CORONA-KRISE: TAGESPFLEGE IM NOTBETRIEB

Räumlichkeiten in der Tagespflege (Foto: Tagespflege)

Sprockhövel- Birte Heidemann ist Geschäftsführerin der teilstationären Einrichtung „Tagespflege am Turm“ in Niedersprockhövel, die vor wenigen Monaten in ihr neues Domizil auf der Hauptstraße umgezogen ist. Dort kümmert sie sich mit ihrem Team vor allem um Besucher mit körperlicher und/oder kognitiver Einschränkung. Oft ist auch eine Demenz diagnostiziert. Die Corona-Krise trifft auch ihre Einrichtung hart.  

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Birte Heidemann, Geschäftsführung „Tagespflege am Turm“, Sprockhövel (Foto: Pielorz)

„Wir hatten in dieser letzten Woche Notbetrieb mit bis zu fünf Gästen. Aber auch das hat uns unruhig gemacht: wir hatten Menschen mit Demenz dabei – ihnen kann man die ‚Coronaregeln‘ nicht beibringen. Und das verteilte Sitzen am Tisch mit jeweils einem Platz frei zwischen den Menschen hat eine ganz fiese Stimmung verbreitet. Wir hielten das für völlig unangebracht und haben nochmals etliche Telefonate geführt. Nun haben wir unseren Dienst komplett ‚ambulantisiert‘. Wir betreuen und pflegen unsere bedürftigsten Gäste nun stundenwiese zu Hause. Damit sie genug trinken, damit der Ehemann, der plötzlich allein dasteht, weil seine 24 Stunden-Betreuerin nach Polen zurückreiste, eine Hilfe hat, damit die sowieso schon bestehende häusliche Gewalt zwischen zwei dementen Ehepartnern nicht eskaliert.“

Doch die Probleme mit den Patienten sind nur ein Teil der Schwierigkeiten. Auch die Einrichtung selbst kämpft – wie so viele Institutionen – um das Überleben. „Es gibt vom GKV-Spitzenverband eine Empfehlung, dass die Kassen die Tagespflegeeinrichtungen so weiterfanzieren sollen, als seien die Gäste wie gebucht da gewesen. Aber die Länder müssen Regelungen selbst dazu bestimmen. Jetzt bin ich gespannt, ob das Land uns hilft. Die Regelungen dazu stehen noch aus. Das wäre eine große Chance für das Überleben meiner Einrichtung. Sorgenkind wäre dann nur noch die Miete, die ich bei Fortbleiben der Gäste auch nicht refinanziert bekomme. Das Geld für die Miete kommt nämlich auch in Kleinpauschalen pro Besuchstag/pro Gast herein. Hier zahlt der Kreis die Pauschalen. Dazu gibt es noch keine Reaktionen. Der Kreis wäre auch abhängig vom LWL Westfalen, der die Investitionskostenpauschalen berechnet. Bisher hat der LWL den Pflegeverbänden allerdings leider Absagen erteilt. Ich hoffe, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“

Ganz praktische Probleme gibt es auch beim Material. Vor allem bei den FFP-2 Masken. Diese partikelfiltrierende Halbmasken bieten Schutz und gliedern sich in verschiedene Schutzklassen. „Unsere deutschen Krankenhäuser und Pflegedienste haben jetzt schon mit einem Mangel an FFP-2 Masken zu kämpfen. Ich habe im Fernsehen einen Beitrag gesehen, dass ein Handwerker seine FFP-2 Masken einer Gesundheitseinrichtung gebracht hat. Diese Maßnahme finde ich großartig und hoffe auf Nachahmer. Auch die ambulanten Pflegedienste und Heime sind an ihren Grenzen. Ich selbst habe auch nur noch acht Masken. Ich halte es deswegen für sinnvoll, verfügbare Masken an das Gesundheitssystem zu übergeben.“ Birte Heidemann hat auch die SIHK angeschrieben mit der Bitte, als Multiplikator zu wirken und die Betriebe ebenfalls zur Hilfe aufzurufen.