem Alter des Kindes und von mir selbst hat sich das erledigt. Mir geht diese Zeit einfach nur auf die Nerven – und vom Geist der Weihnacht bin ich meilenweit entfernt.