ANSTALTSARZT JOE BAUSCH LIEST AUS SEINEM LEBEN

Joe Bausch liest in der StaBi (Foto: RuhrkanalNEWS)

Joe Bausch schreibt Widmungen nach Wünschen der Käufer (Foto: RuhrkanalNEWS)

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Hattingen – Die StaBi ist ausverkauft, als Joe Bausch ans Lesepult tritt. Genau genommen hätte sie auch drei- bis viermal ausverkauft werden können, so viele Anfragen hatte es gegeben. Und eins sei vorweg gleich festgestellt: Die 13€ Eintritt waren jeden Cent wert. Joe Bausch, Gefängnisarzt im Ruhestand, Schauspieler, TV-Experte und eben auch Schriftsteller ist ein angenehmer Mensch, frei von allen Starallüren. Kontakt zum Publikum gehört für ihn offensichtlich nicht „zum Geschäft“, sondern macht ihm Freude. Locker führt er durch seine Lesung, die genaugenommen eigentlich über weite Strecken eine Erzählung aus seinen Erlebnissen als Arzt in der JVA Werl besteht. Joe Bausch kehrt zwar immer wieder ans Lesepult zurück und liest Passagen aus seinem Buch, doch er leitet unterhaltsam, in freier Rede von einer Buchstelle zur nächsten.

„Auch wenn viele Geschichten lustig klingen und wir gemeinsam lachen, vergessen Sie nie, eigentlich steckt hinter jeder Begegnung mit meinen Patienten ein hartes Schicksal“, sagt Joe Bausch mehrfach an diesem Abend. Denn natürlich sollen sich die Zuhörer gut unterhalten fühlen, doch es geht eben immer auch um echte Menschen, selbst wenn die Namen natürlich verändert wurden.

Persönliche Widmung und Plausch mit Joe Bausch

Joe Bausch ist immer zu Fotos mit seinen Fans bereit (Foto: RuhrkanalNEWS)

Er spricht beispielsweise über den „Affenfelsen“ in der JVA Werl, den er jeden Tag aus seinem Bürofenster sehen konnte. Eigentlich ist es nur ein künstlicher Hügel aus Findlingen der von vier Fahnenstangen umgeben ist. Errichtet wurde er, um Hubschrauberlandungen innerhalb des Gefängnisses zu verhindern. Den Namen hat er bekommen, da, wie in der Natur, hier auf einen Blick die Rangordnung innerhalb der JVA zu erfassen ist. Die Bosse sitzen oben. Drei der Bosse sind im Gefängnis gealterte Berufsverbrecher, einer hatte immer die Fluchtwagen gefahren, der zweite konnte Safes klassisch mit Stethoskop „und Fingerfertigkeit“ öffnen, der dritte im Bunde war professioneller Einbrecher. Als sie im Alter jenseits der 65 entlassen werden, sind sich alle sicher, dass die drei niemals wieder einfahren. Doch nach einigen Monaten in Freiheit, viele Stunden hat das Trio gemeinsam an einer Trinkhalle im Ruhrgebiet verbracht, wollen sie es nochmal wissen. Gemeinsam starten sie eine Serie von Einbrüchen, plündern dabei ältere Tresore und fahren mit einem auffälligen Opel-Admiral zu den Tatorten. „Der Wagen war das Traumauto des Fluchtwagenfahrers,“ erzählt Joe Bausch. „Dem Trio war klar, dass man ihnen darüber auf die Spur kommen würde, aber es war auch die letzte Gelegenheit diesen Traumwagen zu besitzen und zu fahren.“

Rund 100 Zuhörer lauschen, lachen und sind begeistert von den Erzählungen und Leseproben. Und erfahren beispielsweise ganz nebenbei, dass die Kirche auf dem Gelände der JVA passend „St. Peter in Ketten“ heißt. In der Pause gibt es Wein sowie nichtalkoholische Getränke des Teams von „Vom Fass“ und die Mitarbeiterinnen der Mayerschen Buchhandlung verkaufen fleißig Exemplare des neuesten Buches von Joe Bausch. 30 Bücher gehen über den Tisch, sie werden zum größten Teil vom Autoren mit persönlichen Widmungen versehen. Einige Exemplare mit Unterschrift, aber ohne Widmung, sind zur Zeit noch in der Buchhandlung zu bekommen.

Das komplette RuhrkanalNEWS Interview mit Joe Bausch:

Am Ende lässt StaBi-Chef Bernd Jeucken versprechen, dass Joe Bausch auch mit seinem nächsten Buch für eine Lesung vorbeikommt, falls er noch eins schreiben wird. Für den zwischenzeitlich-Hattinger, der in den 80-er Jahren auf der Schulenburg wohnte und dort mit dem Ensemble des theaterpathologischen Instituts  legendäre Stücke aufführte, war damit der Abend nach der Lesung aber noch nicht beendet. Wie zu erfahren war, machte er noch einen kleinen Zug durch die Altstadt. Eine ganz persönliche Reise in die eigene Vergangenheit. Aber das ist eine andere Geschichte.

Gangster Blues – Harte Geschichten

Und für alle, die leider keine Karten mehr bekommen haben, hier ein kleiner Mitschnitt: