„BOOM!“ SONDERAUSSTELLUNG IM LWL-INDUSTRIEMUSEUM

Hattingen – In der Sonderausstellung „Boom!“ geht es um die wechselvolle Geschichte der Henrichshütte vom Kaiserreich über die Weltkriege und die Zeit des Wiederaufbaus bis zum Strukturwandel. Den roten Faden bilden die Umbrüche in der Geschichte der Henrichshütte: der Einbruch der Industrie in das Idyll der Ruhrlandschaft sowie Zäsuren durch neue Technologien, neue Besitzer und neue Produkte. Es kommen Frauen und Männer zu Wort, die dabei waren, als es „Boom!“ machte und große Teile des Werks abgerissen wurden. Zeitzeugen des Strukturwandels erzählen von der Angst vorm Stillstand, dem Mut, Entscheidungen zu treffen und den Chancen, die ein Neuanfang bieten kann.

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Ende und Neuanfang und Ende

Dass in jedem Ende auch immer die Chance auf einen Neuanfang liegt, bildet den philosophischen Überbau der Ausstellung. Meilensteine der Hüttengeschichte werden in der Schau auf dieses Prinzip hin befragt. Mit der Gründung des Hüttenwerkes begann 1854 eine wechselhafte Geschichte voller Umbrüche. Innovative technische Verfahren wurden entwickelt, etabliert und wieder abgelöst. Die Besitzer wechselten, von Graf Henrich zu Stolberg-Wernigerode zu Henschel & Sohn, Ruhrstahl, Rheinstahl bis zur Thyssen AG – der Name „Henrichshütte“ blieb erhalten. Der wirtschaftliche „Boom“ der Henrichshütte veränderte auch die Hattinger Ruhrlandschaft: Als 1959 der Ruhrverlauf verlegt wurde, um das Produktionsgelände des Hüttenwerkes zu vergrößern, spiegelt dies die zeitgenössischen Prioritäten wider. Heute wird diskutiert, den ursprünglichen Zustand durch eine Renaturierung wiederherzustellen.

RuhrkanalNEWS Filmbeitrag „BOOM!“

Mit der Stilllegung der Henrichshütte ab 1987 begann ein neues Kapitel: Die Henrichshütte wurde Standort des LWL-Industriemuseums. Nicht länger als Produktionsstätte, sondern als Schauplatz für Bildung und Kultur, entwickelte sich die Hütte über die Grenzen der Stadt Hattingen hinaus zum gesellschaftlichen Ankerpunkt. Aber auch das Museum durchlief einen Wandlungsprozess und entwickelte sich von einer Asservatenkammer der Vergangenheit zu einem gesellschaftlichen Forum.

Die Hütte zwischen Abbruch und Aufbruch

Filmdokumente, Fotos und Objekte veranschaulichen in der Schau den Wandel: der Spaten von der Grundsteinlegung, der Eisenträger vom Abriss des Stahlwerkes ebenso wie Objekte, die die persönlichen Geschichten der Menschen erzählen, in deren Leben die Hütte eine Rolle spielte und noch immer spielt. Als materielle Zeugnisse verdeutlichen diese Erinnerungsstücke, wie stark die Henrichshütte auch über 30 Jahre nach ihrer Stilllegung im kollektiven Gedächtnis der Region verankert ist.

Im Jahr 2000 wurde die „Cupola“ in Hattingen gefertigt. Sie steht auch für einen Neuanfang auf der Henrichshütte: Erstmals wurde mit Aluminium auf der Henrichshütte gearbeitet. (Foto: RuhrkanalNEWS)

Mit der „Cupola“ – dem „Fenster zum All“ – kommt außerdem ein ganz besonderes Objekt aus der Endphase der Hüttenproduktion zur Henrichshütte zurück: Die „Cupola“ wurde im Jahr 2000 von der VSG Energie- und Schmiedetechnik in Hattingen gefertigt und ist eine baugleiche Version der Beobachtungskuppel der internationalen Raumstation ISS. Sie bietet mit ihren sechs seitlich angebrachten Fenstern und einem etwa 80 Zentimeter großen Fenster auf dem „Dach“ einen Panoramablick auf die Erde.

„BOOM!“ Die Hütte zwischen Abbruch und Aufbruch noch bis zum 3. November 2019 im LWL-Industriemuseum Henrichshütte.