EINE ROSE FÜR NATHAN

Nathan, hier mit seiner Frau, so wie man ihn kannte (Foto: Privat)

Beliebter Hattinger Rosenverkäufer nach schwerer Krankheit verstorben

Im Kreise der Familie (Foto: Privat)

Im Kreise der Familie (Foto: Privat)

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Hattingen- Wer kannte ihn nicht, Nathan, den Rosenverkäufer aus Hattingen. Ein unscheinbarer, friedvoller, kleiner Mann, freundlich lächelnd schob er jahrelang etwas unbeholfen sein altes Fahrrad durch die Hattinger Altstadt. Die eine Hand fest am Lenker, die andere stets bereit für einen herzlichen Händedruck. Auf dem Gepäckgitter immer einen Strauß frischer Rosen, die er meist irgendwo in einem Hinterhof in einem großen Eimer Wasser deponierte. „Damit Blume frisch sein“ wie er immer sagte. Und das waren sie. Immer frisch.

Zurückhaltend ging er durch die Kneipen und Restaurants, ja fast aus dem Hintergrund heraus stand er auf einmal am Tisch, freundlich lächelnd mit einer Rose in der Hand. Keinen dummen Spruch wie „wolle Rose kaufen?“, nicht aufdringlich und fordernd wie man es sonst kennt. Nein, Nathan war anders.
Wenn man ihn sah, musste man einfach eine Rose kaufen und meist ging man dann mit 2 Blumen nach Hause, da die Tochter auch noch eine geschenkt bekam.

Das schöne an Nathan war, dass er seine Rosen liebte und die sollten auf jeden Fall so frisch wie möglich nach Hause gebracht werden. Also besorgte er nach dem Kauf direkt ein Glas mit frischem Wasser und deponierte vor dem Ausgang jeder Lokalität die erworbene Blume solange, bis man nach einem leckeren Essen das Lokal verließ und sie mitnahm.

Und auch wenn Nathan der Deutschen Sprache nicht wirklich mächtig war, ein Smaltalk war immer drin, selbst wenn man mal keine Rosen kaufte. Der feste, ernstgemeinte, freundliche Handdruck, der Gruß an die Familie, das herzliche Dankeschön, Nathan war ein Unikat der Altstadt, vielleicht auch, weil er von weit herkam und mit seinem Rosenverkauf täglich versuchte zu überleben, um seine Familie zu unterstützen. Und genau wegen dieser ehrlichen freundlichen Art haben viele Hattinger Nathan geliebt und ihm ab und zu etwas zugesteckt, auch wenn sie nichts bei ihm kauften. Aber letztendlich ging man doch wieder mit einer Rose nach Hause, da Nathan darauf bestand ein Geschenk machen zu dürfen.

Nathan im Rollstuhl, gezeichnet von seiner Krankheit (Foto Privat)

Nathan im Rollstuhl, gezeichnet von seiner Krankheit (Foto Privat)

Jeder der sich mit ihm ein wenig unterhielt, stellte schnell fest, Nathan war eine ehrliche Haut. Ein Typ Mensch der versuchte sich in der westlichen Welt zu Recht zu finden. Zu überleben. Und das lange vor der „Refugees welcome“-Zeit und ohne finanzielle Unterstützung vom Amt. Nathan war stolz auf sich und wollte es immer alleine schaffen. Geschenke nahm er selten an. Nur nach der Flutkatastophe in seiner Heimat machte er eine Ausnahme. Da sammelte er mit seiner Frau fleißig Spenden um sie „nach Hause“ zu schicken. Oft sprach er von seiner Familie aus Sri Lanka, seinem Sohn in Kanada, seinen Enkelkindern. Stolz zeigte er immer ein vergilbtes Foto seiner ganzen Familie, das er stets bei sich trug. Nathan war ein Familienmensch, wie wir alle, nur sehr fern von seiner geliebten Heimat. Und als die Sehnsucht zu groß wurde, zog es ihn zurück zu seinen Wurzeln.

„Ich bin traurig, aber ich freue mich sehr für ihn“, sagte damals Andrea Durante vom Altstadttreppchen, als Nathan 2009 den Entschluss fasste in seine Heimat zurück zu kehren. Und so haben fast alle Hattinger Gastronome reagiert. Traurig dass dieses Urgestein Hattingen verlässt, aber voller Freude und Glückwünsche für ihn, seinen Lebensabend wieder in der geliebten Heimat zu verbringen. Und welcher Rosenverkäufer kann schon von sich behaupten, dass er eine Lücke zu hinterlässt?

Nathan Pathmanathan Kanapathipillai, so hieß er mit vollem Namen, wurde im vergangenen Februar leider nur 71 Jahre alt.

Ende April verstarb er in Sri Lanka, nach schwerer langer Krankheit, im Kreise seiner Liebsten.